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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele
Autoren: Iris Johansen
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aus. »Aber ich habe Joe gemeint. Ich werde ihn anrufen und ihn bitten, diesen Kreditkartenbeleg in Alabama zu überprüfen.« Dann lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. »Warum schläfst du nicht ein bisschen? Du musst doch völlig erledigt sein.«
    »Etwas müde bin ich.« Jane stand auf und machte sich daran, den Tisch abzuräumen. »Und ich fürchte, nicht einmal dieser Kaffee wird mich wach halten.« Sie trug das Milchkännchen zum Kühlschrank. »Obwohl es mir eigentlich lieber wäre –« Sie hielt inne und blickte ins untere Fach des Kühlschranks. »Was zum Teufel ist das denn?«
    »Was?«
    »Dieser Becher. Er ist aus Gold oder Messing oder … Er war ganz nach hinten geschoben, darum habe ich ihn erst nicht gesehen. Das Licht hat sich darin gespiegelt und …« Sie ging in die Hocke und griff in den Kühlschrank. »Ich glaube, da ist etwas drin.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Eve stand auf und durchquerte die Küche. »Ich benutze nur Tupperware, und die ist bestimmt nicht aus Gold oder Messing. Und in den letzten Wochen haben wir weder gekocht noch etwas aufbewahrt –« Sie blieb stehen, als sie den Gegenstand in Janes Hand sah. »Was ist das?«
    »Das wollte ich von dir wissen.«
    Der goldene Becher, den Jane hochhielt, war eigentlich ein Kelch, der aussah wie von einem mittelalterlichen Fest. Er war über und über mit eingravierten Buchstaben verziert und mit Szenen, deren Schauplatz offenbar eine altertümliche Banketthalle war.
    »Den habe ich noch nie gesehen«, sagte Eve sofort.
    »Joe?«
    »Ich werde ihn fragen. Aber das ist nicht sein Stil. Er sammelt nicht, und das hier sieht aus wie etwas, das man im Souvenirladen eines Schlosses kaufen kann. Oder in einem dieser Kunstmagazine, die Ritterkram und Filmrequisiten anbieten.«
    »Das glaube ich nicht. Er ist gut gearbeitet und keine Billigware.« Jane drehte den Kelch in ihrer Hand. »Schöne Ätzarbeit. Ich weiß nicht recht, was er –« Sie hob den Becher an ihre Nase. »Das sieht aus wie eine dunkelrote Paste, getrocknet … aber es riecht … metallisch.«
    »Metallisch?« Eve nahm den Kelch und betrachtete den dunkelroten Inhalt. Ein eisiger Schauder durchfuhr sie. Sie kannte diesen Geruch, er war schwer zu vergessen. Sie hob den Becher und roch daran. Eindeutig Eisen. Ihre Bauchmuskeln spannten sich an, während sie gegen Übelkeit ankämpfte.
    Jane beobachtete ihren Gesichtsausdruck. »Ist es das, was ich denke?«
    Eve sah den Becher an. Ein wunderschöner Kelch. Glänzend und kunstvoll und bedeckt mit Szenen aus vergangenen Zeiten. Dennoch konnte sie nur an den dunkelroten Inhalt denken, der ihn befleckte.
    »Blut.« Sie stellte den Kelch schnell auf die Arbeitsfläche. »Er ist voll Blut.«
     
    »Bist du sicher?«, fragte Jane.
    »Ja. Blut gerinnt sehr schnell, aber dieser Kelch war wohl bis zum Rand damit gefüllt.«
    »Was sollen wir tun? Bist du sicher, dass du ihn nie zuvor gesehen hast?«
    Eve schüttelte den Kopf. »Nein.« Trocken fügte sie hinzu: »Normalerweise bewahre ich keine mit Blut gefüllten Kelche auf.« Sie schluckte. »Und er jagt mir eine Heidenangst ein. Ich fühle mich … angegriffen. Wie ist er in mein Haus gekommen?« Sie zwang sich, den Kelch noch einmal anzusehen. »Was wir tun? Wir sollten zunächst herausfinden, ob es das Blut eines Menschen ist.«
    »Und ich frage mich genau wie du, wie er hierhergekommen ist«, sagte Jane.
    Eve nickte. »Joe und ich waren beide nicht zu Hause, sondern tagelang unten im Okefenokee-Sumpfgebiet. In dieser Zeit ist es offenbar passiert.« Dann ergänzte sie: »Aber ich weiß, dass Joe die Alarmanlage eingeschaltet hat, als wir losgefahren sind.«
    »Alarmanlagen kann man umgehen. Und Toby, mein Hund, war nicht hier. Hast du nicht gesagt, dass sich Patty noch immer um ihn kümmert?«
    Eve nickte. »Ich bin froh, dass er nicht im Haus war. Auch wenn er ein halber Wolf ist, der Golden Retriever dominiert doch. Er hat nicht gerade das Temperament eines Killers.«
    »So ein Kelch voller Blut ist ganz schön gruselig. Man muss an Vampire denken. Der Schatten von Béla Lugosi.«
    Dieser Vergleich passte zu dem, was Eve dachte. »Das musstest du jetzt erwähnen. Aber wenn ich mich recht erinnere, hat er keine Kelche benutzt. Er trank das Blut direkt aus dem Opfer.«
    »Wie auch immer.« Jane wandte den Blick von dem Kelch ab. »Das könnte eine Art Streich sein. Dein Beruf macht dich anfällig für solche Späße.«
    Eve schüttelte den Kopf. »Das möchte ich gern
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