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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig
Autoren: Jason Dark
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gewesen, um einen solchen Weg nicht zu begehen. Zumindest hörte er nichts.
    Wahrscheinlich hielt sie sich in einem dieser Totenhäuser verborgen.
    Suko ging davon aus, daß die Gittertüren nicht alle abgeschlossen oder verriegelt waren.
    Er blickte nach links. Der Schatten stand dort wie gemauert. Es war die Seite eines großen Grabes, das beinahe schon einem kleinen Privatmausoleum glich. Er umrundete es so leise wie möglich und gelangte an die Vorderseite.
    Suko konnte in das Grab hineinschauen, das heißt, er sah durch die Gitter eines schmalen Tores auf zwei große Blumenkübel, die eine Betonplatte schmückten. Sie besaß einen Ring, an der sie in die Höhe gewuchtet werden konnte. Die Toten seilte man dann in ihren Särgen liegend in die Tiefe ab.
    Claudia war nicht zu sehen.
    Suko drehte sich um. Er griff nach der Lampe, er wollte Licht haben bei seiner Suche. Vielleicht irritierte sie der Strahl.
    Einige Schritte entfernte er sich vom Eingang der Grabstätte. Wind streichelte sein Gesicht und brachte einen fauligen Geruch mit, der aus Richtung Venedig kam und mehr nach Kloake roch.
    Suko leuchtete nach vorn. Ein schmaler Weg führte zu der nächsten hohen Grabstätte. Auch sie wollte Suko untersuchen, blieb auf dem Weg und sah nicht, wie sich hinter ihm eine Gestalt bewegte. Sie hatte im Dunkeln der Grabwand gelauert, hielt einen länglichen Gegenstand in der rechten Hand, den sie jetzt anhob.
    Sie wartete noch eine Sekunde.
    Dann schlug sie zu!
    ***
    Claudia Ferrini wußte, daß die beiden Männer so leicht nicht aufgeben würden. Zwar war ihr zunächst einmal die Flucht gelungen, aber diese Hyänen würden wie Leim auf ihren Fersen bleiben, und sie würde sich etwas einfallen lassen müssen.
    Es war gut, daß sie das Areal kannte. So wußte sie auch, wo bestimmte Gegenstände lagen, die sie als Waffe benutzen konnte. Nicht alle Besucher nahmen ihre Werkzeuge mit, die sie zur Grabpflege benutzten.
    Es lagen kleine Schaufeln und Hacken oft genug verborgen hinter den Grabsteinen.
    Sie stolperte, als sie ein bestimmtes Grab erreichte. Zwar fiel sie nicht lang hin, aber ihre Hände drückten schon in die weiche Erde hinein, als wollten sie den darin liegenden Toten wieder an die Oberfläche zurückholen.
    Sie zog die Hände wieder hervor, atmete für einen Moment tief ein und kroch auf den Grabstein zu. Sie wußte, daß dort die Werkzeuge lagen.
    Ohne ihr Feuerzeug einzuschalten, faßte sie hin und hatte schon beim ersten Versuch Glück, als sie den Griff einer dreizinkigen kleinen Hacke umfaßte, deren Metall nur an den Spitzen blank schimmerte, ansonsten aber verrostet war.
    »So«, flüsterte sie keuchend, »so…« Sie kroch vom Grab und richtete sich wieder auf. Kam er?
    Claudia Ferrini hielt den Atem an. Nichts sollte sie bei ihrem Lauschversuch ablenken.
    Zuerst hörte sie nichts, dann aber die typischen Geräusche, die von vorsichtig gesetzten Schritten verursacht wurden. Da versuchte jemand, so leise wie möglich zu gehen. Claudia konnte auch feststellen, in welche Richtung er sich bewegte. Wenn er weiterging, würde er das kleine Gräberdorf erreichen. Sie lächelte.
    Glanz trat in ihre Augen, denn sie wußte sehr genau, daß sie sich dort gut auskannte. Oft genug war sie schon dort gewesen.
    Noch einmal atmete sie durch, dann lief sie über einige andere Gräber hinweg und näherte sich den starren Schatten und Mauern des Totendorfes, um das sich die Finsternis schmiegte.
    Er würde kommen, und sie würde hier auf ihn warten.
    Claudia mußte sich noch gedulden, um herauszufinden, wo er ungefähr hergehen würde. Es dauerte nicht mal eine halbe Minute, da nickte sie, und ihre Augen verengten sich dabei. »Du wirst dich wundern«, hauchte sie, »du wirst dich wundern, du verfluchter Schnüffler.« Sie wußte nicht, wer die Verfolgung aufgenommen hatte, rechnete aber vom Gefühl her mit dem Chinesen.
    An eine Grabwand gelehnt wartete sie. Sekunde für Sekunde verstrich.
    Ihr wurde kalt, aber innerlich tobte sie. Die kleine Gartenhacke hielt sie in der rechten Hand. Die Tritte wurden lauter. Dann verstummten sie in ihrer Nähe.
    Noch mußte sie warten. Was tat er?
    Zunächst nichts. Er würde durch das schmale Gittertor in das Grab schauen, das war alles.
    Nein, er ging weiter. Und er hatte dabei seine kleine Leuchte eingeschaltet.
    Sie lächelte, hob den rechten Arm, sah, wie der Strahl über den Weg, aber auch an ihr vorbeiglitt. Ihm folgte der Mann, und es war tatsächlich der Chinese, hinter dessen
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