Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
überlegte auch, mit wem oder was er sie vergleichen konnte, aber er kam zu keinem Ergebnis.
    Nur das Wort Karneval schoß ihm durch den Kopf.
    Ja, Karneval in Venedig.
    Dafür war die Stadt berühmt. Da wurde gefeiert, da versteckte man sich hinter Masken, um sich endlich einmal so geben zu können, wie man es im normalen Leben nicht durfte.
    Doch es war keine fröhliche, keine bunte Maske. Sie glich eher der eines Toten. Sie schimmerte dunkel und hell zugleich. Sie konnte aus Metall, aber auch aus Porzellan bestehen, und ihr Ausdruck war mehr als traurig.
    Eine glatte Stirn, unter der sich die beiden leeren Augenhöhlen verteilten. Darin schimmerte eine böse, unheimliche Schwärze, die Angst machen konnte. Die Nase war relativ lang. Sie begann dicht unter der Stirn sehr schmal, nahm aber später an Breite zu, so daß sie an ihrem Ende sehr flach wirkte. Rechts und links der Nasenlöcher begannen zwei gekrümmte, starre Falten, die in das Gesicht einschnitten und erst in Höhe des weich wirkenden Kinns zusammenliefen.
    Zwischen Nase und Kinn aber befand sich der Mund. Welch ein Mund!
    Lippen, die nicht zusammenlagen. Eine breite, verzogene, geschwungene Öffnung. Ein Mund, der aussah wie der eines Trauernden, der jeden Augenblick anfangen wollte zu zucken, weil zugleich Tränen aus den Augen nach unten kullerten. Der Mund war traurig, aber auch bösartig. Er stand offen, war jedoch verzogen, als wollten sich die Rundungen zum Kinn hinwenden.
    Und das war nicht alles.
    Im leeren Raum zwischen den Lippen, wo die gleiche Düsternis lauerte wie in den Augen, steckte quer der Stiel einer Rose. Sie wurde von der nach oben weisenden Unterlippe gehalten, und die Blume selbst öffnete ihren Kelch an der linken Mundseite. Dunkelrote Blütenblätter gaben einen Duft ab, der auf Sid Arnos leicht betäubend wirkte. Ein starker, schwerer Rosenduft, in den hinein sich noch etwas anderes vermischte.
    Zuerst kam der Mann damit nicht zurecht, bis ihm klar wurde, daß er einen gewissen Blutgeruch wahrnahm.
    Und das stimmte auch mit dem überein, was er an den Blütenblättern der Rose entdeckte. Blut…
    Blut in Form von kleinen Tropfen, die an den Rändern der Blätter hingen und aussahen, als wollten sie jeden Augenblick abfallen und auf den sauberen Boden klatschen.
    Eine blutige Rose, ein Zeichen des Todes…
    Sid Arnos wurde übel. Er wußte auch nicht, wie lange er auf die silbriggrün schimmernde Maske gestarrt hatte, er senkte irgendwann den Blick und sah dorthin, was sich unterhalb der Maske abzeichnete.
    Zuerst hatte er es kaum wahrgenommen. Nun aber fiel es ihm auf, daß die Maske nicht so einfach nur in der Dunkelheit schwebte, sondern sich unter ihr etwas abzeichnete, für dessen Beschreibung ihm die Worte fehlten. Es war keine Gestalt, auch wenn sie so wirkte. Es war einfach nur ein Umriß, ein Gespinst, ein leicht schimmerndes Etwas. Man konnte es als einen Geist bezeichnen oder als einen Körper, der einfach in die Luft hineingemalt worden war.
    Wie auch immer, an die Wahrheit würde Sid wohl nie herankommen. Er wollte es nicht als Körper ansehen, obwohl dieses Gespinst die Maske trug.
    Kälte – Kälte strömte ihm entgegen. Die unheimliche Maske war die Ursache. Die Kälte erfaßte ihn, sie strich über sein Gesicht hinweg, sie war wie der Eishauch aus einem Geisterreich, sie ließ ihn schaudern. Er mochte die Kälte nicht, weil sie seiner Meinung nach nicht natürlich war.
    Da steckte etwas anderes dahinter, etwas Endgültiges, das auch blieb, als die Maske auf ihn zuschwebte.
    Sie wollte zu ihm, er war ihr Opfer. Sie kam langsam näher, wie jemand, der sich seiner Sache völlig sicher ist. Normalerweise hätte Sid Arnos fliehen müssen. Das War ihm nicht möglich. Der Anblick dieser Maske hatte ihn gebannt. Auch sein Gehirn war leer geworden. Er konnte nur schauen und zusehen, was die Maske tat, die noch immer über der seltsamen Gestalt schwebte und sich urplötzlich umdrehte, kaum daß sie dicht vor seinem Gesicht war.
    Er sah gegen ihren Rücken.
    Schwarz, tintig und leer.
    Und einen Moment später erwischte sie ihn. Da preßte sie sich plötzlich brutal gegen sein Gesicht!
    ***
    Sid Arnos war nicht in der Lage, etwas zu unternehmen. Er kam sich vor wie jemand, dem der Körper entrissen worden war, denn alles konzentrierte sich einzig und allein auf sein Gesicht. Hier spürte er es, hier brandeten die Schmerzen auf. Hier strichen die Finger mit den langen Nägeln über seine Haut hinweg, als wollten sie jeden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher