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Bokeh

Bokeh

Titel: Bokeh
Autoren: Chris P. Rolls
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über den Laufsteg marschiere. Die anderen Models können sich was bei mir abschauen.
    Es war ein voller Erfolg, sicherte mir vier Titelblätter, zunehmendes Interesse und in der Folge weitere Jobs. Und Lisa hatte ihren Triumph, denn wie ich später erfuhr, war es ursprünglich eine Wette mit einer anderen Agentur gewesen.
    Raffiniertes Biest, dafür mag ich sie.
    „Himmelherrgottnochmal!“ Dirks Geduldsfaden ist gerissen. „Das ist doch nun wirklich nicht so schwer, den Blick mal zu heben und nicht dauernd den Unterkiefer derart dämlich schmollend zu verziehen. Du siehst aus, wie eine belämmerte Kuh im Gewitter, aber nicht wie Miss Sexy 2013.“ Zornig stößt Dirk einen Stuhl um, der als Dekoration gedient hat.
    Die Kleine weint bereits. Mensch, die hat ja gar keine Nerven. Pech, Mäuschen, damit kommst du höchstens noch vor die Tür. Den Job kannst du vergessen.
    „Schaff sie bloß weg, bevor hier alles unter Wasser steht“, knurrt Dirk seine Helfer an. „Das war Zeitverschwendung. Da kann ich die Klamotten auch aus dem Fenster hängen und fotografieren. Macht hier eigentlich irgendjemand seinen Job richtig?“
    Oh er kommt wirklich in Fahrt. Meine Mundwinkel zucken. Dirk stapft zu seinem Laptop und löscht leise fluchend die Bilder. Er ist wunderschön in seinem Zorn. Haarsträhnen haben sich aus seinem Zopf gelöst, tanzen ihm vor der Nase und er streicht sie hektisch zurück.
    Alle im Studio ducken sich und versuchen im Dunkeln zu verschwinden. Niemand möchte gerne mit ihm zu tun haben, wenn er in dieser Laune ist. Leicht zieht man sich seinen Zorn zu.
    Hektik im Studio. Handys werden gezückt, sie sprechen leise rein. Ausnahmestimmung und Miss Ex-Model schluchzt herzerweichend auf dem Weg in die Umkleide.
    Mein Lächeln wird breiter und ich straffe mich.
    Zeit, für meinen Auftritt.

    4 Auf der Bühne

    „Seid ihr etwa schon fertig?“
    Ich bin neben ihn getreten, halb ins Licht der Scheinwerfer. Dirk dreht den Kopf, die Stirn ärgerlich gerunzelt. Dann erkennt er mich und ein Lächeln überfliegt seine Züge.
    „Joschi, dich schickt der Himmel“, seufzt er erleichtert und legt mir seine Hand auf die Schulter. Mein Herz spielt Bongo, jagt meinen Puls hoch. Dumme Schwäche, doch mein Gesicht zeigt nichts davon. „Endlich einer, der weiß, wie der Job geht. Komm, zeig denen mal, wie ein echter Profi das macht. Ich habe heute die Nase gestrichen voll von all den Stümpern.“
    „Ich weiß schon, warum ich diese Modeaufnahmen nur noch selten mache.“ Seufzend fährt er sich über das Gesicht. „Du bist ja schon umgezogen. Prima. Vielleicht schaffe ich heute tatsächlich noch was und wir hängen nicht bis Mitternacht in diesem muffigen Studio rum.“
    Er hebt den Kopf und schaut hinter mich. „Caleb, los kümmere dich darum, dass alle auf ihren Posten sind. Und schick mir danach eins von den anderen Models, aber wehe, die ist ebenso unfähig. Was macht Alessandro so lange? Packt dem bloß nicht wieder so viel Rot auf die Lippen.“
    Dirk ist wieder dabei, da ist sein übliches Feuer.
    Ich rühre mich erst, als er seine Hand von meiner Schulter gleiten lässt, spüre noch dem angenehmen Druck nach. Mehr Nähe gibt es für mich nicht.
    Ich trete ins Licht und Dirk verschwindet im Schatten hinter seiner Kamera. Ich bin auf meiner Bühne und er unerreichbar. Wir spielen das übliche Spiel.
    Grazil bewege ich mich, stelle den Stuhl auf und weiß, dass Dirk bereits jede meiner Bewegungen durch den Fokus seiner Kamera beobachtet. Wie ich mich hinabbeuge, nach dem Stuhl greife, ihn in einer Drehbewegung aufrichte, mein Bein über die Lehne schwinge und mich elegant darauf niederlasse. Das leise Klicken ist meine Musik und Bestätigung.
    Die enge schwarze Hose mit dem grauen Muster sitzt perfekt, das hellgraue Hemd aus edlem Stoff umschmeichelt meinen Körper. Tolles Outfit, gefällt mir. Vielleicht lege ich es mir zu.
    Meine Haare sind zurückgegelt. Kajal betont die Augen. Dandystyle und genau den gebe ich.
    „Zigarrenrauch?“, frage ich und in den Schatten lacht Dirk begeistert auf.
    „Perfekt, ja, genau das fehlt noch: ein wenig blauer Rauch. Caleb!“
    Sein Assistent springt schon. Ein zuverlässiger Typ. Er ist noch nicht lange dabei und hält sich bisher tapfer. Vielleicht bleibt er länger als andere. Ich sollte mir sein Gesicht merken.
    „Hier“, Caleb reicht mir eine qualmende Zigarre. Natürlich rauche ich nicht wirklich, die echten Züge nimmt er, damit es weiter qualmt. Ich spiele
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