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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm
Autoren: Patricia Cornwell
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auf und ging an die weiße Schreibtafel. »Okay.« Er nahm einen schwarzen Marker und fing an zu schreiben. »Fassen wir die Details zusammen. Opfer stammt aus Mittelklassefamilie, weiß, elf Jahre alt, zuletzt von ihren Freunden gesehen am 1. Oktober gegen sechs Uhr abends, als sie sich allein, nach einem Treffen in der Kirche, auf den Heimweg machte. Sie nahm diesmal eine Abkürzung am Lake Tomahawk entlang, einem kleinen künstlichen See.«
    »Sehen Sie bitte einmal auf die Karte in Ihren Unterlagen. Am nördlichen Ende des Sees finden Sie ein Clubhaus und einen öffentlichen Pool. Beide sind nur in den Sommermonaten geöffnet. Weiter drüben sind Tennisplätze und ein Picknickplatz. Die können das ganze Jahr über benutzt werden. Nach Aussage der Mutter kam Emily kurz nach halb sieben zu Hause an. Sie ging direkt in ihr Zimmer und übte bis zum Abendessen Gitarre.«
    »Hat Mrs. Steiner gesagt, was Emily an jenem Abend gegessen hat?« fragte ich in die Runde.
    »Makkaroni mit Käse und Salat«, sagte Ferguson.
    »Wann war das?« Nach dem Autopsiebericht bestand Emilys Mageninhalt lediglich aus einer geringen Menge bräunlicher Flüssigkeit.
    »Gegen halb acht, hat sie gesagt.«
    »Wäre das um zwei Uhr morgens, zum Zeitpunkt ihrer Entführung, verdaut gewesen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ihr Magen wäre schon einige Zeit vorher leer gewesen.«
    »Es könnte sein, daß sie während ihrer Gefangenschaft nur wenig Nahrung und Wasser bekommen hat.«
    »Was möglicherweise zur Dehydrierung und zu dem hohen Natriumgehalt geführt hat?« fragte mich Wesley.
    »Durchaus möglich.«
    Er notierte etwas. »Das Haus besitzt keine Alarmanlage, und es gibt auch keinen Hund.«
    »Ist bekannt, ob etwas gestohlen wurde?«
    »Vielleicht ein paar Kleidungsstücke.«
    »Von wem?«
    »Möglicherweise von der Mutter. Als sie gefesselt im Schrank steckte, glaubt sie gehört zu haben, wie er Schubladen öffnete.«
    »Wenn das zutrifft, war er sehr ordentlich. Sie sagt nämlich auch, daß sie nicht weiß, ob etwas fehlt oder nur verlegt wurde.«
    »Welches Fach hat eigentlich der Vater unterrichtet? Wissen wir das?«
    »Religion.«
    »Die Broad River gehört zu den Lehrstätten, an denen der Fundamentalismus regiert. Die Kinder beginnen den Tag mit frommen Liedern gegen Sünde und Versuchung.«
    »Im Ernst?«
    »So wahr mir.«
    »Mein Gott.«
    »Ja, über ihn reden sie auch den ganzen Tag.«
    »Vielleicht könnten sie sich mal meines Enkels annehmen.«
    »Blödsinn, Hershel, für Ihren Enkel kann keiner was tun, weil Sie ihn bis zum Gehtnichtmehr verwöhnen. Wie viele Kinderfahrräder hat er jetzt? Drei?«
    »Ich wüßte gern mehr über Emilys Familie«, meldete ich mich wieder zu Wort. »Sie ist also religiös.«
    »Sogar sehr.«
    »Weitere Geschwister?«
    Lieutenant Mote holte schwer und tief Luft. »Da wird es wirklich traurig. Vor ein paar Jahren hatten sie ein Baby, das an plötzlichem Kindstod gestorben ist.«
    »War das auch in Black Mountain?« fragte ich. »Nein, Ma'am. Das war, bevor die Steiners hierherzogen. Sie sind aus Kalifornien. Zu uns kommen ja Leute von überallher.«
    »Viele Fremde kommen zu uns in die Berge, um sich zur Ruhe zu setzen«, ergänzte Ferguson. »Oder sie machen Ferien, besuchen religiöse Veranstaltungen. Meine Güte, wenn ich für jeden Baptisten einen Nickel kriegte, säße ich nicht hier.«
    Ich sah Marino an. Er war knallrot angelaufen, die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Genau die Gegend, in der ein Gault untertauchen kann. Diese Leute lesen all die groß aufgemachten Geschichten über diesen Hurensohn in Zeitschriften wie People, The National Enquirer oder Parade. Aber es kommt ihnen nicht in den Sinn, daß solch ein Wolf im Schafspelz auch ganz in ihrer Nähe sein könnte. Für sie ist er Frankenstein. Er existiert in Wirklichkeit gar nicht.«
    »Nicht zu vergessen, daß man auch einen TV-Film über ihn gedreht hat«, sagte Mote wieder.
    »Wann war das?« fragte Ferguson finster.
    »Letzten Sommer, hat Captain Marino mir gesagt. Der Name des Schauspielers fällt mir nicht ein, aber er hat in vielen von diesen Terminator-Filmen gespielt. Stimmt's?«
    Marino reagierte nicht. In Gedanken brauste er schon mit einem imaginären Polizeiaufgebot durch die Gegend. »Meiner Meinung nach ist der Hurensohn noch hier.« Er schob seinen Stuhl zurück und warf wieder ein Häufchen zerkleinertes Einwickelpapier in den Aschenbecher.
    »Möglich ist alles«, sagte Wesley nüchtern.
    »Also dann.« Mote
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