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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
Autoren: Barbara Brühwiler
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elektrisch geladenem Draht geschützt, durch Kameras überwacht und durch den Sicherheitsdienst patrouilliert. In das Dorf hinein und heraus kommt man nur durch zwei Tore, die mittels Schlagbalken gesichert und durch Pförtner bemannt sind. Die Einwohner haben auf der Ein- und Ausfahrt je eine eigene Spur, auf der sie zum Schlagbalken fahren und ihre Zutrittskarte elektronisch registrieren. Besucher hingegen müssen auf der Besucherspur vor dem Schlagbalken anhalten und dem diensthabenden Pförtner ihren Namen und ihr Ziel nennen. Der ruft den potentiellen Gastgeber an und fragt nach, ob der Besuch genehm sei. Erst nach dessen Zustimmung und nachdem der Name und die Autonummer des Besuchers im Buch vermerkt und sogar der Führerausweis des Gastes eingescannt ist, darf der Estate betreten werden. Als Einwohner von Dainfern hat man also immer ein paar Minuten Zeit, um sich nochmals die Nase zu pudern, bevor die Gäste eintreffen. Oder man muss ungebetene Gäste gar nicht empfangen, man kann ja einfach „ No comprende “ in den Telefonhörer nuscheln und aufhängen.

    Danach habe ich noch Zeit für eine Weiterbildung in Sachen südafrikanisches Leben: Ich besuche den Zeitschriftenstand im Spar Supermarkt. Magazine liebe ich, und ich finde, sie sind immer auch ein Spiegel der jeweiligen Gesellschaft. Also mal gucken, wie die Südafrikaner so sind... Die Auswahl davon ist schon mal beeindruckend. Zeitschriften übers Einrichten, natürlich, Frauenzeitschriften, Klatschzeitschriften, Sport, Wirtschaft, Kinder – alles da im Überfluss. Ein paar davon finde ich aber wirklich aussergewöhnlich. Ein Heft trägt zum Beispiel den Titel „Africa’s Bow Hunter“ – geht es da tatsächlich um das Jagen mit Pfeil und Bogen?! Überhaupt hat es gleich mehrere Magazine zum Thema Jagen, das muss also populär sein. Gleich daneben stehen die Zeitschriften über die Tierwelt wie zum Beispiel „Africa Geografic“. Die Sport-Sektion ist auch gewaltig, viel grösser als der Teil mit Wirtschafts-Titeln. Viele Hefte übers Fliegen gibt es da, und zum Beispiel auch eine Zeitschrift über die „Sharks“, die Rugby-Mannschaft von Durban. Und das in Johannesburg! Und eine, die sich nur an Golferinnen wendet, „SA Woman Golfer“. Ganz ungewöhnlich finde ich auch „Popular Mechanics“ – ein Heft extra für die Daniel Düsentriebs von Südafrika? Der kernige Mann, der erstaunlicherweise sogar Magazine liest, kann sich auch über vierrädrige Vehikel weiterbilden, mittels „Bakkie and Truck“, ein Heft über Pickups und Lastwagen. Mit ein bisschen Glück würde ich ja eine Erklärung für diesen Widerspruch finden im Magazin „Psychologies“, wo der Inhalt Titel ist. Daneben stehen die Zeitschriften für die Kinder, angeführt natürlich von Disney und Barbie. Die Klatschhefte haben Brad und Angelina auf dem Titel, also keine Überraschungen da, obwohl es ohne Zweifel auch eine genügende Anzahl an lokalen Promis gibt. Bei den Einrichtungsmagazinen gibt es zum Beispiel „House and Garden“ und „Garden and Home“, da war wohl jemand nicht so kreativ. Die Frauenzeitschriften sind für mich die interessantesten, da kenne ich mich am besten aus. Auffällig scheint mir die Ausrichtung auf Haus und Hof, sozusagen – „Woman and Home“, also Frau und Heim, das wäre im deutschsprachigen Raum sicherlich kein politisch korrekter Titel. Noch schlimmer: „Good Housekeeping“, gute Haushaltsführung. „My Family“ gehört auch in diese Kategorie; es wirbt auf der Titelseite mit „40 Rezepten, die der ganzen Familie schmecken“. Die Frau in den Dreissigern scheint sich auf diese Zeitschriften beschränken zu müssen, denn es gibt ein Angebot für jüngere Frauen (z.B. Cosmopolitan, Glamour und Cleo) und eins für Frauen über 40. Das ist übrigens erstaunlich reichhaltig, scheint eine gute Käufergruppe zu sein.
    Ich entscheide mich für „Woman and Home“ und „House and Garden“, weil ich mich nach meinem eigenen Heim sehne. Im Transit in möblierten Unterkünften? Ich habe es langsam satt.

    Nach zwei Tagen fragt mich Tim im Auto, was sometimes heisse. Ich kann aufatmen, denn er hat sich schon genügend an die neue Umgebung gewöhnt, dass er zwar noch nicht gerne, aber doch ohne grossen Protest morgens in die Krippe geht. Max hingegen hat die ganze Aktion von Anfang an gelassen genommen. Er interessiert sich für die neuen Spielsachen und ist mit der aufmerksamen Betreuung offenbar sehr zufrieden. Zudem kriegt er dauernd
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