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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt
Autoren: Jason Dark
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weiterhin Mühe mit dem Luftholen. Wieder weinte sie, aber diesmal hatte der Schnaps für die Tränen gesorgt.
    »Alles klar?«, fragte Marek nach einer Weile. Die Flasche hatte er wieder zugekorkt und auf dem Tisch stehen gelassen.
    »Ja, ja«, flüsterte sie rau. »Ich glaube, dass alles klar ist. Weiß aber nicht so genau und…«
    »Keine Sorge, das vergeht wieder«, erklärte er. »So was muss man ganz locker sehen. Es ist wichtig, den einen oder anderen Schluck als Medizin zu sehen. Und es tut auch der Seele gut, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Naja, das weiß ich nicht so recht.«
    »Doch, du kannst dich auf mich verlassen.«
    Jetzt blies sie die Luft aus und strich mit beiden Händen an ihren Wangen entlang.
    Obwohl es Marek drängte, etwas zu erfahren, ließ er sich Zeit. Er behielt seine Nervosität unter Kontrolle, saß der Frau gegenüber und schaute sie an.
    Manchmal kann man aus den Gesichtern der Menschen lesen, was sie bedrückt, und das war auch hier der Fall. Gundula hatte die Folgen des Schlucks überwunden und konnte wieder normal Luft holen. Nur auf ihrem Gesicht waren noch kleine Schweißperlen zu sehen.
    »Können wir jetzt reden?«, fragte Marek.
    Sie nickte ihm zu. Dabei versuchte sie auch, dem Mann eine Antwort zu geben, was sie allerdings nicht schaffte, denn aus ihrem Rachen drang nur so etwas wie ein Fauchen.
    »Wasser?«
    »Gern.«
    Frantisek stand wieder auf. Aus dem Kühlschrank holte er eine Dose, riss die Lasche ab, hörte es Zischen und holte für sich ebenfalls einen Schluck.
    Beide tranken, beide stellten die Dosen fast synchron ab, aber nur Gundula räusperte sich. Sie sah wieder besser aus, obwohl der ängstliche Ausdruck nicht aus ihrem Blick verschwunden war.
    »So«, sagte Marek und schickte sofort eine Frage hinterher. »Warum bist du gekommen?«
    Gundula suchte nach Worten. Sie wich Mareks Blick dabei aus und fand schließlich die richtigen Worte. »Es geht nicht um mich«, flüsterte sie, »sondern um meine Schwester Dunja. Ihr muss man helfen. Ihr geht es schlecht.«
    »Helfen?«, wiederholte Marek und lächelte kantig. »Ist dafür nicht die Polizei zuständig.«
    »Nein, in diesem Fall nicht.«
    Der Pfähler wunderte sich über die schnelle und hastig gesprochene Antwort. Er bezweifelte, dass Gundula ihm etwas vor spielte. So gut war seine Menschenkenntnis schon.
    »Was ist mit deiner Schwester?«
    »Man hat sie gefangen.«
    »Ach.«
    »Ja, ja, gefangen.« Bei jedem Wort schlug sie mit der Faust auf den Tisch. »Sie ist gefangen und an einem Pfahl festgebunden worden. Wie in den Indianergeschichten. Direkt an einen Marterpfahl. Das ist grauenhaft und…«
    »Wer hat sie gefangen?«
    Gundula wurde sehr still nach dieser Frage. Nur ihre Hände bewegten sich über die Tischplatte hinweg. Dann sagte sie einen Satz, der Marek alarmierte.
    »Man will ihr Blut!«
    Frantisek sagte zunächst nichts. Er war der Jäger. Er hetzte die Blutsauger, wo er nur konnte. Er hatte viel erlebt, ihn warf nichts so leicht um. Dass jedoch eine Frau an einem Pfahl gebunden worden war, um an ihr Blut zu gelangen, das wunderte ihn schon, und er merkte, wie etwas in ihm hochstieg, das so heiß war, dass es sogar seinen Kopf rötete.
    Die Frau mit den kurzen Haaren merkte die Veränderung des Mannes. »Du glaubst mir nicht?«
    Marek lächelte wieder kantig. »Das kann man so nicht sagen«, erwiderte er. »Ich habe ja vieles erlebt, aber das hier ist schon unwahrscheinlich.«
    »Es ist aber so!«, erklärte sie
    »Wer hat deine Schwester an den Pfahl gebunden?«
    Mit dieser Frage hatte sie rechnen müssen, aber Marek erhielt die Antwort noch nicht sofort. Sie schaute erst zu ihm hoch und sah dabei aus, als würde sie nachdenken. Schließlich sagte sie mit leiser Stimme: »Es ist eine Frau gewesen. Eine blonde Frau.«
    Lüge oder Wahrheit? Marek wusste es nicht.
    »Sie will Dunjas Blut!«
    Der Pfähler nickte. »Das hatte ich mir schon gedacht«, sagte er leise.
    »Dann ist sie eine Vampirin. Eine Untote, eine Wiedergängerin, wie immer man sie auch bezeichnet.«
    Bei jedem Wort hatte Gundula genickt, was bei Frantisek weitere Fragen aufwarf.
    »Woher weißt du das genau?«
    »Weil ich sie gesehen habe.«
    »Ah ja?« Er schaute auf seine Hände. »Ich will dir nichts Böses, aber ich wundere mich darüber, dass du noch normal lebst und nicht zu einem Vampir geworden bist.«
    Sie zuckte nur mit den Schultern.
    »Warum lebst du?« Marek blieb hart. Er musste so viel wie möglich erfahren.
    »Sie
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