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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt
Autoren: Jason Dark
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führte der Weg über die normale Straße weiter, später mussten sie auf einen schmalen Pfad einbiegen, der in die Einöde hineinführte, wie ihm Gundula flüsternd gestanden hatte. Er wusste jetzt auch, dass sie nicht zu Fuß gekommen war, sondern ihr Rad genommen hatte, das jetzt einsam und verlassen in der Nähe seines Hauses stand.
    Es war eine stille Nacht. Es gab kaum Wind, und so wurde auch die dunkle und dichte Wolkendecke nicht aufgerissen. Da hielt sich dann auch der Vollmond zurück, der für das klassische Vampirwetter prädestiniert war.
    Sie waren allein unterwegs. In der Nacht lagen die wenigen Bewohner der Dörfer in den Betten und schliefen dem Morgen entgegen. Das Scheinwerferlicht war wie ein bleiches Tuch, das nie abriss und gespensterhaft über den Boden glitt, wo es die Dunkelheit vertrieb. Die Straße konnte nicht eben als glatt bezeichnet werden. Es gab genügend Unebenheiten neben zahlreichen Schlaglöchern, an denen Marek seinen Wagen geschickt vorbeilenkte.
    Gundula atmete schwer, und manchmal stöhnte sie auch auf. Sie war nervös, und wenn sie ruhig war, dann wirkte diese Ruhe sehr gezwungen. Manchmal fuhr sie mit der Hand an ihrem Gesicht vorbei, als wollte sie störende Bilder zur Seite wischen.
    »Ich bin dir so dankbar«, sagte sie plötzlich.
    »Vergiss es, Gundula, ich tue nur meine Pflicht.«
    »Trotzdem.«
    »Mal sehen, was kommt.«
    »Ich hoffe, dass sie noch lebt und die Blonde nicht ihr Blut getrunken hat.«
    »Kannten sich die beiden denn?«
    »Ja, das muss wohl so gewesen sein. Dunja ist ihr jedenfalls gefolgt, das weiß ich.«
    »Ist sie älter als du?«
    »Nein, jünger. Drei Jahre. Sie ist Dreißig. Sie ist auch die Schönere von uns beiden. Sie hat wunderbare schwarze Haare, die ich auch mal hatte, aber jetzt sind sie…«
    »Schönheit ist relativ.«
    Gundula senkte den Kopf. »Danke, dass du so sprichst. Aber ich hatte eine Krankheit. Da sind mir die meisten Haare ausgefallen. Dieser Schnitt hier ist nicht freiwillig.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Die Fahrt ging weiter, und Gundula war aus ihrer Apathie endgültig erwacht, denn jetzt musste sie schauen, dass der Fahrer den Pfad nicht verpasste.
    »Gleich müssen wir nach links. Wo der Wald anfängt.«
    »Ich weiß.«
    »Du kennst den Weg?«
    Marek lächelte vor sich hin. »Vergiss nicht, das ich in dieser Gegend aufgewachsen bin. Einer wie ich ist oft unterwegs. Außerdem halte ich immer die Augen sehr weit offen.«
    »Ja, das ist wichtig.«
    Marek folgte dem Blick des Lichts. Er hatte jetzt das Fernlicht eingeschaltet, um mehr sehen zu können. Dass er einen anderen Fahrer dabei blendete, brauchte er nicht zu befürchten, denn ihnen kam niemand entgegen. Er hätte nicht im Traum daran gedacht, dass sein Geburtstag so beginnen würde, aber der Mensch ist eben nicht dazu geeignet, das Schicksal zu beeinflussen. Was kam, das kam sowieso. Man musste nur zusehen, dass man die richtigen Schlüsse daraus zog, und das hatte Frantisek Marek bisher getan.
    Gundula hatte schon den Mund geöffnet, um Frantisek Bescheid zu geben, als dieser bereits den Blinker setzte und nach links einbog. Das leise Klacken begleitete die beiden bei der Fahrt in die enge Kurve. Sofort danach veränderte sich die Beschaffenheit des Bodens. War die normale Straße schon schlecht gewesen, so erwies sich dieser Feldweg als eine Marterstrecke für den VW und für die beiden Menschen, die darin saßen. Es ging auf und nieder. Sie wurden durchgeschüttelt, und Gundula klammerte sich am Haltegriff fest.
    Noch immer leuchtete das Fernlicht. Es tanzte auf und ab und lag über der Landschaft wie ein starker Mondschein, der mal den Boden berührte und durch die Luft wehte.
    Gundula hatte ihre Sitzhaltung verändert. Der Körper war nach vom gedrückt, und sie starrte jetzt in das Licht hinein, damit ihr auch nichts entging. Die rechte Hand hatte sie dabei zur Faust geballt und gegen das Kinn gedrückt.
    »Wir sind gleich da.«
    »Du meinst den Wald?«
    »Auch.«
    Marek fuhr langsamer. Er wollte auf keinen Fall etwas verpassen. Seine Begleiterin sagte jetzt nichts mehr. Ihr Blick war starr durch die Frontscheibe gerichtet, während an der rechten Seite der dichte Wald erschien. Der Weg führte auf gleicher Höhe weiter, aber das Licht huschte jetzt über die dunklen Nadelbäume hinweg und gab ihnen einen bleichen Schimmer, als wären sie mit einem dünnen Puder bestreut worden.
    Es war eine typische Nacht, wie die Menschen sie nicht liebten. Hier gab es kein
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