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Bold, Emely

Titel: Bold, Emely
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
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Gefühlen, der gerade über euch hereinbricht, wieder verschwindet? Dass alles so ist wie vor wenigen Wochen?“
    Ihr Blick suchte den meinen und mir stellten sich die Nackenhaare auf. Die Welt begann, sich um mich zu drehen. Alles schien auf einmal wie in Zeitlupe abzulaufen: Ich vernahm ihre Worte und erkannte den lodernden Hass in ihren grünen Augen, ja erzitterte unter diesem Blick. Meine Faust schloss sich fest um die Klinke, drückte sie hinunter, während die schottische Hexe ihren Dolch hob. Wie aus weiter Ferne drangen die Rufe der Männer an mein Ohr. Gälische Wortfetzen vermischten sich mit Paytons schrecklichem Schmerzenslaut, als er erkannte, was sie vorhatte. Sean, der als Einziger neben Nathaira bewaffnet war, schien zur Salzsäule erstarrt. Voller Angst warf ich mich gegen die Tür, stolperte rückwärts über die Fußmatte und taumelte auf das vorgebaute Treppenhaus. Ich hatte einen Tunnelblick, nahm nichts wahr, außer den Dingen, die sich im Zimmer abspielten. Payton hatte sich Nathaira in den Weg geworfen, ihre Klinge sich in seinen Oberarm gebohrt, ehe sie ihn beiseite stieß und mir weiter folgte. Sie musste über unglaubliche Kräfte verfügen, wenn sie einen Mann wie Payton einfach so aus dem Weg räumte. Sie war so nahe. Meine Glieder waren wie aus Blei. Ich wollte rennen, aber ich konnte nicht. Meine Beine gehorchten mir nicht und ich taumelte kraftlos weiter. Ich hörte auf zu atmen, wappnete mich für den Stich, den ihr Dolch mir zufügen würde. Das Medaillon versengte meine Haut. Der kühle Stahl des Treppengeländers bremste meine Flucht. Nathaira hob ihren Dolch, dessen poliertes Metall die Sonnenstrahlen reflektierte, und stach zu. Ehe ich die Augen vor dem todbringenden Angriff verschließen konnte, hatte Payton die Hexe an ihrem schwarzen Haar gepackt und zurückgerissen. Ihre Klinge verfehlte ihr Ziel, schnitt mir stattdessen in die Hand, die ich ihr abwehrend entgegenstreckte. Payton wollte sie von mir wegziehen, doch noch ehe er sie überwältigen konnte, verzog sich ihr Mund zu einem freudlosen Lachen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und stieß mich gegen das Geländer. Ihr Stoß presste mir die Luft aus den Lungen, das Metall schnitt mir in die Hüfte und ich verlor das Gleichgewicht. Wie wild ruderte ich mit den Armen, versuchte irgendwo Halt zu finden und kippte seitlich über. Stürzte in die Tiefe.
    Der Abgrund! Der vierte Stock eines billigen Motels.
    Die Erinnerung überflutete mich:
     
    „Vanora? Was willst du von mir? Was ist hier los? Ich habe Angst!“
    Ihre Hand ruhte auf meinem Kopf, so als wolle sie mich segnen.
    „Stelle dich deinem Schicksal. Entsinne dich derer, von denen du abstammst. Hab keine Angst, aber hüte dich vor dem Abgrund.“
     
    So war es eben, im Moment des Todes: Zeit war relativ. Obwohl so viel gleichzeitig passierte, entging mir nichts. Hoch oben am Himmel hinterließ ein Flugzeug auf dem Weg nach Süden einen weißen Kondensstreifen, tief unter mir bogen Streifenwaagen in den Hof des Motels, das Blaulicht - ein Leuchten der Hoffnung oder ein Vorbote des Unheils? Paytons schriller, markerschütternder Schrei brachte mein Herz zum Singen, während er panisch nach mir griff. Wie eine stählerne Klaue gruben sich seine Finger in meinen Arm. Ein heißerer Schrei entstieg meiner Kehle, als die Sehnen rissen und meine Schulter mit einem lauten Knirschen ausgekugelt wurde. Vor Schmerz wurde mir schwarz vor Augen. Doch der Film meines Schicksals lief ununterbrochen weiter. Niemand vermochte es, die Pause-Taste zu drücken.
    Die Verzweiflung in Paytons Blick war unbeschreiblich. Seine Kiefermuskeln traten vor Anstrengung hervor, während das Blut warm aus dem Schnitt an meiner Hand quoll. Es malte ein rotes Muster auf Paytons Finger, deren eiserner Griff mich vor dem Sturz in die Tiefe bewahrte. Lange würde er mich mit seinem verletzten Arm so nicht mehr halten können. Millimeter um Millimeter sackte ich in die Tiefe, entglitt mein Arm seinen Fingern. Inzwischen war Sean seinem Bruder zu Hilfe gekommen und hatte Nathaira zur Seite gestoßen, wobei ihm sein Sgian dhu entglitt. Wie lebendige Schlangen wand sich Nathairas Haar um ihren schlanken Körper, als sie sich, einen weiteren Versuch unternehmend, mit ihrer Waffe auf meinen Arm stürzte. Payton drehte sich zur Seite, lenkte seinen Körper in die Klinge und zuckte qualvoll zusammen, als Nathaira ihre Klinge in sein Fleisch trieb.
     
    Plötzlich zogen dunkle Wolken auf, verdunkelten den Tag.
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