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Bokeh

Bokeh

Titel: Bokeh
Autoren: Chris P. Rolls
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verschwindet ein Stück Hoffnung. Nichts ist in seinem Fokus, was nicht im Fokus ist. „Danke. Ich habe es. Klasse. Das sind mit die besten Aufnahmen heute. Wunderbar.“
    Caleb taucht sofort aus den Schatten auf. Die Beule ist unübersehbar, doch mir ist nicht nach weiterem Flirten und ich trete neben Dirk an den Laptop. Diese Momente der Nähe liebe ich, auch wenn sie für ihn nicht dasselbe bedeuten.
    Gespannt scannt er die Bilder durch, murmelt vor sich hin. Gelegentlich vergrößert er eins, schaut sich Details an. Er ist zufrieden. Er hat, was er braucht.
    Mir gefallen die Fotos auch. Gut schaue ich aus. Nahe an perfekt. Eine schöne, selbstbewusste junge Frau. Ganz die Rolle, die es sein sollte.
    „Dann ziehe ich mich um“, sage ich, obwohl Dirk es nicht hören wird. Natürlich folgt Caleb mir zum Umkleideraum, bleibt im Türrahmen stehen, während ich abgeschminkt werde und mich umziehe. Wenn er glaubt, was Besonderes zu sehen, bitteschön. Scham ist etwas für Anfänger und Verlierer in diesem Beruf. Die Kameras sehen fast alles von mir, die Zeitschriften bilden jedes Foto ab. Was macht da ein weiteres Augenpaar aus, das gierig jedes bisschen nackte Haut betrachtet. Alles wesentliche bleibt ohnehin bedeckt.
    „Großartig hast du ausgesehen.“ Noch ein bisschen mehr Lob und es bildet sich Sabber an seinem Kinn. Ich sehe es und mustere ihn noch einmal gründlicher. Lohnt es sich für eine Nacht? Besonders gut aussehen tut er nicht gerade, da bin ich besseres gewohnt. Sein plötzliches Interesse schmeichelt mir, aber er ist definitiv der Falsche.
    „Caleb!“ Dirks Ruf lockt ihn endlich fort. Seufzend betrachte ich mich im Spiegel. Ein schmales Gesicht. Abgeschminkt ein wenig blass. Kajal um die Augen ist ein Muss. Ich mag mich. Ich bin schön, ich bin ungewöhnlich.
    Ringsum wird zusammengepackt. Feierabend für heute, ein erfolgreicher Tag. Morgen noch einmal, dann geht mein Flieger zurück nach Deutschland.
    Endlich taucht auch Dirk auf, seine Ausrüstung trägt er selbst, überlässt sie niemals jemand anderem. Er unterhält sich mit Caleb. Völliger Blödsinn, aber es versetzt mir Mückenstiche der Eifersucht. Keine Kamera mehr zwischen uns und ich lasse es mir nie entgehen, mich persönlich zu verabschieden.
    Masochistisch, ich weiß.
    Dirk ist ausnehmend gut gelaunt. Wie weggeblasen seine schlechte Stimmung. Das ist typisch für ihn. Er ist extrem emotional. Ein echter Künstler. Das muss so sein.
    Lachend klopft er einer Assistentin auf die Schulter. Oh, er ist in Feierlaune. Sehr gut. Ich bin sicher, dass es die letzten Fotos waren, die ihn in diese Stimmung gebracht haben.
    „Hört mal alle her: Wer kommt noch mit ins Pub? Leute, wir sind in London. Hier muss man ins Pub gehen. Caleb? Teresa? Vivian? Mirco? Was ist mit dir Joschi?“
    Ich stutze. Sein Blick ruht länger auf mir, als sonst. Und er lächelt. „Du musst unbedingt mitkommen, Joschi“, fährt er fort. „Lass dich und deine Flexibilität heute feiern. Ich gebe einen aus.“
    Seine Hand auf meiner Schulter sendet Hitze durch meine Blutbahnen, sein Lächeln, jagt den Pulsschlag hoch. Sein Duft … macht mich schwach.
    „Gute Idee.“ Mein Gesicht zeigt nichts. Hoffe ich. Es ist so verdammt schwer. Die schwerste Rolle, die ich spielen muss. Aber ich kann das. Ich kann jede Rolle spielen.
    „Finde ich auch“, raunt Caleb mir zu und legt mir im Hinausgehen seine Hand kurz auf die Hüfte. Dieser Abend wird auf jeden Fall interessant.

    6 Only You

    Caleb lächelt mich an, trinkt Bier und redet. Das tut er schon seit fast einer Stunde ununterbrochen. Ich lächle zurück und höre nicht zu. Zumindest nicht wirklich, aber ich kann es ihn glauben machen. Mein eigentliches Interesse teilt sich auf zwischen meinem Bier und natürlich Dirk. Letzterer hat selbstverständlich den größten Anteil. Und ich komme nicht umhin, auch Vivian mit dem einen oder anderen Blick zu bedenken. Denn mit ihr flirtet er leider viel zu offensichtlich. Teresa ist auch irgendwo, macht mit einem der Engländer herum. Wen interessiert es?
    Der Besuch des Pubs war eine dämliche Idee. Dumm von mir, mehr in jenen längeren Blick zu interpretieren, den Dirk mir im Studio zugeworfen hat. Nun zahle ich dafür. Dumm auch, dass ich mit Caleb noch immer an der Theke sitze und Dirk und Vivian hinüber zu dem Klavier gewandert sind. Ich wusste nicht einmal, dass er spielen kann. Aufmerksam beobachte ich, wie er den Deckel hochklappt und sich dransetzt. Vivian lehnt sich an
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