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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern
Autoren: Dieter Woelm
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»und ruft einen Arzt. Der junge Mann braucht Hilfe.«
    Â 
    Wenig später trat Dr. Becker zu ihnen. Auch er hatte Plastiküberzüge über den Schuhen, die sie alle trugen, um keine Spuren zu verwischen.
    Â»Schöne Bescherung«, begrüßte ihn Rotfux. »Danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Und alles Gute natürlich noch für 2012!«
    Die beiden Männer schüttelten sich kurz die Hand. Rotfux kannte Dr. Becker von verschiedenen Einsätzen. Er war Notarzt am Aschaffenburger Klinikum und ihm mehrfach begegnet. Als er sich über Thomas Drucker beugte, kam dieser langsam wieder zu sich.
    Â»Hallo, hören Sie mich?«, fragte er ihn und tätschelte seine Wange.
    Â»Ja, wo bin ich?«
    Â»Es ist alles in Ordnung, ich bin Dr. Becker. Sie sind ohnmächtig geworden. Wir nehmen Sie am besten ins Klinikum mit. Dort können Sie sich erholen … «
    Â»Die Tote ist seine Mutter«, flüsterte Rotfux. »Das war alles zu viel für ihn.«
    Dr. Becker warf einen Blick in Richtung der toten Frau auf ihrem Holzkreuz. »Ja, scheußlich. Ich bekomme ja einiges zu sehen, bei Unfällen zum Beispiel, aber so etwas hätte ich mir nicht vorstellen können.«
    Der junge Mann begann zu schluchzen. »Ja, ich verstehe das nicht, gestern war ich noch bei ihr, alles war normal, ich verstehe das nicht … «
    Er zitterte wieder und Dr. Becker sah Thomas Drucker besorgt an.
    Â»Wir müssen ihn stabilisieren, sagte er zu Rotfux, »heute Nachmittag oder besser morgen können Sie ihn befragen.«
    Es lag etwas Vorwurfsvolles in diesem Hinweis. Rotfux war klar, dass er im Moment von Thomas Drucker nichts mehr erfahren konnte. Er sah noch zu, wie sie ihn auf eine Trage legten und zum Rettungswagen brachten.
    Â»Gute Besserung, Herr Drucker«, verabschiedete er sich von ihm.
    Â 
    Noch am Nachmittag des Neujahrstages besuchte Kommissar Rotfux den Sohn der Ermordeten im Klinikum.
    Â»Mein herzliches Beileid, Herr Drucker!«, begrüßte er ihn. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen noch ein paar Fragen stellen muss.«
    Thomas Drucker lag im Bett. Eine Infusionsflasche hing silbern glänzend über ihm, aus der Tropfen für Tropfen eine Flüssigkeit durch eine Plastikkanüle in seinen Arm floss.
    Â»Ich konnte noch nichts essen«, erklärte er dem Kommissar, nachdem er dessen verwunderten Blick sah. »Sie führen mir eine Nährlösung zu, damit ich zu Kräften komme. Morgen darf ich vermutlich wieder nach Hause.«
    Â»Wo wohnen Sie denn?«
    Â»Am Floßhafen, wo ich eine Mansardenwohnung habe. Stammt aus meiner Studentenzeit. Mit Blick auf den Main, wirklich sehr schön.«
    Â»Haben Sie hier in Aschaffenburg studiert?«
    Â»Ja, BWL. Die Hochschule hat einen sehr guten Ruf. Schneidet hervorragend bei allen Rankings ab.«
    Â»Davon habe ich gehört«, sagte Rotfux. »Der Oberbürgermeister lobt die Hochschule über den grünen Klee. Scheint ganz begeistert zu sein. Und inzwischen haben Sie Ihr Examen?«
    Â»Ja, seit vier Jahren. Arbeite als Marketingleiter bei Flieger-Moden.«
    Â»Alle Achtung, mein Glückwunsch! Ist eine sehr solide Firma. Ich kenne den Firmengründer, den alten Johann Flieger.«
    Rotfux war stolz über seine Kontakte und wurde auf dem Besucherstuhl etwas größer. Dann kam er zum eigentlichen Thema. »Sie sagten, Sie haben Ihre Mutter gestern noch besucht, Herr Drucker. Wann war das?«
    Â»Am Nachmittag, so gegen 15 Uhr.«
    Â»Und da fiel Ihnen nichts auf?«
    Â»Nein, nichts, alles war wie sonst. Sie bot mir etwas zu trinken an und ich erzählte ihr, dass ich den Silvesterabend mit Sabine verbringen würde.«
    Â»Sabine?«
    Â»Ja, mit Sabine Flieger, das ist meine Freundin. Habe sie während des Studiums kennengelernt. Hat ebenfalls in Aschaffenburg studiert.«
    Â»Ach, ist ja interessant«, murmelte Rotfux, »und sie hat Ihnen die Stelle bei Flieger-Moden besorgt?«
    Â»Nein, überhaupt nicht! Das hatte damit nichts zu tun. Wir haben unsere Beziehung während des Studiums geheim gehalten. Weder ihre Eltern noch Mitarbeiter der Firma sollten davon wissen.«
    Thomas Drucker hatte sich im Bett aufgerichtet, während er sprach. Seine Wangen glühten und Rotfux merkte, wie sehr den jungen Mann der Gedanke aufregte, er sei über die Beziehung zu seiner Freundin in die Firma Flieger-Moden eingetreten.
    Â»Wieso sollte es denn
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