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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt
Autoren: Jason Dark
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sehen.
    Er ließ sie vor sich ins Haus geben und schaltete dort das Licht ein.
    Er hätte es hochdimmen können, was er jedoch nicht tat. So blieb ein düsterer, etwas schmutzig-gelber Schein erhalten, der sich im Haus ausbreitete und den Flur erfüllte.
    Marek standen mehrere Räume zur Verfügung, in die er mit seiner Besucherin hätte hineingehen können. Der Raum, der dem Ausgang am nächsten lag, war die Küche, und dort hinein dirigierte er Gundula, die sich auf einen der Stühle setzte, die vor dem klobigen Eichentisch standen. Es gab in der Küche alles, was man brauchte. Von der Spüle bis hin zur Waschmaschine. Nicht die neuesten Geräte, aber sie taten ihren Dienst, und das war wichtig für Marek, der diesen rustikalen Raum irgendwie liebte, weil sich auch seine Frau damals gern darin aufgehalten hatte, als sie noch gelebt hatte.
    Die Schränke hatte sie noch gekauft, nur den Fernseher auf einem Regal hatte Marek besorgt.
    Gundula hatte sich gesetzt. Sie nahm jetzt das Kopftuch ab. Marek sah, dass nur wenige Haare auf dem Kopf wuchsen. Sie waren nach vom gekämmt wie bei einem Mann. In ihrem Gesicht malte sich schon die Furcht ab. Außerdem konnte sie ihre Augen nie ruhig halten. Sie befanden sich in ständiger Bewegung, als hielte sie Ausschau nach irgendwelchen Feinden, die sich plötzlich in Bewegung setzten, weil sie irgendwelche Ecken verlassen wollten.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Marek. »Es befindet sich niemand im Haus außer uns.«
    Sie nickte nur.
    Frantisek konzentrierte sich auf das Gesicht. Es sah normal aus. Unauffällig. Nicht zu hübsch, aber auch nicht zu abweisend. Ein Durchschnittsmensch eben, aber das Aussehen eines Menschen ist sowieso relativ. Was dem einen gefiel, das mochte der andere nicht. So war es immer im Leben.
    Ihm fiel auf, dass sie seinem Blick nicht standhalten konnte und immer dann zur Seite schaute, wenn sich ihre Blicke trafen.
    Marek hatte nach den richtigen Worten für eine Ansprache gesucht und sie seiner Meinung nach auch gefunden. »Du hast Angst, nicht wahr? Große Angst.«
    »Ja.«
    »Vor wem?«
    Gundula hielt Mareks Blick für einen Moment stand, dann aber senkte sie den Kopf, schüttelte ihn heftig, und es dauerte einige Zeit, bis sie reden konnte. »Das… das… ist so schlecht zu sagen. Die Angst ist da, aber ich…«
    »Bitte, ich höre.«
    Übergangslos begann sie zu weinen, und ihr Kopf sank dabei nach vorn. Marek war überrascht. Er wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. Es war nur eine völlig normale Frage gewesen, doch die hatte Gundula schon aus dem Konzept gebracht.
    Sie hörte auch nicht auf zu weinen, als er sie mehrmals angesprochen hatte, und deshalb sah sich Marek gezwungen, zu einem Radikalmittel zu greifen.
    Er ließ die Frau weinen, stand auf und bewegte sich auf den alten Küchenschrank zu, der von einem Unter- und Oberteil gebildet wurde. Er öffnete eine der Türen an der Oberseite und fand mit einem zielsicheren Griff die Flasche, deren Öffnung mit einem Korken verstopft war. In der Flasche schimmerte eine leicht gelbliche Flüssigkeit, die Marek wenig später in ein Wasserglas kippte. Nicht zu viel, denn er wusste selbst über die Stärke des Selbstgebrannten Bescheid.
    Das zu einem Drittel gefüllte Glas schob er Gundula rüber und bat sie, es zu leeren.
    Aus verweinten Augen schaute sie zu Marek hoch. »Was ist das denn?«
    »Ein Selbstgebrannter. Er hilft gegen leiblichen und auch gegen seelischen Kummer.«
    »Meinst du?«
    »Ja, ich habe ihn oft genug ausprobiert. Der Brenner ist ein Freund von mir.«
    »Ja, dann.« Sie griff mit zittrigen Fingern nach dem Glas und hob es an. Dabei zog sie einige Male die Nase hoch. An ihren Wangen schimmerte das Tränenwasser, und die Lippen zitterten ebenso wie die Hand, als sie das Glas anhob.
    Frantisek Marek trank nichts. Er wollte einfach nüchtern bleiben. Denn er wurde das Gefühl nicht los, dass in dieser Nacht noch einiges auf ihn zukam, und da wäre es fatal gewesen, leicht angetrunken zu sein. Er musste immer kampfbereit sein.
    Gundula leerte das Glas nicht. Sie ließ einen Rest zurück, so dass gerade noch der Boden bedeckt war. Aber sie schnappte plötzlich nach Luft und riss ihren Mund weit auf.
    »Was… was… war das?«
    »Medizin.«
    Die nächste Antwort hustete Gundula hinaus, und sie schüttelte sich dabei. Ans Weinen würde sie wohl jetzt nicht mehr denken. Sie presste beide Hände gegen die Stelle des Körpers, unter der der Magen sitzt, und hatte auch
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