Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Hand, so daß sie plötzlich waffenlos dastand.
    Für einen Moment war sie irritiert. Sie schaute vor sich zu Boden, wo sich Suko bewegte. Er hatte genau richtig gehandelt und den Aufprall in eine Rolle vorwärts verwandelt. Noch einmal rollte er sich um die eigene Schulter und kam mit einem Sprung wieder auf die Beine, jetzt so gedreht, daß er Claudia anschauen konnte.
    Die kleine Leuchte hatte er verloren. Sie lag flach auf dem Boden und strahlte in eine andere Richtung. Suko hob seinen rechten Arm. Die Hand glitt über die Schulter hinweg, dorthin, wo noch die drei Zinken der kleinen Hacke im Leder steckten. Er zog das Werkzeug hervor und hielt es Claudia hin.
    »Damit wollten Sie mich töten?«
    Sie sagte nichts.
    Suko schleuderte das Ding weg. Irgendwo in der Dunkelheit klirrte es gegen einen Grabstein. Dann bückte er sich, hob die Lampe auf und leuchtete Claudia an.
    Sie zwinkerte, weil der Strahl sie getroffen hatte, aber sie hielt die Lippen zusammengepreßt, und die Blässe in ihrem Gesicht lag nicht allein am Schein der Leuchte.
    Claudia Ferrini war intelligent genug, um zu wissen, daß sie verloren hatte. Aber sie wollte es nicht zugeben, denn sie sprach Suko mit tonlos klingender Stimme an. »Es war bestimmt nicht schwer, mich außer Gefecht zu setzen, trotzdem hast du nicht gewonnen. Du nicht und auch dein Freund nicht, denn die Maske ist unbesiegbar. Sie ist stärker als der Mensch, viel stärker. In ihr stecken die Kräfte der Hölle, und welcher Mensch kann ihnen schon etwas entgegensetzen?«
    »Vielleicht wir?«
    Ihr schrilles Lachen klang unecht und bewies Unsicherheit. »Nein, so gut seid ihr nicht.«
    »Wir werden uns gleich davon überzeugen können. Dreh dich um und geh!«
    »Wohin?«
    »Zum Grab deines geliebten Ahnherrn. Du wolltest doch sehen, was die Maske getan hat. Ich will es auch sehen. Jetzt dreh dich um und denke immer daran, wer hinter dir ist.«
    »Ja, ich weiß es. Hinter mir ist jemand, dem ich die Pest und die Hölle an den Hals wünsche.«
    »Gibt es da einen Unterschied?«
    Sie schwieg und folgte Sukos Befehl…
    ***
    Es hatte niemand ein Gefäß mit Säure über meinem Gesicht ausgekippt, es kam mir aber trotzdem so vor, denn das Brennen von der Stirn bis zum Halsansatz war einfach furchtbar. Zum erstenmal erlebte auch ich, welche Qualen die anderen Menschen durchgemacht hatten, bevor sie starben. Ja, die anderen, die war ich nicht. Sie hatten vor allen Dingen keine Waffen besessen, mit denen sie sich wehren konnten. Ich aber war mit dem Kreuz ausgerüstet, das in meiner rechten Außentasche steckte. Ich drehte mich auf dem Boden nach links, schob die Hand in die Tasche, was alles sehr schnell ging und auch schnell gehen mußte, weil das Brennen in meinem Gesicht an Stärke zunahm und ich zugleich den Eindruck hatte, sogar blind zu werden. Ich zerrte das Kreuz hervor.
    Die Hände konnte ich beide bewegen. Während ich mich auf der weichen Graberde wieder zurück auf den Rücken rollte, hob ich den rechten Arm an und schlug damit einen Bogen, um das Kreuz auf die Außenhaut der Maske zu pressen.
    Es hatte noch nie einen direkten Kontakt zwischen den beiden Gegenständen gegeben, aber ich vertraute auf die Stärke meines Kreuzes auch deshalb, weil Asmodis davor eine immense Todesfurcht hatte.
    Ich hörte den hellen Klang, als das Metall gegen die Maske kratzte. Die äußere Reaktion bekam ich nicht mit, aber ich sah, was innen geschah.
    Die Fratze des Teufels verzog sich. Sie lief plötzlich auseinander, als bestünde sie aus dickem Schleim. Horatio Ferrinis Gesicht strahlte ein unbeschreibliches Grauen ab, wie man es nur von einer Person kannte, die die nackte Todesfurcht erlebte. Augen zuckten und waberten in den Höhlen, bevor sie zerliefen wie zähflüssige Tränen.
    Später erwischte mich noch einmal der Schmerz, meine Gesichtshaut zog sich zusammen, dann hörte ich ein schmatzendes Geräusch, als sich die Maske von meinem Gesicht löste wie ein Saugnapf.
    Ich lag auf dem Rücken stierte in die Dunkelheit und entdeckte dicht vor mir die Umrisse des Kreuzes. Ich kriegte auch wieder Luft, und sie strömte herrlich kühl in meine Lungen.
    Noch lag ich auf dem Rücken, was sich sehr bald änderte, denn schwungvoll geriet ich in eine sitzende Haltung und suchte sofort nach der Maske. Oder war sie zerstört?
    Nein, sie war es nicht.
    Sie lag auch nicht am Boden, sie flog oder taumelte durch die Luft, denn die Bewegungen, die sie bei ihrer Flucht beschrieb, waren nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher