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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig
Autoren: Jason Dark
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gewissen Igor Strawinski dort.«
    Weitere Informationen hatte sie uns nicht gegeben, und sie hatte auch nicht mehr über die Maske oder ihren Ahnherrn gesprochen.
    Wir fuhren den Hafen an. Er war klein, fast leer, wir konnten uns die Anlegestelle aussuchen. Die Kirche war jetzt gut zu sehen, auch wenn dort kein Licht schimmerte.
    »Der Friedhof liegt natürlich auch im Dunkeln«, sagte die Frau, als das Boot mit der Steuerbordseite gegen die Reifen prallte. Suko war sofort an Land gesprungen und wartete darauf, daß ihm die Frau die Leine zuwarf.
    Geschickt fing er sie auf und wickelte sie um einen kleinen Poller. Nun verließen auch wir das Boot, dessen Motor mit einem letzten Blubbern erstarb.
    Wir standen auf dem Stein, und ich sah das Lächeln auf Claudia Ferrinis Gesicht. »Jetzt haben Sie Ihren Wunsch erfüllt bekommen.«
    »Nicht ganz. Uns fehlt noch das Grab Ihres Ahnherrn.«
    »Keine Sorge, das werden wir finden.« Sie lächelte weiter und erkundigte sich, ob wir mit Taschenlampen ausgerüstet waren. »Die hätten wir nämlich mitnehmen sollen.«
    »Sind wir«, antwortete ich.
    »Gut. Dann kommen Sie mit.«
    Der Kirchturm war stets präsent. Dieses Gebäude visierten wir nicht an.
    Sehr bald schon sahen wir die hohe Mauer, die die Gräberfelder umschloß. Sie wirkte düster und abwehrend, als wollte sie den Menschen damit andeuten, auf keinen Fall die Ruhe der Toten zu stören.
    Das kümmerte die Frau nicht. Sie ging einige Schritte vor uns. Ihre dreiviertellange Jacke schwang bei jedem Schritt, und sie öffnete ein Tor, das nur kulissenhaft den Zugang zum Zentrum versperrte.
    Das Tor quietschte gequält, als steckten in seinen Angeln die gemarterten Seelen, die noch in der Umgebung umherirrten, weil sie nicht die ewige Ruhe gefunden hatten. Schon bald knirschte unter unseren Füßen ein Brei aus Lehm und Kies, der sich auch auf den Gräbern fortsetzte. Die kleinen Steine schimmerten heller. Man konnte nicht von einer absoluten Stille sprechen, aber sehr ruhig war es schon.
    Die Mauern hielten auch die Geräusche der Lagune ab. Das Klatschen der Wellen erreichte uns nur gedämpft. Die Monster aus dem Wasser schienen sich Handschuhe übergestreift zu haben.
    Es gab kein normales Licht, und in der Dunkelheit zwischen den Gräbern fühlte ich mich den Toten so nahe wie den Lebenden. Die Luft über den Gräbern bewegte sich, als wollte sie uns die verdunstenden Körpersäfte der Leichen und die der Tränen der Besucher entgegen wehen. Diese Atmosphäre hatte ich eigentlich noch nie auf einem Friedhof erlebt.
    An manchen Stellen roch es auch nach Kompost.
    Suko hatte seine Lampe eingeschaltet. Der Lichtstrahl war nicht sehr breit. Er tanzte über Gräber und Grabplatten hinweg, er erhellte starres Gestrüpp, erließ den Kies schimmern und zeigte uns auch, wie schnell Blumen verwelken konnten.
    Kreuze, Steine, aber auch Engel oder andere mächtige Figuren, die wie Wächter auf die Gräber niederschauten und die Ruhe der Toten hüteten.
    Grüne Zypressen bildeten Dächer, und in der Luft lag auch der Geruch von Salz und Moder.
    Die Mauer sah zwar kompakt aus. Hin und wieder aber war sie durch Gittertore unterbrochen. Uns gelang also hin und wieder ein Blick auf die Lagune. Das Wasser dort wirkte sehr schwer. Als hätte es Mühe, sich zu bewegen und zu Wellen zu formen.
    Unsere Schritte hinterließen die einzigen Geräusche. Wie eine Musik, die im Prinzip zwar gleich blieb, aber dennoch ihre Unterschiede der Melodie besaß.
    Es gab auch Wegweiser, auf denen Namen standen. Ich konnte sie nicht lesen, weil Sukos Lampenstrahl zu schnell darüber hinwegglitt. Ein hoher, auf einem Sockel stehender Steinmönch warf einen langen Schatten gegen mich. Mich fröstelte.
    Wir erlebten hier tatsächlich eine abgeschlossene Welt für sich, und auch unsere Führerin war still geworden. Sie schritt vor uns her, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Ihre Beine bewegten sich dabei wie die eines Roboters.
    Nicht nur die Luft brachte die Kälte mit. Sie stieg auch aus den Gräbern, so dachte ich zumindest, aber die Erde blieb normal liegen. Es war niemand da, der sie von unten her aufgewühlt hätte, um als schauriges Zombiegespenst aus der letzten Ruhestätte zu klettern.
    Das würde uns hier wohl erspart bleiben…
    Als Claudia stehenblieb, stoppten auch wir unsere Schritte. »Wir werden an der nächsten Kreuzung nach links gehen. Von dort ist es nicht mehr weit.«
    »Liegt er in einem großen Grab oder in einer Gruft. Vielleicht
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