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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern
Autoren: Dieter Woelm
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über die Schulter und nahmen ihn mit. Die hölzerne Treppe ächzte unter ihrer Last. Von der Haustür schleppten sie ihn durch den Vorgarten zur Straße. Dort wartete ein Kombi mit den Ausmaßen eines Leichenwagens.
    Â»Los, rein mit ihm«, befahl der Mann. Sie schoben ihn auf die vordere Sitzbank, nahmen ihn in ihre Mitte und waren kurz darauf unterwegs in Richtung Zentrum. Er konnte sehen, wohin sie fuhren, auch wenn er vom Alkohol und dem Kinnhaken viel zu benommen war, um sich irgendwie zu wehren. Er erkannte den Kreisverkehr an der Lamprechtstraße, merkte, dass sie zum Güterberg abbogen und die Einfahrt zum Altstadtfriedhof nahmen.
    Â»Super! Die Torflügel stehen offen«, flüsterte der Mann. Sie fuhren mit dem Kombi langsam bis zur Aussegnungshalle, öffneten den Kofferraum, holten einen Sarg heraus und stellten diesen auf einen der fahrbaren Wagen, mit denen die Särge zu den Gräbern gebracht wurden.
    Â»So, jetzt du, mein Freund«, sagte der Mann und packte Thomas kräftig am Arm. Thomas wehrte sich, wollte sich losreißen, aber nur mit dem Erfolg, dass ihm der Mann einen weiteren Kinnhaken verpasste, der ihn taumeln ließ. Im selben Augenblick stießen zwei Männer mit schwarzen Kapuzen zu ihnen.
    Â»Da seid ihr ja endlich«, sagte die Frau. »Los, packt mit an. Wenn wir den Sarg in der Grube haben, könnt ihr wieder abziehen.« Benommen und unfähig, sich noch zu wehren, hoben sie ihn hoch, ließen ihn in den Sarg gleiten und fesselten ihn.
    Â»Ich will nicht«, versuchte er zu schreien. Aber da war niemand, der ihn hören konnte. Im nächsten Augenblick beendeten sie sein Geschrei, indem sie ihm einen breiten Streifen Klebeband über den Mund zogen.
    Thomas lag hart in diesem Sarg. Obwohl der Sarg mit Samt ausgeschlagen war, spürte er jeden Knochen. Noch schlimmer wurde es, als sie den Deckel schlossen. Ich kriege keine Luft, wollte er schreien. Doch das Klebeband erlaubte nur ein jämmerliches Geräusch. Thomas wollte strampeln, aber die Fesseln hinderten ihn. Also lag er in dieser dunklen Kiste, versuchte mitzubekommen, wohin sie ihn brachten, und hoffte inständig, dass seine kleine GPS-Kapsel ein Signal ausgesendet hatte. Er merkte, wie sie ihn über den Friedhof rollten. Der Weg war holperig, uneben, und Thomas wurde kräftig durchgeschüttelt. Wenn nur Sabine zu seiner Wohnung käme, dachte er. Wenn sie feststellte, dass er verschwunden war, würde sie den Kommissar benachrichtigen. Er merkte, dass sie stoppten und den Sarg vom Wagen hoben. Grausam war es, in dieser Kiste zu liegen und nichts tun zu können. Bitte hilf mir, kleiner Sender! Gib Meldung an Kommissar Rotfux, damit er mich rettet. Bitte! Er merkte, dass sie den Sarg in eine Grube abseilten. Er kam hart auf. Das ist das Ende, dachte er. Er wunderte sich, dass er noch Luft bekam. So ein Sarg schließt nicht so gut, wie man vermutet, überlegte er. Er bäumte sich auf und schlug mit dem Kopf von innen an den Sargdeckel. Doch niemand half ihm. Als die ersten Erdklumpen auf den Sarg donnerten, geriet Thomas Drucker vollends in Panik. Sie wollen mich bei lebendigem Leib begraben! Noch mehrmals bäumte er sich auf und schlug mit dem Kopf an den Sargdeckel. Dann gab er auf. Er lag ganz still. Er hörte das Poltern der Erde auf dem Sarg. Er schlug zum letzten Mal mit aller Kraft gegen den Deckel. Schließlich konnte er nicht mehr. So ist es also, wenn man stirbt, waren seine letzten Gedanken.
    Â 
    Kommissar Rotfux befragte gegen Abend, als es schon dunkel wurde, zum zweiten Mal Peter Vogt.
    Â»Bitte nennen Sie uns Ihre Auftraggeber, Herr Vogt. Wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, können Sie mildernde Umstände erreichen. Wir müssen einen weiteren Mord verhindern.«
    Rotfux konnte nicht ahnen, was sich zur selben Zeit auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof abspielte.
    Â»Ich habe schon gesagt, dass ich die Auftraggeber nicht nennen kann«, wehrte sich Peter Vogt. »Sie sind brutal. Ich bin ein toter Mann, wenn ich sie verrate.«
    Â»Wir können Sie beschützen, Herr Vogt. Wenn Ihre Auftraggeber hinter Gittern sitzen, können sie Ihnen nichts mehr anhaben.«
    Doch Peter Vogt blieb hart. Auf die Frage nach den Auftraggebern war seine Antwort immer dieselbe. Zwar gab er zu, auch das Pentagramm in den Schnee vor Maria Belettos Wohnung gemalt zu haben, aber mit den Morden wollte er nichts zu tun haben.
    Â»Wie sieht es
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