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Böses mit Bösem

Böses mit Bösem

Titel: Böses mit Bösem
Autoren: Elliott Hall
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meinst meinen Vetter in Florida?«
    »Nein, Isaac Taylor. Er hat Ortiz ersetzt, als wir in der Metzgerschule stationiert waren.« Das war unser Spitzname für das Medizinische Institut der ehemaligen Teheraner Universität. Dort war unsere Kompanie den größten Teil des Krieges zu Hause gewesen.
    »Ah ja, der magere Junge aus New Jersey. Ich erinnere mich an ihn. War ganz nett, wenn ich mich nicht irre. Er ist dir auf Schritt und Tritt gefolgt wie ein verlassener Welpe.«
    »Daran erinnere ich mich nicht.«
    »Das ist dir nur nicht aufgefallen«, sagte Benny. »Du hattest |26| zu viel damit zu tun, ein Arschloch zu sein.« Benny aß die letzten Bissen seines
Kugels
und bekundete mit einem Rülpser, dass es geschmeckt hatte. »Der Junge hatte diese großen Rehaugen. Wie die Scharfschützen denen widerstehen konnten, ist mir ein Rätsel.«
    »Du nennst ihn immer einen Jungen«, bemerkte ich. »Dabei war er nur zwei Jahre jünger als wir.«
    »Tja, unter Dauerfeuer wird man schnell erwachsen. Warum rufst du mich plötzlich wegen dieses Burschen an? Er ist doch nicht tot, oder?«
    »Seine Verlobte hat ihn als vermisst gemeldet«, erklärte ich. »Wahrscheinlich ist gar nichts los, aber würde es dir etwas ausmachen, einmal für mich nachzuschauen?«
    »Wenn ich Nein sage, lässt du das Thema dann fallen?«
    »Da kennst du mich besser.«
    Das Quietschen von Bennys Stuhl zensierte einige seiner Flüche. »Okay, Taylor, Isaac, schauen wir einmal, was du getrieben hast.« Man hörte Tippgeräusche, unterbrochen von Pausen. Es dauerte länger als üblich.
    »Stimmt irgendwas nicht?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete er. »Einen Moment noch.«
    Ich wartete, während er seine Tastatur misshandelte.
    »Taylor, mit y, oder?«
    »Ja.«
    »Ich kann ihn nicht finden.«
    »Willst du damit sagen, dass die Armee keine Unterlagen über ihn hat?«
    »Es existiert nirgendwo etwas über ihn«, antworte Benny. »Armee, Finanzamt, Banken, Kreditgesellschaften; überall Fehlanzeige.« Jeder stand vom Tag seiner Geburt an in einer Datenbank. Wenn man den Führerschein erwarb, eine Stelle bekam, eine Steuererstattung beantragte, krank wurde, eine Hypothek aufnahm oder sonst auch nur das Geringste tat, außer vielleicht aufs Klo zu gehen, wurde das von jemandem |27| festgehalten, öffentlich oder privat. Wobei diese Unterscheidung keine große Rolle mehr spielte, da sowieso alles geteilt und hin und her geschoben wurde.
    »So was haben wir schon mal erlebt, Benny.« Als ich vor einem Jahr den Tod von Bruder Isaiah untersucht hatte, waren Jack Small und ich mit zwei Gangstern zusammengestoßen, die in den normalen Datenbanken nicht vorhanden waren. Ich kam nie dazu, die Frage zu klären, warum die beiden hinter Small und seinen Freunden her waren. Ich hatte zu viele andere Dinge im Kopf. »Das stinkt.«
    »Natürlich stinkt das«, sagte Benny. »Und zwar auf eine Weise, die wir beide kennen, und deshalb werden wir die Sache hübsch vergessen.« Es war keine Kleinigkeit, das Leben eines Mannes vollständig auszulöschen. Eine Menge Arme waren sicher dafür verdreht und auch ein paar Knochen gebrochen worden. Nur ein Anhänger der Erweckungsbewegung an den Schalthebeln der Macht konnte so etwas bewirken. Vielleicht war es sogar einer der Ältesten selbst gewesen. »Hast du vergessen, was der Direktor gesagt hat, als wir dir damals nördlich von New York den Arsch gerettet haben?«
    »Ich habe dem FBI den besten Fang verschafft, den es je hatte, da musste ich nicht um milde Gaben betteln«, sagte ich. »Außerdem war ich seit damals immer brav. Ich habe mich von der Staatsmacht ferngehalten und sie sich von mir.«
    »Eben, das ist es ja gerade«, erklärte Benny. »Ein ganzes Jahr lang hast du keine Dummheiten gemacht; ich habe Angst, dass du dir deine Kräfte für etwas wirklich absolut Idiotisches aufsparst. Tu uns allen einen Gefallen und lass die Sache fallen, okay?«
    »Du weißt, dass ich das nicht kann.«
    »Nur weil du mit dem Typen zusammen gedient hast. Na und, wir haben mit einer Menge Leute gedient.«
    »Er hat mir das Leben gerettet, Benny.«
    »Ja und? In einer Kampfzone rettet man einander andauernd |28| das Leben; das ist ein fruchtbarer Boden für diese Art von Betätigung. Warum musst du dich deshalb zu irgendwas verpflichtet fühlen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich. Das war schon komisch. Zehn Jahre lang hatte ich nicht an Isaac gedacht, jetzt aber hatte ich das Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein. »So ist das nun mal.
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