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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig
Autoren: Jason Dark
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auch durch starke Säulen abgestützt werden.
    Sid Arnos verknipste drei Filme. Er hoffte, daß sie reichten, um Paretti die Möglichkeit zu geben, diesen Palazzo nach seinen Wünschen einzurichten.
    Es war kühl zwischen den noch nach Farbe riechenden Wänden. Es herrschte auch eine gewisse Feuchtigkeit vor. Hier mußte geheizt werden, doch die neue Anlage war noch nicht in Betrieb. Das würde sich bald ändern. Rock Paretti hatte es versprochen.
    Sids Job war im Prinzip getan, und es war nichts passiert. Genau in dem Augenblick, als er die Kamera wegsteckte, überfielen ihn wieder die Gedanken. Er nahm sie hin wie einen wuchtigen Stoß. Für einen Moment stand er unbeweglich, den Oberkörper leicht nach vorn gebeugt.
    Er holte tief Luft. Dabei hatte er das Gefühl, sie trinken zu müssen. Die mit Blut geschriebenen Worte der Warnung tanzten vor seinem geistigen Auge. Er sah sich wieder neben Parettis Schreibtisch stehen und über die Worte nachdenken.
    Da hatte er sie schon als schlimm empfunden, doch sie waren plötzlich wie Lanzen geworden, die durch seinen Kopf stachen. Schlimm und brutal. Er stand da, schaute nach vorn, ohne etwas zu sehen. Ihm fiel ein, daß er sich in der ersten Etage befand. Er mußte die breite Treppe hinabgehen, um den Ausgang zu erreichen. Es war doch alles so einfach, er hatte den umgekehrten Weg auch geschafft, und doch gab es da etwas, das ihn daran hinderte.
    Furcht?
    Wenn ja, wovor!
    Sid Arnos überlegte. Sein Mund war trocken geworden. Wenn er schluckte, schmerzte sein Hals. Er runzelte die Stirn, fuhr mit zwei Fingern darüber hinweg, und als er auf seine Kuppen schaute, sah er den Schweiß, der dort zurückgeblieben war. Er gab zu, daß er vor Angst schwitzte.
    Wieder mußte er schlucken.
    Wieder brannte es in seiner Kehle, und er wollte sich unbedingt zusammenreißen. Er sagte sich, daß es dort einfach nichts gab, was ihm gefährlich werden konnte, aber er wollte sich selbst nicht glauben.
    Bin ich allein?
    Eine dumme Frage – zunächst. Wenig später kam sie ihm nicht mehr so dumm vor, da war er bereits damit beschäftigt, über sie nachzudenken.
    Er hätte allein sein müssen, er war es trotzdem nicht, auch wenn er nichts sah. Irgendwo lauerte etwas, wartete jemand. Etwas Unheimliches, etwas, mit dem er nicht zurechtkam, das eigentlich nicht menschlich war, sondern anders. Aber wie anders?
    Sid Arnos hatte nicht bemerkt, daß er den Raum bereits verlassen und sich der Treppe genähert hatte, wo er stehenblieb, eine Hand auf den Beginn des Geländers gelegt.
    Er schaute den geschwungenen Bogen mit den zahlreichen Stufen hinab, ohne allerdings das Ende der Treppe sehen zu können, weil sein Blickwinkel zu schlecht war.
    Stand da jemand?
    Groß genug war die Halle ja, nur hörte er nichts. Die Stille lag dort unten wie eine Mauer. Sie wartete auf ihn, denn sie wußte ja, daß er sie durchqueren mußte.
    Arnos räusperte sich die Kehle frei. Er biß die Zähne zusammen, er preßte die Lippen aufeinander, und durch die Nase holte er Luft. Okay, dachte er, okay, ich muß es packen. Ich darf mich nicht benehmen wie eine Memme. Da unten war nichts, da unten ist nichts. Nur die leere Halle. Niemand hat sie betreten. Ich bilde mir da etwas ein, ich mache mich selbst verrückt, und das will ich nicht mehr, verdammt noch mal!
    Er gab sich einen Ruck und wunderte sich selbst darüber, wie schnell er die ersten drei Stufen hinter sich gelassen hatte. Seine rechte Hand lag noch immer auf dem Geländer, sie rutschte auch weiter, als er die nächsten Stufen hinabging, und er merkte, wie es in seinem Kopf anfing zu bohren.
    Er ging, er schlich. Sein Herz hämmerte. Die Schläge kamen ihm lauter vor als gewöhnlich. Er schaute zu Boden und sah die Stufen vor seinen Augen tanzen.
    Alles ist normal, alles ist gut. Ich bilde mir die Dinge nur ein, ich mache mir selbst etwas vor. Es liegt einzig und allein an dieser feuchtstickigen Atmosphäre, die mich umgibt. Ich kenne sie nicht so, deshalb reagiere ich so komisch.
    Sein Blick streifte bereits durch die Halle. Sie war tatsächlich leer.
    Seltsamerweise beruhigte ihn das nicht, und er blieb am Ende der Rundung stehen, überlegend, die Stirn dabei gekraust, und in diesem Augenblick dachte er wieder an die schriftliche Warnung, die seinen Chef erreicht hatte.
    Obwohl er das Papier nicht in der Hand hielt, flimmerte die Schrift vor seinen Augen. Er sah sie deutlich vor sich. Jedes Wort, jeden einzelnen Buchstaben, wie in einer Reihe aufgestellte
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