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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern
Autoren: Dieter Woelm
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»Aber die Beweislage war so erdrückend, die ganze Stadt so aufgewühlt, dass wir Bernhard Flieger einfach in Untersuchungshaft nehmen mussten.«
    Rotfux sah in die Runde und bemerkte, dass der junge Seidelmann weiterhin unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
    Â»Herr Kommissar«, meldete er sich ganz eifrig zu Wort. Seine Wangen glühten. »Herr Kommissar, ich habe eine wichtige Mitteilung zu machen: Am Godelsberg sind in den letzten Tagen mehrere Katzen verschwunden. Drei schwarze Kater wurden als vermisst gemeldet.«
    Â»Na also«, brummte Otto Oberwiesner, »kaum ist Bernhard Flieger aus dem Knast, schon geht die Sache wieder los … «
    Kommissar Rotfux hörte über diese Zwischenbemerkung hinweg. »Und Sie sind sich sicher?«, fragte er den jungen Seidelmann.
    Â»Ja, leider. Klaus Zimmermann vom Main-Echo hat mich vorhin angerufen. Ein Betroffener hat sich bei der Zeitung gemeldet. Er will morgen einen Bericht darüber bringen.«
    Â»Und was haben Sie ihm gesagt, Herr Seidelmann?«
    Â»Dass wir die Sache genau beobachten.«
    Â»Beobachten«, murmelte Rotfux leise vor sich hin. »Beobachten ist zu wenig. Wir müssen sie erwischen, diese Katzenfänger. Wir müssen ihnen das Handwerk legen. Gleich heute Nacht beginnen wir damit.« Rotfux ging unruhig auf und ab und gab seine Anweisungen. »Otto, du kümmerst dich bitte um die Kollegen vom Streifendienst. Seidelmann, Sie versuchen so viele junge Leute wie möglich aus der Verwaltung für unseren Sondereinsatz zu begeistern. Alle sollen heute Abend am Godelsberg sein, die Schutzpolizisten in Zivil und unauffällig. Wir müssen jeden Winkel dieses Wohnviertels durchforsten. Wir müssen sie kriegen.«
    Â 
    Sobald sich die Dämmerung über den Godelsberg legte, schwärmten die Gefolgsleute von Rotfux aus. Überall spazierten sie herum. Zunächst tat sich wenig. Nach etwa einer Stunde wurde ein älterer Herr mit schneeweißem Haar aufgegriffen, der eine Katze verfolgte. Durch einen Anruf bei seiner Tierärztin konnte er aber glaubhaft nachweisen, dass es seine eigene Katze war, die er einfangen wollte.
    Â»Ich habe vom Verschwinden mehrerer Tiere gehört, deshalb wollte ich unseren Peterle zur Sicherheit nach Hause holen. In den nächsten Tagen lassen wir ihn nicht mehr raus«, erklärte er ganz aufgeregt.
    Erleichtert zog der alte Herr mit seiner Katze ab, nachdem er Rotfux hoch und heilig versprochen hatte, niemand etwas über die Aktion der Kriminalpolizei zu verraten. Wenig später stellten zwei Bereitschaftspolizisten in Zivil mehrere Jugendliche, welche einen Kater jagten. Der Kommissar ärgerte sich mächtig, als er erfuhr, dass einer der Sohn eines Polizisten war und sich die jungen Leute über den Sondereinsatz der Kripo lustig machen wollten.
    Â»Da mangelt es wohl an der guten Erziehung«, brummte Rotfux mürrisch, als ihm die Jugendlichen vorgeführt wurden.
    Anschließend tat sich mehrere Stunden nichts. Die Angestellten aus der Verwaltung und die Bereitschaftspolizisten in Zivil verloren nach und nach die Begeisterung an ihrem Sondereinsatz und gegen Mitternacht hatte sie der Kommissar fast alle nach Hause geschickt. Aber Rotfux wäre nicht Rotfux gewesen, wenn er die Aktion abgebrochen hätte.
    Â»Wir bleiben notfalls die ganze Nacht«, sagte er entschlossen zu seinen eigenen Leuten. »Ich will unbedingt sehen, was hier am Godelsberg läuft.«
    Er versteckte sich mit dem jungen Seidelmann und Otto Oberwiesner in der kleinen Parkanlage unterhalb des Godelsbergs. Mehrere Streifenwagen beließ er in Alarmbereitschaft in den Anliegerstraßen auf der anderen Seite der Ludwigsallee. Seidelmann und Oberwiesner bezogen Posten hinter zwei dicken Eichen auf Höhe der Ludwigssäule, die um diese Zeit noch von einem Scheinwerfer angestrahlt wurde. Der Kommissar selbst hielt sich weiter oberhalb auf und beobachtete die Ludwigsallee und den Godelsberg. Außer dem Schrei eines einsamen Vogels und dem Säuseln des Windes in den Bäumen hörte Rotfux nichts. Während er in die Nacht lauschte, sah er ein einzelnes Auto die Ludwigsallee heraufkommen. Fährt wahrscheinlich zum Klinikum oder nach Haibach, dachte er. Doch der blaue VW Golf drosselte die Geschwindigkeit, setzte den Blinker und bog nach links zum Godelsberg ab. Rotfux stand ganz still und hielt den Atem an. Er sah, wie ein kräftiger Mann mit dunkler
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