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Bold, Emely

Titel: Bold, Emely
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
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verwüsteten Burghof und kehrte dann diesem Ort des Todes den Rücken. Ohne ein weiteres Wort zu Cathal schwang er sich auf sein Pferd und galoppierte davon. Der Krieger ritt über die Hochebene, zurück zu der Stelle, an der ein weiteres Opfer dieser Nacht lag. Er ließ sich aus dem Sattel gleiten, sank ins Gras und hob seinen gerade erst sechzehn Jahre alt gewordenen Bruder auf seinen Schoß.
    „Wofür das alles?“
    Die gemurmelten Worte verklangen ungehört und Tränen des Schmerzes liefen über die Wangen des jungen Mannes. Er richtete seinen Blick in den Himmel und weder der Wind noch die vorbeiziehenden Wolken konnten ihm seine Frage beantworten. Sanft wiegte er seinen Bruder in den Armen und sprach dabei ein leises Gebet.
     
    Die Kämpfer auf dem Burghof und Cathal, der ebenfalls seinen Bruder in den Armen hielt, waren in dieser Nacht aufgebrochen, um Rache zu nehmen.
    Nun wurden sie Zeugen davon, wie sich der Himmel verdunkelte. Schwarze Wolken schoben sich vor den Mond und stießen die Welt in einen schwarzen Schlund. Alle Geräusche verstummten. Plötzlich zuckte ein glühender Blitz über den nächtlichen Himmel und entlud sich im Wehrturm der Burg. Gesteinsbrocken wurden aus dem Gemäuer gerissen und prasselten auf die Angreifer nieder. Aus dem Dach schlugen Flammen empor. Alle drehten sich zu der Stelle um, von der ein mystischer Gesang zu kommen schien. Ein einzelner Mondstrahl beleuchtete eine Frau. Sie stand auf einem Bergkamm, unweit der Burg. Jeder konnte sie durch das weit geöffnete Burgtor deutlich erkennen. Ihr schlohweißes Haar wehte im Wind, die Arme hatte sie in den Himmel emporgestreckt.
    „Vanora!“
    Nathaira flüsterte ehrfürchtig den Namen.
    Keiner wagte es, den Blick von der Gestalt zu nehmen. Vanora begann in einer merkwürdigen, alten Sprache, deren Klang einen ganz eigenen Rhythmus besaß, zu sprechen. Starker Wind kam auf. Die Krieger schützten mit den Händen ihre Augen vor dem herumwirbelnden Staub, denn keiner konnte den Blick abwenden.
    „Ein Fluch!“
    Erst leise und hinter vorgehaltener Hand, dann immer lauter fragten sich die die Kämpfer, was hier gerade geschah.
    Der ungewohnte Singsang der weisen Frau ließ alle erstarren und wurde dabei immer intensiver. Die Berge, die Bäume und die Burg selbst, schienen ihn noch zu verstärken.
    Kreischend löste sich Nathaira aus ihrer Starre.
    „Nein! Du Hexe!“
    Wie zwei Gegner standen sich die beiden Frauen trotz der großen Distanz gegenüber. Die eine weiß, vom Haar bis zu den blanken Füßen, die andere dunkel und beschmiert mit dem Blut ihrer Opfer.
    Alles schien sich nur noch um diese zwei Frauen zu drehen.
    „Sei still, oder es wird dir leidtun!“, schrie Nathaira und hob drohend die Faust in den Himmel.
    Vanora schenkte der jungen Frau keinerlei Beachtung. Als sie ihr Werk vollbracht hatte, zuckte ein letzter kraftvoller Blitz herab und im nächsten Moment legte sich der Wind und die Wolken verschwanden eben so schnell, wie sie heraufgezogen waren. Reglos stand die weiße Frau auf dem Bergkamm und schaute auf die Burg hinunter.
    Nathaira und Cathal hatten sich auf ihre Pferde geschwungen und preschten nun auf Vanora zu. Ohne Angst stand die alte Frau da und wusste um ihr Schicksal. Die Reiter kamen immer näher. Ruhe und Frieden senkten sich über Vanora, denn sie erblickte am anderen Ende des Tals einen grauen Schimmel, auf dessen Rücken sich die alte Amme festkrallte. Nur einen kurzen Augenblick war ihr dabei der Anblick des Kindes vergönnt, für dessen Leben sie hier und heute gehandelt hatte. Das Pferd verschwand aus ihrem Blickfeld in die Sicherheit der Highlands.
    Der schwarze Hengst von Nathaira hatte sie beinahe erreicht, da sprang diese aus dem Sattel und stürzte sich kreischend auf Vanora. Sie zog ihren Dolch aus der Scheide und stieß ihn der alten Frau ins Herz. Vanora hatte sich weder gewehrt, noch schien der Schmerz sie zu schrecken. Die Alte griff nach den Händen ihrer Mörderin. Mit eindringlichem Blick suchte sie das Gesicht der Dunkelhaarigen ab, und als sie fand, was sie suchte, lächelte sie.
    „Sguir, mo nighean. Mo gràdh ort.“
    Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Während sie einen vergebenden Kuss auf die Hände der jungen Frau drückte, verließ ihr Geist ihren Körper und die weißhaarige Frau starb.
    Cathal hatte die Beiden beobachtet.
    „Was hat die Hexe gesagt?“, verlangte er harsch zu wissen.
    Seine Schwester erhob sich zitternd. Alle Farbe war ihr aus dem Gesicht
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