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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele
Autoren: Iris Johansen
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sie nicht an, sondern blickte hinaus auf den See. »Nichts ist mit mir los. Eve und ich haben ein paar harte Wochen hinter uns. Sie hat dir vielleicht auf dem Weg vom Flughafen davon erzählt.«
    »Sie hat mir erzählt, dass der Serienkiller, den sie für Bonnies Mörder gehalten hat, es nicht gewesen ist. Und dass du auf dieser Insel in dem Sumpfgebiet einen regelrechten Friedhof von Kindern entdeckt hast, die er alle umgebracht hat.« Sie machte eine Pause. »Sie hat mir nicht erzählt, dass du dich so sehr vor ihr zurückgezogen hast. Das hat sie heruntergespielt. Du hast sie ja nicht einmal angesehen. Und nicht nur sie. Habe ich in letzter Zeit etwas getan, was dich verärgert hat?«
    »Wie könntest du? Du warst in Paris in deiner Galerie.«
    »Vielleicht findest du, ich hätte hier sein und Eve unterstützen sollen. Ich habe es versucht, Joe. Sie hat es nicht zugelassen.«
    »Ich mache niemandem irgendwelche Vorwürfe.« Joes Lächeln war gezwungen. »Da müssen wir einfach durch.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Und es wird Zeit, dass ich aufs Revier fahre und ein bisschen Ordnung in diesen Fall bringe. Wir haben immer noch nicht alle Leichen identifiziert.«
    »Und du willst mir nicht sagen, was los ist«, erklärte Jane geradeheraus. »Du läufst weg. Mach mir doch nichts vor, Joe. Du und Eve, ihr habt mich praktisch aufgezogen. Ich kenne dich.«
    »Tatsächlich?« Er stieg die Verandastufen hinab. »Dann weißt du auch, dass ich Polizist bin. Und wenn ich eine Arbeit zu erledigen habe, dann tue ich das. Ich rufe dich und Eve später an und sage euch, wann ich nach Hause komme.« Er konnte Janes besorgten Blick spüren, als er sich ins Auto setzte. Er ließ den Motor an, und Eve trat aus dem Haus und stellte sich neben Jane. Zwei starke, intelligente Frauen, die beiden Frauen, die er am meisten auf der Welt liebte.
    Und wegen ihrer Stärke und ihrer Intelligenz musste er sie zurzeit meiden wie die Pest. Er konnte es nicht brauchen, dass sie ihre Intelligenz und ihren Scharfsinn auf ihn richteten. Sie könnten etwas wahrnehmen, was er niemanden sehen lassen wollte.
    Er winkte ihnen zu, als er aus der Einfahrt fuhr.
    Mit ihm war alles in Ordnung. Nur der Stress und die Anspannung nach so vielen Jahren der Suche nach Eves kleinem Mädchen hatten heute Morgen die Halluzination ausgelöst. Er war nicht verrückt. Solange er das Problem benennen konnte, war es keines mehr. Es würde keine weiteren Halluzinationen geben.
    Es würde keine weiteren geisterhaften Besuche von Bonnie geben.
     
    »Warum hast du mir nichts davon erzählt, Eve?« Jane sah Joe nach, wie er davonfuhr. »So habe ich ihn noch nie gesehen. Ich weiß, dass ihr Probleme hattet, aber Joe war geradezu … distanziert.«
    »Ich konnte dir nicht erzählen, was ich nicht wusste«, sagte Eve. »Als ich wegfuhr, um dich vom Flughafen abzuholen, war alles in Ordnung mit ihm.« Nein, nicht in Ordnung. Joe und ihre Beziehung standen unter Druck. Und dass es ihnen nicht gelungen war, Bonnie auf dieser Insel zu finden und die Agonie der jahrelangen Suche zu beenden, tat ein Übriges. Aber er war nicht der steife, beinahe verschlossene Mann gewesen, der Eve und Jane begrüßt hatte, als sie zum Cottage zurückkehrten. »Ja, wir liegen derzeit nicht ganz auf der gleichen Wellenlänge, aber wir werden das schon schaffen.«
    »Wirklich?«
    Sie zuckte die Achseln. »Wir geben uns Mühe. Vielleicht klappt es auch nicht. Dann ist es aber mein Fehler. Ich muss Bonnie finden, und ich bin diejenige, die davon besessen ist, nicht Joe. Ich weiß nicht, warum er mich nicht einfach verlässt.«
    »Doch, das weißt du. Er liebt dich. Du bist der Mittelpunkt seines Lebens«, sagte Jane. »Und er wird dich nicht verlassen.«
    »Diesmal war er ziemlich nahe dran«, murmelte Eve. »Ich habe dir doch gesagt, er muss Bonnie für mich finden. Er will, dass es endlich vorbei ist.«
    »Du hast gesagt, ihr kommt damit klar. Solange es noch Hoffnung gibt, wird er nicht aufgeben.« Jane umarmte sie. »Er hat gesagt, ihr hättet harte Wochen hinter euch. Vielleicht war das heute Morgen nur eine Reaktion auf den Horror auf der Insel. Ich weiß nicht, wie zum Teufel ihr das überlebt habt.«
    »Wir hatten Megan. Sie war diejenige, die beinahe gestorben wäre. Sie hatte einen Schock und lag stundenlang im Koma.«
    »Das hast du mir erzählt.« Jane legte den Arm um Eves Taille und führte sie zum Haus zurück. »Auch wenn manches in deinem Bericht kaum zu glauben ist. Komm, trinken
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