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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
Autoren: Barbara Brühwiler
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Bringt’s der wirklich?“
    „Klar, so ein kleiner Grill genügt hier. An den Picknickplätzen in Südafrika hat es immer schon einen braai installiert, da brauchst Du nicht mehr.“
    „Und die Stühle, die sind super bequem. Wo habt Ihr die her?“
    Gemütlich lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und blinzle in die Sonne. Lukas fachsimpelt mit Heinz über Camping- und Grillausrüs-tungen, Max wirft Lego durcheinander auf einer Decke unter dem Baum und Petra und ich räkeln uns auf den weichen Campingstühlen und trinken Piña Colada-Drinks. Schon wieder ein Gefühl wie Urlaub. Mein Akku lädt auf.
    Petra schüttelt ihren akkurat geschnittenen dunkelblonden Pagenschnitt. „Seltsam, dass Sonia und Alex noch nicht da sind! Die sind sonst immer pünktlich, und jetzt sind sie schon eine halbe Stunde zu spät.“ Weil es so schön warm und bequem ist, haben wir jedoch nicht die Energie, länger darüber nachzudenken. Angesichts der Düfte, die vom Grill zu uns wehen, unterhalten wir uns lieber darüber, wo man in dieser Stadt die besten Lebensmittel kriegt. Petra schwärmt vom „Berliner“ Metzger, wo sie die Würste gekauft hat, die auf dem Grill brutzeln. „Wie Schweizer Cervelat, Du wirst sehen!“ Dort könne man auch deutsche Spezialitäten wie Lebkuchengewürz, Sauerkirschen, Rahmfestiger und einen grossen Teil des Maggi-Sortiments finden. Und Fleischkäse. Nebst perfekt abgehangenem Frischfleisch und etlichen Sorten Aufschnitt. „Warst Du schon mal im Superspar in Broadacres? Das ist der beste Supermarkt, den ich kenne!“ Und das muss etwas heissen, denn in den nächsten sechs Minuten zählt sie geniesserisch Produkte auf, die ich nicht unbedingt jeden Tag brauche. Nicht mal jeden Monat. Wie zum Beispiel Lindenblütentee, ohne Schale gemahlene Mandeln, Kren und Hoisin-Sauce. Allmählich kriege ich den Eindruck, dass ich es hier mit einer sehr ernsthaften Köchin zu tun habe. Ausserdem kriege ich ernsthaft Hunger.
    Unsere Männer sind bereits damit beschäftigt, die Jungmannschaft abzufüttern. Es scheint eine südafrikanische Sitte zu sein, den Kindern zuerst aufzutischen, damit die Eltern danach in Ruhe essen
können. Wir werden diese Sitte wohl mit Freuden übernehmen – zusammen mit Kleinkindern zu essen hat schliesslich grosses Frustpotential. Mama möchte ihr Mahl gerne heiss geniessen, doch weil der Sprössling höchstens lauwarmes Essen akzeptiert, muss dieses erst eine Viertelstunde kalt gepustet werden. Sobald sich Mama also endlich ihrem eigenen Teller zuwenden kann, ist dessen Inhalt auch ohne Pusten kalt geworden.
    Zum Glück verkündet Heinz kurz darauf, dass das Fleisch nicht mehr länger auf Sonia und Alex warten könne, und wir machen uns über die köstlichen Würste und Koteletts nebst wunderbarem Papaya-Reis-Salat und selbst gebackenen Brötchen her. Petra hat meine Vermutung bestätigt und sich als exzellente Köchin erwiesen. Die Knackwürste vom „Berliner“ Metzger schmecken tatsächlich fast wie Schweizer Cervelats, aber interessanter finde ich boerewors , die südafrikanischen groben Bauernwürste, die ich bisher noch nie gekostet hatte. Die hiesige Spezialität ist recht eigenwillig gewürzt – mit Koriander, Nelken und Muskatnuss, wie Petra mir erklärt. Dazu gibt es ein Glas südafrikanischen Chardonnay – herrlich!
    Als wir uns mit vollen Bäuchen zurücklehnen, parkiert ein Geländewagen neben uns: Familie Schlatter ist eingefahren, also Sonia und Alex mit ihren Kindern Jana und Reto. Sonia wirft aufgeregt ihre dunkle Mähne zurück und trompetet: „Isch glaube das einfasch nischt! Eine Löwe 'at uns angegriffen! Wir konnten uns nischt mehr von die Stelle rühren, bis die Ranger alles wieder geflickt 'atten!! Isch brausche jetzt unbedingt was zu trinken.“ Mit vereinten Kräften gelingt es der Familie, uns die ganze Geschichte zu erzählen: Kurz vor der Löwenfütterung spazierte ein männlicher Löwe zu ihrem Auto und inspizierte den linken Vorderreifen eingehend. Um dann einmal kräftig hinein zu beissen. Begleitet von einem pfeifenden Geräusch sackte der Wagen ab: Kein Zweifel, die Luft war draussen aus dem Autoreifen. Vater und Mutter schauten sich empört und sprachlos an, die beiden Kinder auf dem Rücksitz kriegten den Mund vor lauter Staunen nicht mehr zu. Der Beifahrer des Nachbarautos hatte alles beobachtet, öffnete sein Fenster einen Spalt breit und versprach, am Ausgang vom Löwengehege Hilfe zu holen. Aber erst nach der Fütterung, die man doch
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