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Böse Sterne

Titel: Böse Sterne
Autoren: Dietmar Bittrich
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Manchmal noch ein nasses Puff. Das war’s. Die Luft ist raus,
     Ihr Feuerchen verkokelt. Und so geht es immer. Sie begeistern sich hysterisch, fangen an mit viel Tamtam, alle sollen zusehen.
     Sie kommen sich oberdynamisch und |10| mitreißend vor, das geht voll ab, Leute! Und dann, na ja, räusper, dann wird es mühsam. Dann möchten Sie gerne, dass jemand
     anderer weitermacht. Sie würden inzwischen ganz gern was anderes beginnen.
    Sportlich wurden Widder früher im Staffellauf eingesetzt. Leider schafften sie es selten bis zum ersten Übergabepunkt.
     Sie wollten das Staffelholz am liebsten kurz nach dem Start gleich wieder abgeben. Wie Sie. Genau genommen möchten Sie immer
     nur starten.
    Okay. Können Sie ja. Sollen Sie doch. Sie haben nun mal diese schnell verpuffende Anfangsenergie. Mit der haben Sie bereits
     als Kind Ihre Mutter genervt. Sie waren laut. Waren ungeduldig. Waren fordernd. Dass Sie überhaupt klein waren, haben Sie
     als persönliche Beleidigung empfunden. Deshalb haben Sie sich großspurig vom Wickeltisch gerollt und sind prompt mit dem Hinterkopf
     auf die Fliesen geknallt. Viele erklären sich Ihre bezaubernde Beschränktheit daher.
    Sie haben sich bei der ersten Ausfahrt aus der Karre geworfen und sind am Baum gelandet oder in dem weichen Klecks darunter.
     Sind bei Ihren ersten Schritten gegen die Tür gesemmelt. Mit Ihrem ersten Ball haben Sie das Küchenfenster zerlegt. Mit dem
     ersten Dreirad sieben Autos zerschrammt. Von Ihrem ersten Motorrad wollen wir erst gar nicht reden.
    An all dem hat sich nichts geändert. Ihr kopfloses Geholze ist kein bisschen sensibler geworden. Sie sind immer noch der kleine
     Berserker, vor dem Vögel, Katzen |11| und kleine Hunde Reißaus nahmen. Es ist, als ob Funken aus Ihrem Schädel sprühten. Als würde dauernd eine Zündschnur brennen.
     Als könnten Sie gleich explodieren. Was Sie wollen, müssen Sie sofort kriegen. Selbst wenn Sie dafür grob werden müssen.
    Wundert es Sie, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen offiziell vor dem Sternzeichen Widder warnen wollte? Weil die
     Mehrheit der Mitglieder die Ansicht vertrat, die Menschen müssten geschützt werden vor den Widdern, diesen ewig gereizten
     Kriegern und Streithammeln?
    Und wissen Sie, wer sich dann für Ihre Rechte eingesetzt hat? Wir. Ja, genau. Sehen Sie uns an. Wir haben Verständnis für
     Ihre krakeelende Unreife. Für Ihren heißen Dampf. Für Ihr Gebrause, wenn Sie sich zurückgesetzt fühlen. Wir finden, Leute
     wie Sie gehören in die Welt   – Leute, die Spaß an der Rivalität haben und das Kriegsbeil ausbuddeln, das Feiglinge vergraben haben. Leute, die ungeschminkt
     cholerisch, intolerant und rücksichtslos sind. Die ihren Egoismus nicht ängstlich verheimlichen, sondern offen vor sich hertragen.
    Solche Leute gehören in die Welt, und damit meinen wir: in die weite Welt. In die Welt da draußen. Sie erwähnten doch vorhin,
     Sie wollten bald aufbrechen auf eine abenteuerliche Reise? Hätten Sie nicht Lust, das jetzt und sofort zu tun? Ach bitte!
     Den Rest schicken wir Ihnen per Mail.
     
    |12| Ihr sicherer Weg zum Liebeskummer
    Einer der berühmtesten Widder war Giacomo Casanova. Er war gebildeter als Sie. Er konnte glänzend schreiben. Seine Memoiren
     sind bis heute die anschaulichste Schilderung seiner Epoche. Aber Sie wissen, wofür er berühmt war und ist: dafür, dass er
     nach kürzester Zeit die Nase voll hatte von seinen Liebespartnern. In der Nacht noch scharf geflüstert, am nächsten Morgen
     weitergereist. Selbst wenn Sie nicht über die gleiche Verführungskunst verfügen, nicht über des Meisters Geist, Witz und Charme,
     etwas haben Sie doch mit ihm gemein: das geringe Durchhaltevermögen.
    Sie sind ungeeignet für Partnerschaften. Dass da jemand ist, der Ansprüche anmeldet, der Zärtlichkeiten wünscht, teilhaben
     möchte, der sich gelegentlich sogar beklagt, das stört Sie enorm. Dass Sie sich um jemanden kümmern sollen, das raubt Ihnen
     die Geduld. Sie haben einfach nicht die Kraft, irgendwo länger zu verweilen. Schon gar nicht bei einem anderen Menschen. Eine
     zappelige Unruhe treibt sie weiter. Sie wollen unterwegs sein. Eine längere Bindung klingt für Sie wie ein Haftbefehl.
    Natürlich verlieben Sie sich. Sie mögen das Knistern. Dass da jemand ist, den Sie begehren, aber nicht gleich haben können:
     Das finden Sie aufregend. Dieses Prickeln. Diese kitzlige Spannung. Das ist und bleibt für Sie die einzige Liebe: die Phase
    
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