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Bold, Emely

Titel: Bold, Emely
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
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retten! Er würde alles geben, um die Vergangenheit ungeschehen zu machen, alles tun, um Vergebung zu erlangen. Alles aufs Spiel setzen, um nur noch einmal die Liebe in Sams Augen zu sehen. Mit dieser Hoffnung drehte er sich in Nathairas Stich und schluckte die todbringende Klinge mit seinem Körper. Zuerst hatte er gedacht, der Schmerz des langen, gebogenen Dolches würde ihm schwarz vor Augen werden lassen, doch er täuschte sich. Vanora ließ das Licht schwinden.
    Er hatte es geschafft, seine Schuld zu begleichen, war seinem Herzen gefolgt und hatte um Samanthas Liebe gekämpft. Und genau wie in Vanoras Prophezeiung geschrieben stand, hatte ihre eigene Tochter durch ihren Angriff es ihm überhaupt erst möglich gemacht, sein selbstloses Opfer zu bringen und damit den Fluch endlich zu brechen. Ja, Nathaira hatte den Fluch, den ihre Mutter Vanora vor beinahe drei Jahrhunderten ausgesprochen hatte, durch ihr eigenes selbstsüchtiges Handeln gebrochen.
     
    „Wenn du die Wahrheit erkennst, wird dich die Dunkelheit verschlingen – aber du wirst dabei glücklich sein.“
     
    Die Abschiedsworte von Beathas klangen Payton in den Ohren und tatsächlich wurde er von einem mächtigen Glücksgefühl durchflutet. Der Fluch war gebrochen. Für einen Moment spürte er nicht, wie ihm das Blut die Kleidung tränkte, merkte nicht, wie ihm Samantha immer weiter entglitt, sondern war froh, was auch immer kommen mochte, dieser Unendlichkeit ohne Liebe entkommen zu sein.
    Was auch immer kommen mochte? Er wusste die Antwort bereits: Er hatte genug Männer sterben sehen, im Kampf und auf dem Schlachtfeld, um zu wissen, was eine tödliche Verletzung war, und was nicht. Der Dolch hatte seine Milz durchbohrt, wichtige Blutbahnen durchtrennt und seine Lunge angeritzt. Er hatte bereits jetzt sehr viel Blut verloren und spürte mit jedem Atemzug, das Ende näher kommen. Er bekam keine Luft, hustete und schmeckte Blut. Trotz der Gewissheit, richtig gehandelt zu haben, überkam ihn nun die Angst.
     
    Endlich kam auch Blair in Bewegung. Entschlossen lehnte er sich über die Brüstung und griff mir unter die Arme. Mit einem kräftigen Ruck schafften die beiden Brüder es schließlich, mich über das Geländer zu ziehen. Gemeinsam sanken wir zu Boden. Erst jetzt bemerkte ich die Tränen, die ich vergoss und das Zittern, welches von meinem ganzen Körper Besitz ergriffen hatte. Und trotz der Tatsache, dass meine Schulter stoßweise Schockwellen des Schmerzes durch meine Glieder jagte, hatte ich nur Augen für Payton.
    Mir entging, dass Sean im Kampf mit Nathaira und Alasdair lag. Dass er Alasdairs harten Schlägen nicht länger würde standhalten können. Und ebenso wenig ahnte ich, dass die Polizisten bereits die Treppe zum vierten Stock gestürmt hatten und nun mit gezogenen Pistolen für Ordnung sorgen wollten. Dass Nathaira auf die Ordnungshüter losging, war abzusehen gewesen, schließlich schien sie vollends den Verstand verloren zu haben und nur am Rande nahm ich den Schuss wahr, der Nathaira niederstreckte. Dass sie in ihrem Todeskampf gälische Worte vor sich hinmurmelte hätte mich auch dann nicht gewundert, wenn ich direkt neben ihr gekauert hätte, so wie Sean. Und trotzdem erblasste Paytons Bruder und bekreuzigte sich hastig, als ihr Geist ihren Körper verließ und am Himmel ein letzter Blitz zuckte.
    All diese Dinge hatten für mich niemals stattgefunden. Ich hatte nur Augen für den Mann vor mir.
    Payton. Seine Liebe hatte mich gerettet, während ich zugelassen hatte, dass meine Zweifel unser Glück zerstört hatten. Wie dumm ich gewesen war. Und nun, wo ich meinen Fehler einsah, wo ich wusste, wie Unrecht ich ihm getan hatte? Sollte es jetzt zu spät sein? Seine Augenlieder flatterten, er hustete und schnappte nach Luft. Payton! Ich presste meine Hand auf seine Wunde, um die Blutung zu stoppen, doch vergeblich. Seine Hand fasste nach meinem Gesicht, strich mir über die Wange und wanderte weiter zu meinen Lippen. Wieder holte er gepresst Luft.
    „Bitte, …“, brachte er mühsam hervor.
    Mir rannen nun ungehindert die Tränen übers Gesicht. Das konnte nicht passieren. Das durfte doch nicht sein! Aber die Gewissheit in seinem Blick zerstörte meine Hoffnungen.
    „Bitte, … Sam,“, wiederholte er verzweifelt.
    Ich wusste, was er wollte. Einen Kuss. Aber ich wollte ihn nicht küssen, nicht jetzt! Nicht, um ihm dann zu erlauben, einfach zu sterben! Nein, ich wollte, dass er bei mir blieb, mich von nun an jeden Tag küssen
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