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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern
Autoren: Dieter Woelm
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hin. »Hast ja keine Ahnung, was du da gerade anrichtest.«
    Â»Seien Sie nicht so überheblich, Herr Leitner«, fuhr ihn der Kommissar an. »Wir wissen viel mehr, als Sie denken. Zum Beispiel können wir genau sagen, was Sie über Aaron Loroupe in Kenia eingefädelt haben.«
    Rotfux hatte bei der Nennung des Namens bewusst den Vornamen ›Moses‹ durch ›Aaron‹ ausgetauscht. Oskar Leitner ging ihm prompt auf den Leim.
    Â»Ich kenne keinen Moses Loroupe in Kenia«, wehrte er sich.
    Â»Aber Sie wissen scheinbar, dass er mit Vornamen Moses Loroupe statt Aaron Loroupe heißt.« Der Kommissar lächelte zufrieden. Er war bekannt für seine cleveren Vernehmungstaktiken und freute sich, dass ihm Oskar Leitner in die Falle gegangen war.
    Der junge Seidelmann hatte inzwischen die Tasche für die Spurensicherung und einen Fotoapparat aus dem Auto geholt.
    Â»Seidelmann«, wies ihn Rotfux an, »bitte machen Sie mal ein Bild von unserem Pärchen auf der Bank. Auf frischer Tat ertappt. Sehen fast romantisch aus, die beiden.«
    Zufrieden schaltete er sein Diktiergerät aus. Das dürfte reichen, dachte er.
    Â 
    Thomas Drucker kam im Klinikum wieder zu sich. Er lag auf der medizinischen Intensivstation, umgeben von Geräten und Schläuchen. Sabine saß an seinem Bett und hielt ihm die Hand.
    Â»Hallo, Sabine«, sagte er schwach, »tut mir leid, dass ich dir wieder Ärger mache.«
    Sie sagte nichts, sondern sah ihn nur an. Tränen rollten über ihre Wangen.
    Â»Was ist los, Sabine? Freust du dich denn nicht, dass ich noch lebe?«
    Â»Doch, natürlich, aber weißt du denn gar nicht, was passiert ist?«
    Thomas Drucker versuchte nachzudenken. In seinem Kopf drehte sich alles. »Ich weiß nicht, ich fühle mich ganz durcheinander, Sabine.«
    Er sah die silbern glänzende Flasche über seinem Bett, aus der Tropfen für Tropfen eine Flüssigkeit durch eine Plastikkanüle in seinen Arm floss.
    Â»Wie lange bin ich bereits hier?«, fragte er.
    Â»Seit drei Tagen. Du hast die ganze Zeit geschlafen.«
    Â»Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist. Sie haben mich in meiner Wohnung überfallen, haben mir literweise Wein eingeflößt, einen Blutstern an die Küchentür geschmiert und einen auf den Fußboden, mich in einen Sarg gelegt. Ich konnte im letzten Augenblick die Kapsel von Kommissar Rotfux schlucken, das ist alles, was ich weiß.«
    Â»Von welcher Kapsel redest du?«
    Â»Ach so, das hatte ich dir gar nicht erzählt. Der Kommissar hatte mir eine kleine Kapsel gegeben, in der sich ein GPS-Sender befand. Sie hat mir das Leben gerettet, weil sie dem Kommissar meine Position übermittelt hat.«
    Sabine war ganz still und drückte leise seine Hand. »Du weißt also nicht, wer es war?«
    Â»Nicht wirklich. Sie kamen mir bekannt vor, aber ich war so benommen durch den Schlag. Es waren zwei, ein Mann und eine Frau. Es ist eine solche Leere in meinem Kopf, alles wie weggeblasen.«
    Sabine weinte.
    Â»Was ist los, Sabine? Nun wein’ doch nicht. Wir beide schaffen es.«
    Sie schluchzte und drückte zärtlich seine Hand. »Es ist etwas Schreckliches passiert, Thomas.«
    Â»Warum denn? Ich lebe doch.«
    Â»Ja, zum Glück, du lebst, aber … «
    Â»Was, aber?«
    Â»Aber meine Mutter wollte dich ermorden!«
    Thomas Drucker merkte, wie ihn dieser Satz wie ein Keulenschlag traf. Jetzt wurden die verschwommenen Bilder deutlicher. Er sah ihre Mutter, wie sie sich über ihn beugte, wie sie ihm den Wein einflößte, wie sie ihm den Mund zuklebte und den Deckel auf den Sarg hob.
    Â»Oh mein Gott«, seufzte er.
    Im nächsten Augenblick war ihm klar, warum Sabine weinte. Sie hatte ihn behalten dürfen, doch ihre Mutter verloren. »Oh mein Gott, Sabine.«
    Sie drückte seine Hand und weinte heftiger.
    Â»Wahrscheinlich hat sie auch deine Mutter ermordet und deine Oma, Maria Beletto. Jedenfalls meint das die Polizei. Gemeinsam mit Oskar Leitner. Die beiden hatten ein Verhältnis.«
    Thomas Drucker strengte sich an, um alles zu verstehen. Er dachte an seine Mutter und erinnerte sich, dass sie tot war. Er sah Maria Beletto vor sich, die ihm das Kruzifix geschenkt hatte, und begriff, dass auch sie nicht mehr lebte.
    Â»Das soll alles deine Mutter getan haben?«
    Â»Jedenfalls sagt das Kommissar Rotfux. Ich weiß nicht, ob du mich überhaupt noch
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