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Böses mit Bösem

Böses mit Bösem

Titel: Böses mit Bösem
Autoren: Elliott Hall
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Papierkorb, aber heute hatte ich ihr aus Gründen, die ich nicht benennen konnte, Aufschub gewährt. Einfach, weil ich sowieso nichts Besseres zu tun hatte, sah ich sie mir an.
    Die Nachrichten über meine Veteranenkollegen waren so vorhersehbar wie deprimierend. Ich kannte keinen der Namen. Diese Männer waren Veteranen aus dem Heiligen Land, nicht die Leute, die mit mir den Krieg im Iran durchgemacht hatten. Die Glücklichen unter ihnen hatten Arbeit bei Stillwater gefunden und bemannten Kontrollpunkte oder bewachten |21| Stützpunkte. Manche waren bei zweitrangigen Sicherheitsfirmen gelandet und standen vor Bahnhöfen. Einige wenige hatten sich dem Kriegsgeschäft vollständig entzogen, was heutzutage, da die Armee einem erst nach zehn Jahren Dienstzeit das College finanzierte, nicht allzu einfach war. Es waren wohl jene wenigen Erfolgsgeschichten, die mich daran hinderten, die E-Mails vollständig auszufiltern.
    Ich wollte die Mail gerade löschen und mir etwas anderes suchen, um meine Zeit totzuschlagen, als mir der vorletzte Punkt ins Auge fiel. Isaac Taylor war von seiner Verlobten Faye Grant als vermisst gemeldet worden. Wer Isaac in letzter Zeit gesehen habe, werde gebeten, die Vereinigung zu kontaktieren. Man konnte leicht vom Radar verschwinden, wenn man mittellos war oder an einer posttraumatischen Belastungsstörung litt, aber die meisten Männer, denen es so erging, hatten keine Familie beziehungsweise eine Verlobte. Keine dieser Möglichkeiten klang nach Isaac, aber ich hatte ihn seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Niemand brauchte mir zu sagen, was ein Jahrzehnt einem Mann antun konnte.
    Ich nahm das abhörsichere Handy aus der untersten Schreibtischschublade und rief Benny beim New Yorker FBI an. Jemand nahm ab, aber alles, was ich hörte, war Geknister.
    »Hallo?« Noch mehr Rascheln und dann schluckte jemand geräuschvoll, was das Rätsel löste. »Essen oder reden, Benny. Entscheide dich für eins von beidem.«
    »Ich sehe nicht ein, warum, da doch du mich störst. Ich mache gerade eine Nachmittagspause und esse meinen
Kugel
. Willst du mit mir plaudern oder bist du im Gefängnis?«
    »Weder noch.«
    »Da ich dich schon einmal am Hörer habe, sollten wir die Checkliste durchgehen. Du meldest dich wie üblich mit Verspätung.«
    »Schön«, sagte ich. »Bringen wir es hinter uns.«
    |22| »Was macht deine Gesundheit?«
    »Macht deine Frau sich darüber Sorgen oder das FBI?«
    »Beide«, antwortete Benny. Ich bezweifelte allerdings, dass die Gründe dieselben waren, es sei denn, Miriam betrachtete mich ebenfalls als ihr Eigentum.
    »Hast du alle Medikamente, die du brauchst? Du weißt schon, die blauen und die anderen, wie heißen sie noch   …«
    »Benny, wir gehen das zweimal im Monat durch. Man sollte meinen, du würdest die Namen inzwischen kennen.«
    »Es gehört nicht zu meinen Dienstaufgaben, bei deinem persönlichen Pharmazeutika-Regenbogen auf dem Laufenden zu bleiben«, motzte Benny. »Geh sie einfach durch, damit ich die verdammten Kästchen abhaken kann.«
    »Die blauen Tabletten helfen gegen die Übelkeit und die grünen sind gegen Muskelschmerzen. Die roten Tabletten verhindern, dass ich einen Krampfanfall bekomme und ins Koma falle. Na, klingelt es bei dir?«
    »Ja, schon gut. Du bist also okay?«
    »Ich sonne mich weiterhin in der Großzügigkeit des FBI.«
    Als die Armee nicht dafür zahlen wollte, herauszufinden, was mit mir in Teheran geschehen war, sondern mich einfach rausschmiss, hatte ich mit meinem Leben abgeschlossen. Das Kriegsveteranenministerium hatte zwar einen Medikamentencocktail gefunden, der die Symptome unter Kontrolle hielt, aber es konnte sich die Kosten nicht leisten. Nachdem ich mich zehn Jahre lang jeden Tag damit geplagt hatte, das Geld für die nötigen Medikamente zusammenzubekommen, war es eine große Erleichterung, das FBI als Sugar-Daddy zu haben. Doch nun war bei meiner Krankheit eine Veränderung aufgetreten.
    »Das habe ich nicht gefragt«, sagte Benny. »Wenn du meiner Frage weiter ausweichst, machst du mich misstrauisch, und du weißt, wie schlecht das für meine Verdauung ist.«
    »Ich hatte in letzter Zeit ein paar Nebenwirkungen.« In |23| der Nacht zuvor war ich auf dem Badezimmerboden aufgewacht, ohne Erinnerung daran, wie ich dorthin gekommen war und wie lange ich die Fliesen schon geküsst hatte. Der Duschvorhang war zerrissen, in der Wand war ein Loch und das Rasiergerät und die Fläschchen mit den Medikamenten, die auf dem Rand des
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