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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig
Autoren: Jason Dark
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Rücken sich die Frau aufrichtete, den Arm hob, einen leisen Schrei der Erlösung ausstieß und dann zuschlug.
    Die kleine Hacke raste wie eine Kralle auf den Nacken des Mannes zu…
    Die Maske hatte mich unter Kontrolle!
    Ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte. Sie war außen hart, aber innen weich, und diese weiche Masse traf mein Gesicht und biß sich fest wie Schlamm.
    Durch den plötzlichen und harten Anprall war ich zurückgestoßen worden, taumelte und stolperte über einen aus dem Boden ragenden Gegenstand. Ich landete auf dem Hinterteil und wenig später auf dem Rücken.
    Zum Glück war der Untergrund weich, sicherlich lag ich auf dem Grab des Horatio Ferrini, und seine Totenmaske hielt mein Gesicht umfangen.
    Wenn es nicht so ernst und lebensgefährlich gewesen wäre, ich hätte sicherlich gelacht.
    Nun mußte ich erleben, daß dieses Ding auf meinem Gesicht mehr als nur eine simple Maske war, denn es barg eine Botschaft, die es auch verteilte und die so stark war, daß sie zunächst meine Widerstandskräfte erlahmen ließ.
    Etwas drang in mein Gehirn ein.
    Gedanken – Gedanken eines Toten. Einer Gestalt, die längst zu Staub zerfallen war und unter der Erde lag. Ein böser Geist hatte die Maske für sich eingenommen, er leitete und führte sie, denn sie steckte unter seiner Kontrolle.
    Ich kämpfte gegen ihn.
    Ich sah ihn nicht, und ich sah ihn trotzdem. Es war sicherlich keine Einbildung, die Bilder vor meinen Augen zu sehen. Gesichter reihten sich zusammen, als würde in der Maske ein Film ablaufen. Ich sah das Gesicht des toten Sid Arnos, die der beiden Wassertaxifahrer und auch andere, die aber weiter entfernt und weniger deutlich. Wahrscheinlich waren es frühere Opfer der Maske.
    Flüsterten Stimmen durch mein Gehirn?
    Erreichten sie meine Ohren? Ich wußte es nicht. Aber ich sah noch ein Gesicht.
    Eine glatte Fratze, deren hohe Stirn mir sofort auffiel. Die Haare dahinter waren zurückgekämmt, sie schimmerten wie altes Silber. Ich sah auch zwei grausame Augen in diesem Gesicht, eine scharfe Nase und einen böse verzogenen Mund.
    Das mußte das Gesicht des Horatio Ferrini sein, hinter dem sich plötzlich ein weiteres aufbaute.
    Eine dreieckige Fratze mit zwei Hörnern auf der Stirn. Feueraugen rotierten in den Höhlen, und ich wußte, wer sich dahinter abzeichnete.
    Es war der Teufel, Asmodis, mein Todfeind. Er, der in zahlreichen Gestalten auftreten konnte und auch auftrat, zeigte sich gerne so, wie ihn die Menschen des Mittelalters und auch später gern sahen. Es machte ihm einfach Spaß, wobei mich der Anblick nicht so sehr erschreckte. Ich erschrak eher, wenn ich darüber nachdachte, was hinter ihm steckte, welche Boshaftigkeit, welcher Terror und welche Menschenverachtung.
    Asmodis grinste, Ferrini ebenfalls.
    Beide waren eins. Sie hörten aufeinander, sie hatten einen Pakt über den Tod hinaus geschlossen, und Mittler dieses Pakts war die verfluchte Totenmaske.
    Ich wußte nicht, ob sie noch eine Rose zwischen den Lippen trug und wunderte mich selbst über diesen Gedanken, der allerdings abgehakt wurde, als die Maske damit begann, ihre furchtbare Kraft auszuspielen.
    Zuerst roch ich das alte Blut, das in ihrem Innern steckte. Es stank, von einer modrigen Süße begleitet. Einfach widerlich und ekelhaft. Zugleich aber begann das Zerren und Reißen an meiner Gesichtshaut, denn deshalb war sie erschienen. Sie wollte mein Gesicht!
    ***
    Manchmal geht es wirklich um Bruchteile von Sekunden. Da entscheidet es sich, ob sich das Blatt zur einen oder zur anderen Seite wendet. So war es auch bei Suko.
    Er war ein Mann mit blendenden Reflexen. Er roch eine Gefahr, er nahm sie auf, und er schaffte es oft genug, daraufhin genau richtig zu reagieren.
    Auch hier war er gewarnt worden.
    Nicht durch einen fremden Helfer, sondern durch Claudia Ferrini selbst, die sich so stark innerlich und äußerlich darauf eingestellt hatte, Suko zu vernichten, daß sie während des Schlags ihre angestaute Spannung als Atemzug freie Bahn ließ.
    Dieser warme Luftzug hatte Suko getroffen.
    Aus der Bewegung hervor wuchtete er sich nach vorn. Die drei Zinken der kleinen Hacke rasten nach unten, sie erwischten Suko auch, aber nicht seinen Nacken, wo sie sich tief in Fleisch, Sehnen und Muskeln gepflügt hätten, sondern den hochgestellten und auch sehr dicken Kragen der Lederjacke.
    Die Zinken griffen zu, und der Schwung schleuderte Suko nach vorn, dem Boden entgegen. Er riß aber zugleich der Frau den Griff aus der
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