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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
Autoren: Barbara Brühwiler
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werden.
    Beim Einkaufen lächeln mir strahlend weisse Zähne in dunklen Gesichtern entgegen, und am Rotlicht halten mir die mobilen Händler hoffnungsvoll Zeitungen, Kleiderbügel und Aufladegeräte für Mobiltelefone an die Autoscheibe.
    Afrika. Nicht nur das Afrika der wilden Tiere und der Savannen, sondern das Afrika der Menschen, die hier leben. Es ist exotisch und spannend und ich habe mich bereits in dieses Land verliebt.

3
    Madam und die Einwanderer
    _______

    „Und dann habe ich extra noch den Brunnen geputzt. Das Wasser herausgeschöpft, die drei Brunnengefässe gründlich geschrubbt, und danach wieder frisches Wasser nachgefüllt.“ Diese Erklärung wird mit eleganten Bewegungen einer perfekt manikürten Hand unterstrichen.
    „Wow, das haben Sie alles gemacht?“
    „Also, ich habe meinen garden boy angewiesen, das alles zu machen.“
    Lizette, unsere Vermieterin, ist durch und durch Südafrikanerin. Mittvierzigerin, sehr schlank, lange blonde Haare mit Sonnensträhnchen, von der Sonne geröstete Haut, affektierte Sprechweise und einen leichten afrikaansen Akzent im ansonsten perfekten Englisch. In einer Welt mit Bediensteten aufgewachsen, hat sie keine Mühe damit, eine ganze Truppe von Hausangestellten auf Trab zu halten.
    Ich fühle mich sofort wie in den Comic-Büchern von „Madam & Eve“. Diese südafrikanischen Cartoons, die ich gerade erst entdeckt habe, nehmen eine Dame aus einem schicken Vorort von Johannesburg und deren Maid aufs Korn. Madam liest gerne die Zeitung und aalt sich am Pool, während ihre Maid Eve putzt, und diese revanchiert sich damit, dass sie während Madams Lieblingssendung im Fernsehen staubsaugt und regelmässig auf dem Bügelbrett unter einer Zeitung ein Nickerchen macht. Das perfekte Lehrbuch für Ausländer, die der hiesigen Sitten noch nicht kundig sind!
    Unsere Madam stellt bei einem Rundgang durch das Haus zungenschnalzend fest, dass unsere Vormieter es offenbar nicht für nötig befunden haben, die Spuren ihrer Anwesenheit zu beseitigen. Doch dieses Problem kann behoben werden: Mit einem glänzenden und funkelnden Mobiltelefon ordert Madam zwei Maids in den Einsatz, welche sich sofort um die schmutzigen Fenster, nassen Teppiche, staubigen Schrankfächer, klebrigen Türfallen, schmierigen Backofenbleche und verkalkten Duschköpfe kümmern sowie auf den Knien robbend den Boden mit Stahlwolle schrubben sollen.
    Lizette wird die Arbeit abends kontrollieren, doch für den Moment ist ihre Aufgabe erfüllt und sie hat noch Termine – mit ihrer Kosmetikerin, wie ich mit leichtem Neid vermute. Mit zwei Luftküsschen verabschiedet sie sich auf klappernden Absätzen und schnurrt in ihrem Mercedes-Sportwagen davon.
    Und dann kommt Clara, unsere neue Maid. Sie bezieht den sogenannten maid’s room , eine Art Studio, das bei den grösseren südafrikanischen Häusern in einer schattigen Ecke angebaut ist und über einen separaten Eingang verfügt. Der maid’s room besteht meist aus einem Zimmer mit Einbauschrank, einer Kochecke und einem Badezimmer. Verglichen mit den Räumen des Haupthauses ist dies normalerweise eher bescheiden, jedoch recht grosszügig zum Beispiel für skandinavische Verhältnisse, die ich vor allem durch mein eingehendes Studium der IKEA-Kataloge zu kennen meine.
    Urs, der Vorgänger von Lukas, hat den Hausrat von Clara auf einen geliehenen Pick-up oder bakkie , wie man diese Vehikel hier nennt, geladen, und wir helfen ihr, sich in ihrem Raum einzurichten. Danach fährt sie an ihren alten Wohnort zurück, um bei Urs und Carmen noch zum letzten Mal Hand anzulegen.

    Wir überfahren beinahe den Gärtner, als wir vor dem Haus von Urs und Carmen eintreffen. Es ist so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen kann, und der arme Kerl hat die undankbare Aufgabe, den Gästen einen Parkplatz zuzuweisen. Urs und Carmen haben zu einer Abschiedsparty eingeladen. Ihr Haus ist verkauft, ihr Hausrat wird in zwei Tagen eingepackt, danach werden sie noch Ferien an der südafrikanischen Küste machen und schliesslich in die Schweiz fliegen.
    Die Gastgeber begrüssen uns an der Haustür, allerdings nur kurz, denn bereits sind weitere Gäste eingetroffen. Mit einem Glas in der Hand wandern wir nach draussen. Es ist ein angenehm warmer Sommerabend und die Gäste plaudern im Freien. Wir sind die einzige Familie mit Kindern, denn in südafrikanischer Manier haben die anderen Eltern ihre Kinder zu Hause bei der Maid gelassen. Mit Max auf dem Arm und Tim im Auge folge ich
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