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Böse Sterne

Titel: Böse Sterne
Autoren: Dietmar Bittrich
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Todesarten
    Versehentlich oder absichtlich bei der Jagd erschossen.
    Gegen die Wand gesemmelt.
    Bei der Atlantiküberquerung verschollen.
    Beim Drachenfliegen am Kirchturm aufgespießt.
    In eine Gletscherspalte gestürzt.
     
    Ihr Grabspruch
    Oops! Schiebt mir sofort einen Luftschlauch runter!
     
    Typische Widder
    Otto von Bismarck, Kanzler
    Adolf Hitler, Kanzler
    Helmut Kohl, Kanzler
    Joseph Ratzinger, Papst
    Margot Honecker, First Lady
    Jean Paul Belmondo, Boxer
    Doris Day, Nervensäge
    Ayrton Senna, Rennfahrer
    Dodi Al Fayed, Schnellfahrer
    Sarah Jessica Parker, Edelzicke
    Andrea Ypsilanti, Parteiführerin

|20|

    Stier
    21. 4.– 21. 5.
    Warum wir Sie mögen
    Sie sind so gutmütig, so anhänglich und so zuverlässig, über Sie können wir einfach nichts Böses sagen. Fällt jemandem etwas
     ein? Nein. Warum Sie in der Schule »Dumpfbacke« genannt wurden, bleibt uns ein Rätsel. Dass Sie von guten Freunden immer wieder
     als »Schlaffsack« bezeichnet werden, stößt bei uns auf Unverständnis.
    Nur weil Sie nicht aus dem Sessel hochkommen, nur weil Sie stur vor sich hinstänkern – ist das ein Grund, solche Worte zu
     benutzen? Unserer Ansicht nach nicht. Wir finden: Es muss auch Menschen geben, die einfach nicht in die Gänge kommen. Oder
     nur ganz langsam. Die sich behäbig durchs Leben schieben und in ihrem trägen Genuss nicht gestört werden wollen.
    |21| Es muss Menschen geben, die sich irgendwohin pflanzen und Wurzeln schlagen. Die beim Fernsehen ins Sofa sinken, Slow Food
     mampfen, etwas Schweres schlürfen und ansonsten niemandem etwas zu Leide tun. Ist das verwerflich? Wir finden es sympathisch.
     Und wenn Sie anschließend urgemütlich die Hände überm Bauch falten und einnicken – das ist nun vollends liebenswert!
    Warum soll jeder Mensch flexibel und offen für Neues sein? Es ist eine Bereicherung für diese hektische Welt, wenn jemand
     dickfellig seine einmal eingeschlagene Richtung beibehält, egal was kommt, und sich unablenkbar weiterwälzt. Wir halten es
     für ermutigend, wenn jemand mal nicht dem Neuen nachjagt, sondern das Abgestandene, Alte, Ranzige aufbewahrt.
    Man riecht es gleich, wenn man in Ihre Wohnung kommt. Hier lebt ein Mensch, der sorgsam die Tradition pflegt. Der die alte
     Luft gewissenhaft zu Ende atmet, bevor er das Fenster öffnet und zwei Kubikzentimeter neue einlässt. Der reifen Käse liebt.
     Der noch die unverdaulichen Rezepte seiner Mutter nachkocht und die gestärkte elterliche Unterwäsche aufträgt.
    Sie gehören zu den wenigen Personen, die die Vergangenheit zu schätzen wissen. Sie bewahren all die alten Briefe auf und die
     Armbänder und Haarschleifen und natürlich die Fotos. Ach, übrigens, haben Sie die Dias Ihrer Eltern inzwischen eingescannt?
     Oder wartet da noch eine erfüllende Arbeit? In den alten Bildern sind die Ruhe und das Tempo einer beschaulicheren Zeit festgehalten. |22| Da schwebt eine Aura von Stillstand und Unbeweglichkeit – darin können Sie sich wiederfinden. Das ist Liebe.
    Unsensible Leute behaupten, Sie klebten an alten Geschichten und kämen von der Vergangenheit nicht los. Na und? Warum sollten
     Sie? Im Altbekannten, Vertrauten liegt so viel Sicherheit. Im ewig Gestrigen verbergen sich ungehobene Schätze. Diese Schätze
     heben Sie, diese Schätze hüten Sie. Die vermehren Sie sogar. Ihrer Sammlung modernder Antiquitäten fügen Sie immer neue
     alte Fundsachen hinzu, stockfleckige Bücher und kostbare Gedenkstücke mit dem authentischen Aroma feuchter Verliese.
    Ihre Wohnung soll mittlerweile ganz oben stehen auf der Liste des Weltkulturerbes, als Museum und Trutzburg. Sie werden diesen
     Status hoffentlich nicht gefährden, indem Sie irgendwelche Veränderungen vornehmen? Nein, ganz sicher nicht.
    Sagen Sie – verreisen Sie eigentlich noch, oder bleiben Sie jetzt endgültig zu Hause? Schon die Klassenfahrten früher haben
     Ihnen immer schlaflose Nächte bereitet. Damals schon benötigten Sie das Neue und Ungewohnte nicht. Heute wollen Sie erst recht
     keine Veränderung. Zu Hause erholen Sie sich am besten. Da haben Sie Ihren eigenen Kühlschrank, einen eigenen Herd. Sie wissen,
     wo Sie die Lebensmittel kaufen können, die Sie immer essen. Da müssen Sie sich nicht umstellen.
    Wie bitte? Sie haben wagemutig, ja, geradezu leichtsinnig eine Reise geplant? Und wohin? Ach, richtig. Sie |23| fahren ja immer an denselben Ort. Das hat sich bewährt. Oder, damit man Ihnen keine Einfallslosigkeit vorwirft, an einen der
     drei
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