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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
Autoren: Barbara Brühwiler
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aufstellen und die Hochstühle für die Kinder wieder zusammenschrauben. Am dritten Tag ist die Mannschaft kleiner, nur noch zwei Männer, Clara und ich. Gegen Ende des Nachmittags stopfen wir noch so viel gebrauchtes Verpackungsmaterial wie möglich in ihren Kleinbus, verabschieden die Umzugsmänner und schlies-sen die Haustüre. Gleich wird auch Clara in ihren Feierabend verschwinden, und dann werde ich auf mich selbst gestellt sein.
    Doch vorher rennt sie mit Max auf dem Arm in die Küche und ruft aufgeregt: „ Snail! There is a snail !“ Eine Schnecke? Na und? Aber Clara macht den Eindruck, als sollte ich über ihre Mitteilung besorgt sein. Ich folge ihr und verstehe: Nicht snail , sondern snake . Eine Schlange liegt unter der offenen Türe vor dem Gästeklo. Dunkelbraun, rund 40 Zentimeter lang, mit aufgestelltem Kopf. Eindeutig eine Schlange. In lebendigem Zustand.
    Wie war das nochmals?? ALLE haben gesagt, es gäbe keine Schlangen in Johannesburg!! Ich habe Annette gefragt und sie hat ausdrücklich erklärt, es gäbe keine Schlangen in Dainfern!!
    In Südafrika gibt es jede Menge Giftschlangen und sogar speiende Kobras, habe ich gelesen. Keine Ahnung, wie das funktioniert, aber es tönt furchteinflössend. Es muss bedeuten, dass das Schlangengift einen Weg zum Menschen findet, auch wenn man mit der Schlange nicht direkt in Kontakt kommt. Gruselig, nicht? Ich umklammere Tim und winke Clara, mir mit Max zu folgen. Vorerst verschanzen wir uns auf der Terrasse. Durch die Glastüre haben wir die Bedrohung bestens im Blick, können schnell auf einen Angriff reagieren und noch weiter zurückweichen.
    Afrika hin oder her, ein Haus mit Schlange, nein, das will ich nicht!
    Also, jetzt muss ich logisch nachdenken: Wir brauchen jemanden, der weiss, wie man mit Schlangen umgeht! Jemanden, der dieses Getier einpackt und aus unserem Leben entfernt!
    Mein Mann. Oder nein, vielleicht doch nicht. In Thailand haben wir mal eine Schlangenshow gesehen, und ich erinnere mich schwach, dass Lukas sich auf einen der hinteren Sitze verdrückt hat. Nicht unvernünftig, mein Mann.
    Lizette! Sie ist Südafrikanerin, die kennen sich mit so was aus! Aber vor meinem Auge entsteht das Bild von Lizette mit ihren föhnfrisierten Haaren, perfekt gepflegten Fingernägeln und der schicken Handtasche. So richtig zupackend hat sie nicht gewirkt. Und wenn nicht mal Clara eine Lösung hat, und die ist ja auch Südafrikanerin...
    Dann habe ich’s: Ein Anruf beim Sicherheitsdienst von Dainfern. Über die Notfallnummer. Das ist ein Notfall, man !
    „Okay, wo ist denn jetzt diese Schlange?“ Knapp sechs Minuten später sind zwei Männer zur Schlangenbeseitigung eingerückt.
    „Da, sie hat sich da hinter der Säule versteckt, gucken sie mal! Da sehen sie noch ein Stückchen Schwanz!“
    „Ah ja, no problem “, heisst es fachmännisch. „Wir brauchen einen Besen und einen Plastiksack.“
    Und dann gehen sie einfach rein, fegen die Schlange in den Sack und drehen den locker oben zu. Eine Sache von 13 Sekunden.
    „Das ist eine Redlip , die ist nur ganz leicht giftig. Gibt höchstens ein bisschen Kopfweh, wenn man von ihr gebissen wird. Wurde ich schon oft, oben bei den Eingangstoren und bei den Rundgängen an der Mauer.“ Solange die Schlange sicher im Plastiksack ist, höre ich mir das Prahlen meiner Schlangenfänger gerne an! Mit dem Versprechen, die Schlange im nahen veld auszusetzen, machen sich die beiden Sicherheitsmänner wieder davon.
    Sobald Clara Feierabend gemacht hat, verriegle ich Haus und Hof und sacke auf dem Sofa zusammen. Ein schwächerer Charakter hätte bestimmt zum Cognac gegriffen. Nicht, dass ich nicht auch daran gedacht hätte; doch das Vorhaben scheitert schon daran, dass wir keinen Alkohol im Haus haben. Den durften wir nicht in den Container packen, weil er sich unter gleissender Sonne auf dem Frachtschiff hätte entzünden können. Zum Glück haben nur die Nerven der Mama gelitten, Tim und Max haben es weiter nicht bemerkenswert gefunden, dass sich eine Schlange in ihrem Haus niederlassen wollte.
    Mein Göttergatte, den ich angerufen und ausführlich über die erfolgreiche Schlangenbeseitigung informiert habe, übermittelt mir beim Nachtessen alle Kommentare seiner Firmenkollegen. Die waren sich einig: Die Beschreibung deutet auf eine kleine ungiftige Brown House-snake hin, also kein Grund für hysterische Anfälle. Hält man sich sozusagen als Haustier, wie schon der Name sagt. Klar, dass mein Mann über die
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