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Böses mit Bösem

Böses mit Bösem

Titel: Böses mit Bösem
Autoren: Elliott Hall
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erst einmal ein Freier mit von der Partie ist, wird viel Dreck aufgewirbelt«, entgegnete ich. »Es wäre leichter, ihr einfach nur Hausverbot zu erteilen. Wenn Mary bei Ihnen als Prostituierte verhaftet wird, steht Ihr Hotel bis zum Jüngsten Tag auf der Liste anrüchiger Häuser.«
    »Ich sorge dafür, dass die Polizei nicht involviert wird«, erklärte Jose. »Und das Komitee für Kinderschutz ist ja kein Problem mehr.«
    Das war ein sauberer Trick der Ältesten gewesen, als sie |31| Ezekiel Whites Tod öffentlich machten. Alle Medien und Staatsorgane hatten ihn zum Helden erklärt, weil er Bruder Isaiahs Tod »aufgeklärt« und bei dem Versuch, den Schuldigen zu fassen, sein Leben geopfert hatte. Die Ältesten hatten Whites selbstlosen Mut vergolten, indem sie das Komitee – die Holy Rollers, wie jeder sie nannte – aufgelöst, die meisten seiner Kräfte gefeuert und den Rest dem Heimatschutzministerium angegliedert hatten. Dieses Schicksal hatte das Komitee in jeder Hinsicht verdient.
    »Sind Sie sicher, dass sie Ihnen Ihre Geschichte abgenommen hat?«, fragte Jose.
    »Ich hab sie am Haken; die einzige Frage ist, wie lange Sie sie zappeln lassen wollen.«
    »Das Kniffelige an dieser Situation ist, dass sie einen meiner Angestellten korrumpiert hat. Deshalb ist das Hotel zu diesem ganzen Theater bereit. Sie bleiben am Ball, bis Mary – oder Lucille – den Judas verpfiffen hat. Danach werden wir dafür sorgen, dass das Problem verschwindet. Jener unglückselige Tropf, der letztlich als Freier herhält, wird sich nicht beschweren können. Hat sie Ihnen einen zeitlichen Rahmen vorgegeben?«
    Der Bildschirm, auf den ich schaute, zeigte jetzt die Nachrichten. Hinter einem Rednerpult, das mit dem Wappen des Heimatschutzministeriums geschmückt war, stand ein Mann, den ich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte und den ich auch nie wieder hatte sehen wollen. Der Ehrenorden des Kongresses hing um seinen Hals und fiel genau in die Mitte des Kamerabildes. Sein Haar war jetzt weißer, aber noch immer militärisch kurz geschnitten, und offenbarte ein vom Alter und diversen Verletzungen gezeichnetes Gesicht. Seine Augen stachen dunkel und mächtig daraus hervor. Es gab keinen Ton, aber ich hatte seine Stimme noch im Ohr, so wie sie früher geklungen hatte. Es war unmöglich, diese Stimme zu vergessen, wenn man sie einmal gehört hatte. Ich |32| hatte erfahren, dass er inzwischen anders sprach; eine Nebenwirkung des Kopfschusses.
    Es war während seiner Dienstzeit im Heiligen Land passiert. Die Kugel war unmittelbar unterhalb des rechten Auges eingedrungen, hatte sich auf der linken Seite des Halses wieder davongemacht und unterwegs den Kiefer mitgenommen. Er war bei der OP gestorben und wäre auch tot geblieben, gäbe es nicht das Wunder der Defibrillation. Nachdem sein Zustand sich wieder stabilisiert hatte, waren sechs verschiedene Operationen nötig gewesen, um seinen Kopf wieder zusammenzuflicken. Der größte Teil seines Kiefers bestand aus Titan und die Zähne waren aus Keramik, demselben Material, aus dem sie auch seine Gesichtsknochen gefertigt hatten.
    Die linke obere Ecke des Bildschirms wurde von dem allgegenwärtigen »Gedenken Sie Houstons!«-Logo eingenommen. Im vergangenen Jahr hatten die Ältesten oder ihre Lakaien bei den Medien beschlossen, dass die Worte allein nicht ausreichten, und hatten eine Luftbildaufnahme der Verwüstung hinzugefügt. Der Fallout hatte dafür gesorgt, dass alles noch immer so aussah wie zehn Jahre zuvor: Dieselben halb zerstörten Gebäude, dieselben auf die Seite geschleuderten Autos, dieselben Krater dort, wo einmal Menschen gelebt und gearbeitet hatten. Nur die Leichen waren entfernt worden. Das Gebiet war zur nationalen Gedenkstätte erklärt worden, um die Erinnerung an den Tag zu bewahren, an dem der Tod mit einer Atombombe im Gepäck in Houston eingetroffen war.
    Das Bild sollte gerechten patriotischen Zorn wecken, aber außer an den Mann auf dem Bildschirm erinnerte es mich nur an eine andere zerstörte Stadt. Das Zentrum von Teheran war nicht wie Houston verschwunden; die Gebäude, die wir nicht bombardiert hatten, standen immer noch da und die Straßen waren noch erkennbar. Verschwunden waren nur die Menschen, Amerikaner wie Iraner. Die Strahlung hatte |33| sie von innen zerfressen. Eine Gruppe von uns hatte überlebt, beschädigt, aber noch immer lebendig, und der Grund dafür war ein Rätsel, das keiner lösen wollte.
    Als ich nicht auf Joses Frage antwortete,
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