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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michele Giuttari
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bleiben, Lieutenant.«
    »Warum?«
    »Ich habe gerade erfahren, dass unser Portier erschossen wurde, und nun verstehe ich gar nichts mehr …«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Denis hat mir erzählt, dass er heute Abend beim Nachhausekommen einen Polizisten gesehen hat. In der Portiersloge, bei dem armen Bill.«
    »Um wie viel Uhr ist Ihr Sohn nach Hause gekommen?«
    Es entstand eine Pause, in der Doktor McGrey den Lieutenant prüfend ansah. Dann wandte er sich an seinen Sohn: »Denis, berichte ihm, was du mir erzählt hast.« Der Junge, begierig, endlich zu Wort zu kommen, sagte, dass er wie jeden Samstagnachmittag zum Baseballtraining gegangen sei, aber nicht genau wisse, wann er zurückgekommen sei.
    »Es kann so gegen halb neun gewesen sein.«
    »Sicher bist du nicht?«
    »Ich hatte meine Uhr nicht an. Wenn ich zum Training gehe, lasse ich sie immer zu Hause.« Er blickte kurz zu seinem Vater, der bestätigend nickte.
    »Und was hast du gesehen?«, fragte Reynolds.
    »Ich bin ins Haus gekommen und habe Bill gesehen. Er war wie immer in seiner Loge. Ich glaube, er saß. Neben ihm stand ein Polizist.« Der Junge sprach ohne Zögern.
    »Und wie sah dieser Polizist aus?«, hakte Reynolds nach, bevor er abrupt den Kopf hob.
    Ein Mann mit einer volltönenden Baritonstimme grüßte ihn quer durch den Raum. Es war Robert Cabot, der Gerichtsmediziner, der gerade am Tatort eingetroffen war. Reynolds war erleichtert, ihn zu sehen. Cabot war ihm von allen Pathologen am liebsten. Schon bei ihrer erstenBegegnung hatte er eine spontane Sympathie für ihn empfunden; seine Natürlichkeit und seine lebhafte Intelligenz hatten ihn gleich für sich eingenommen.
    »Er sah genauso aus wie die Polizisten hier auch. Er hatte die gleiche Uniform an und auch so eine Mütze auf.«
    »Bist du ganz sicher, dass es ein Polizist war, Denis?«
    »Absolut. Ich kenne mich aus mit Polizisten. Ich irre mich bestimmt nicht.«
    »Denis möchte nämlich auch einmal zur Polizei, Lieutenant«, warf der Vater ein.
    »Ja, ich will Detective werden.« Der Junge lächelte und entblößte dabei seine Zahnspange. Sein Gesicht hatte auf einmal Farbe bekommen.
    »Kannst du mir diesen Polizisten genauer beschreiben?«
    »Ich habe ihn leider nur flüchtig gesehen, Sir. Ich bin gerannt, weil ich spät dran war.«
    Der Vater schüttelte stumm den Kopf.
    »Erzähl weiter, Denis.«
    »Ich weiß nicht mehr, ob ich Bill gegrüßt habe. Möglicherweise nicht. Ich dachte, dass er sich mit dem Polizisten unterhält.«
    »Hast du vorher schon einmal einen Polizisten bei ihm in der Portiersloge gesehen?«
    »Nein, noch nie. Das war das erste Mal.«
    »Erinnerst du dich sonst noch an etwas Besonderes?«
    »Nein, nichts. Ich glaube nur, dass der Polizist stand, weil er ein ganzes Stück größer war als Bill.«
    »Sehr gut! Deine Aussage könnte uns weiterhelfen. Jetzt überleg mal, ob dir noch irgendwelche Einzelheiten einfallen«, forderte Reynolds ihn auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    Ja, die Einzelheiten. So wichtig für jede Untersuchung. AmAnfang erschienen sie manchmal bedeutungslos, doch mit der Zeit erwiesen sie sich oft als wichtig, wenn nicht sogar ausschlaggebend für die Aufklärung.
    Denis verstummte plötzlich.
    »War er weiß?«, half ihm Reynolds auf die Sprünge und rieb sein Kinn.
    »Ja, da bin ich sicher. Es war ein Weißer.«
    »Jung? Alt?«
    »Mir kam er eher jung vor, aber beschwören kann ich das nicht.«
    »Wie alt ungefähr?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es war kein alter Mann. Nicht so wie unser Bill, Lieutenant.«
    »Hatte er einen Bart, einen Schnauzer?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, nein.«
    »Erinnerst du dich sonst noch an etwas?«
    »Nein.«
    »Hast du eine verdächtige Person bemerkt, bevor du ins Haus gegangen bist?«
    »Nein, niemanden.« Denis schüttelte den Kopf.
    »Ist dir irgendetwas aufgefallen?«
    »Nein, hab ich doch gesagt.« Er begann, an einem Pickel auf seiner rechten Backe herumzukratzen.
    »Hör auf damit, Denis, sonst fängt es noch an zu bluten«, tadelte ihn sein Vater.
    Eine weitere Befragung war zwecklos, reine Zeitverschwendung. Und in dieser Phase zählte jede Minute.
    »In Ordnung, Denis. Denk noch einmal in Ruhe über alles nach, und Sie, Doktor McGrey, geben uns Bescheid, falls Ihrem Sohn noch etwas einfällt.«
    »Keine Sorge, Lieutenant. Ich werde Sie informieren.«
    »Danke.«
    Reynolds zog eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und gab sie McGrey. »Da stehen meine Telefonnummern drauf. Sie können
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