Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum
Autoren: Birgit Schlieper
Vom Netzwerk:
schuldig. Vielleicht hat sie ja wirklich Charlotta mit ihren Worten aus dem Haus getrieben? Mit dieser Schuld im Herzen wird sie ihren Mann nicht ansehen können. Seine Trauer nicht ertragen können.
    Und Niklas? Sie atmet tief ein. Wahrscheinlich wäre es am besten, er bliebe bei Uwe. Schwere Tränen steigen in ihr hoch. Sie steht kurz davor, alles zu verlieren.
    Zur gleichen Zeit ist auch Dagmar unterwegs. Auch sie hat eine Entscheidung getroffen. Natürlich wäre es besser gewesen, sie hätte Mark persönlich gesagt, dass Schluss ist. Aber sie wollte keine Nachfragen, keine Bitten. Und sie wollte auch nicht die Unterstellung, sie habe mit ihrem Ex wieder was angefangen. Sie hat nur gemerkt: Mark fehlt ihr nicht. Durch Emilias Unfall hat sie ihren Freund länger nicht gesehen – und es war ihr gar nicht aufgefallen. Sie hatte sich selber eingestehen müssen, sie war aus Bequemlichkeit und Angst vor Einsamkeit mit ihm zusammen gewesen. Eine kurze, heiße Affäre war in eine Besser-als-gar-keine-Beziehung übergegangen. Emilias Unfall hat ihr gezeigt: Es kann so schnell vorbei sein. Alles. Besser, man lebt vorher richtig.
    Mit kurzen Sätzen hatte sie Mark geschrieben, dass es vorbei sei. Sie hatte seinen Wohnungsschlüssel und einen Ring mit in den Umschlag gesteckt. Ganz kurz hatte sie gezögert. Der Ring hatte ihr schon gefallen.
    Â»Woher kommst du?« Michael ist schon auf. Er sitzt vor einem Kaffee in der Küche, hat die Abdrücke des Kissens noch im Gesicht.
    Â»Aus einer lauwarmen Beziehung«, lächelt sie.
    Er blickt sie nur fragend an.
    Sie zeigt auf die Tasse. »Ist noch einer da?«
    Â»Ja. Einer ist noch da«, sagt Michael und guckt sie sehr direkt an.

Blanke Nerven
    C harlotta wacht auf. Alles tut ihr weh. Vor allem ihr Kopf. Innen und außen. Sie tastet und fühlt eine große Beule hinten. Außerdem hat sie das Gefühl, dass der Boden unter ihr schwankt. Sie öffnet langsam die Augen, und es wird ihr klar, dass sie wohl auf einem Schiff sein muss. Einem kleinen Schiff. Sie schaut sich um und fragt sich, wie sie hierhergekommen ist. Dieser Julius muss sie hergebracht haben. Sie steht auf, wobei der Schmerz in ihrem Kopf noch unerträglicher wird, und geht zur Tür. Abgeschlossen.
    Sie setzt sich wieder und versucht zu überlegen. Was hat dieser Typ vor? Warum versteckt er sie? Zu diesem Zweck hat Emilia ihm doch niemals den Schlüssel zum Keller gegeben. Wahrscheinlich sollte er sie doch befreien. Stattdessen bringt er sie schlafend in ein anderes Versteck. Wieso überhaupt hat sie so fest geschlafen? Wahrscheinlich hat er ihr irgendwas Schweres auf den Kopf gedonnert. Deswegen auch die Beule und davon war sie bewusstlos.
    Bis gerade fand sie diesen Typen merkwürdig. Jetzt wird ihr klar, dass er viel mehr als nur merkwürdig ist. Dass sie ihn fürchten muss. Fürchterlich fürchten. Wer weiß, was er vorhat. Schlagartig wird ihr klar, was. Ihre Eltern werden eine Lebensversicherung gehabt haben. Nun sind sie tot und sie, Charlotta, hat wohl viel Geld geerbt. Darauf ist er jetzt scharf. Wahrscheinlich wird er sie nötigen, irgendwelche Überweisungen zu unterschreiben und sie dann laufen lassen.
    Nein.
    Ihr wird eiskalt.
    Natürlich wird er sie nicht laufen lassen. Weil sie zur Polizei gehen würde und ihn anzeigen würde. Sie kann ihn ganz genau beschreiben.
    Er wird sie umbringen.
    Und am Ende dieser Horrorgeschichte würden nur noch Emilia und Niklas übrig bleiben. Wenn überhaupt.
    Sie legt den Kopf auf die kalte Tischplatte und weint lautlos.
    Um acht Uhr öffnet die Bank, um zwei Minuten nach acht steht Julius am Schalter, hebt all sein Geld ab und geht zu Otto. Der wirft das Geld in eine Schreibtischschublade.
    Â»Ein Stempel fehlt noch. Heute Abend kannst du ihn abholen. Nicht vor sieben.«
    Â»Ich habe übrigens noch was. Liegt im Fahrradanhänger im Hof. Vielleicht interessiert dich das.«
    Â»Von dir ist das? Habe ich schon gefunden.« Otto macht die Schublade wieder auf, gibt Julius tausend Euro zurück.
    Der hebt nur eine Augenbraue. Er weiß genau, dass das Zeug weit mehr wert ist. Aber er hat keine Lust auf Streit.
    Er ist schon fast raus, da dreht er sich noch mal um. »Wie komme ich eigentlich am besten nach Südamerika?«
    Der alte Mann runzelt die Stirn. »Mit ihr und dem Pass?«
    Julius nickt.
    Â»Schiff. Kein Flieger. Am besten ab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher