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Bob, der Streuner

Bob, der Streuner

Titel: Bob, der Streuner
Autoren: James Bowen
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einmal zu verdauen. Aber ein Lächeln konnte ich mir doch nicht verkneifen. In einem der beiden Videos hatte ich gesagt, dass Bob mir das Leben gerettet hatte. Als ich mich so reden hörte, klang das doch etwas seltsam und übertrieben. Aber während ich dahinschlenderte und über meine Worte nachdachte, stellte ich fest, dass es die reine Wahrheit war. Er hat mich wirklich gerettet.
    Er hat in den drei Jahren meine Welt verändert. Als ich ihn fand – oder er mich, war ich ein Heroinabhängiger auf medizinisch betreutem Entzug, und ich lebte von der Hand in den Mund. Ich war Ende zwanzig, aber mein Leben hatte weder ein Ziel noch einen Grund. Ich hatte den Kontakt zu meiner Familie verloren und besaß kaum einen Freund auf dieser Welt. Um es gelinde auszudrücken, mein Leben war ein Albtraum. Bob hat alles verändert.
    Meine Reise nach Australien hat meine Kindheitsprobleme zwar nicht ausradiert, aber ich habe mich mit meiner Mutter versöhnt. Die Wunden sind verheilt. Ich hatte das Gefühl, wir waren uns wieder nähergekommen. Mein Kampf gegen die Drogen war endlich erfolgreich, und ich hoffe, dass dies für immer so bleibt. Meine tägliche Dosis an Subutex wird immer weniger. In absehbarer Zeit werde ich es absetzen können. Das Ende meiner Abhängigkeit rückt immer näher. Es gab Zeiten, da hätte ich das alles nie für möglich gehalten.
    Vor allem habe ich endlich Wurzeln geschlagen. Für die meisten Menschen mag dies unwichtig erscheinen, aber meine kleine Wohnung in Tottenham hat mir die Sicherheit und den Halt gegeben, nach dem ich mich immer gesehnt hatte. Ich habe noch nie so lange an einem Ort gewohnt: Ganze vier Jahre, und kein Umzug in Sicht. Ohne Bob wäre ich wohl nicht so lange geblieben.
    Ich wurde als Kirchgänger erzogen, aber ich war kein praktizierender Christ. Auch kein Agnostiker oder Atheist; ich bin der Meinung, wir sollten uns von jeder Religion und Philosophie etwas herauspicken. Ich bin auch kein Buddhist, aber die buddhistischen Lehren gefallen mir am besten. Sie geben gute Ansatzpunkte, um die herum man sein Leben aufbauen kann. Zum Beispiel glaube ich wirklich an Karma, an die Wiedergeburt. Ich frage mich, ob Bob meine Belohnung dafür ist, dass ich irgendwann in meinem verkorksten Leben etwas Gutes getan habe.
    Außerdem frage ich mich, ob Bob und ich uns nicht vielleicht aus einem anderen Leben kennen. Unsere Bindung war von Anfang an so stark und das Verständnis füreinander so groß. Jemand hat uns mal die Reinkarnation von Dick Whittington und seiner Katze genannt. Nur dass die Rollen vertauscht wurden. Dick Whittington war als Katze Bob wiedergeboren worden und ich als sein Begleiter war früher seine Katze. Ich fand den Vergleich spannend. Ich konnte mir Bob gut als alte Seele vorstellen. Bob ist mein bester Freund, und er hat mir zu einem neuen, viel besseren Leben verholfen. Dafür verlangt er keine komplizierte oder unrealistische Gegenleistung. Er will nur, dass ich für ihn da bin. Und das bin ich.
    Der gemeinsame Weg, der noch vor uns liegt, wird bestimmt nicht ohne Steine sein. Schließlich arbeite ich immer noch auf den Straßen von London. Nichts ist einfach im Leben. Aber solange wir zusammen sind, werden wir alle Klippen meistern.
    Jeder verdient eine zweite Chance. Bob und ich haben unsere genutzt.

Dank
    D ie Entstehung dieses Buches war für mich eine erstaunliche Erfahrung zum Thema Zusammenarbeit. Sehr viele Menschen haben ihren Teil dazu beigetragen, es möglich zu machen.
    Zuallererst möchte ich mich bei meiner Familie bedanken, allen voran bei meiner Mutter und meinem Vater, weil sie mir diesen unglaublich starken Willen vererbt haben, der mich durch die dunkelsten Tage meines Lebens getragen hat. Außerdem meinen Paten Merilyn und Terry Winters, die immer für mich da waren.
    In all den Jahren auf den Straßen von London habe ich viel Nächstenliebe erleben dürfen. Namentlich erwähnen möchte ich Sam, Tom, Lee und Rita, die Big-Issue -Bezirksleiter, die mir aus so mancher Notlage geholfen haben. Außerdem danke ich den Streetworkern Kevin und Chris für ihr Mitgefühl und ihr Verständnis, dem Blue Cross und dem RSPCA für ihre wertvolle medizinische Hilfe mit Bob sowie Davika, Leanne und all den anderen Mitarbeitern der Angel Station, die immer für Bob und mich da waren.
    Nicht zu vergessen, Food For Thought und Pix in der Neal Street, die immer einen heißen Tee für mich und ein Schälchen Milch für Bob übrig hatten. Genau wie Daryl im Diamond
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