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Blutsbrüder

Blutsbrüder

Titel: Blutsbrüder
Autoren: Ravensburger
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einen Blick, dann ziehen sie sich zurück, um zu beraten.
    »Pass auf«, flüstert Darius, der weiß, dass ihm nicht viel Zeit bleibt. Er winkt Alina näher zu sich heran. »Du gehst jetzt. Sie werden nichts machen. Solche Viecher«, er deutet auf den jungen Hund, »so ein Tier zum Kämpfen, das ist teuer. Und so viel sind wir beide ihnen erst mal nicht wert.«
    »Abe r …« Alina schüttelt sich, als habe sie Gänsehaut oder Fieber bekommen. Der Schrecken ist ihr ins Gesicht geschrieben. Gleichzeitig scheint sie kaum glauben zu können, was sie sieht.
    »Kein Aber«, murmelt Darius. »Geh einfach. Wenn dir einer folgt, schlitz ich den Köter auf.«
    Als Alina sich über den Hof entfernt, zögernd erst, dann immer schneller, geht durch die fünf Halbwüchsigen ein Ruck. Doch kaum dass der Kahlkopf seinen Gefolgsleuten einen kurzen Wink gibt, wenden sie ihr Interesse wieder Darius zu.
    »Nur einer«, grunzt der Chef.
    » Beide Hunde bleiben.«
    Darius bohrt das rostige Eisen sacht in das Fell am Hals des Tieres, das sich nicht bewegt.
    »Der kommt uns nach.« Der Glattrasierte deutet auf den verletzten Pitbull zu seinen Füßen.
    »Leine und Maulkorb. Bind ihn dort an den Pfosten.«
    »Du bist tot, isch schwöre! Und dann fick isc h …«
    »Ja, ja«, sagt Darius. »Meine Mutte r – morgen. Heute aber noch nicht.«
    Als sich die Gruppe widerwillig über das Gelände zurückzieht, winselt das angebundene Tier und zerrt an seiner Leine. Darius steht wie festgewachsen auf dem mit Unkraut übersäten Hof und wartet darauf, dass die Gruppe urplötzlich hinter einem der Backsteingebäude wieder auftaucht.
    Aber nichts geschieht. Nur die Sonne scheint erbarmungslos auf ihn und die Hunde und in der Nähe zirpt eine Grille, die sich vom Winseln des verletzten Pitbulls in ihrem Gesang nicht unterbrechen lässt.
    Und jetzt?, fragt sich Darius. Er packt den jungen Hund am Nacken, hebt ihn hoch und stößt die Eisenstange zwischen den Pflastersteinen zurück in die Erde. Kaum hat er sich einen Schritt auf den ausgewachsenen Pitbull zubewegt, noch immer unsicher, wie er sich weiter verhalten soll, tritt unvermutet eine hinkende Gestalt aus einer hohen, leer stehenden Halle und bleibt im Schatten eines windschiefen Schornsteins stehen.
    »Hallo«, sagt Emre. Die Spuren des gestrigen Kampfes sind ihm deutlich anzusehen. Er nickt Darius zu wie einem guten alten Freund, den er auf der Straße unverhofft getroffen hat, hebt ein Stück Stoff vom Boden auf und hält Alinas Unterhose, die der Cousin verloren hat, ins grelle Sonnenlicht. Dann lässt er sie achtlos vom bandagierten Zeigefinger seiner linken Hand baumeln.
    »Übrigens nicht mein Stil«, sagt er leise. »Aber inzwischen gibt es andere, die sich für Ömer einsetzen, die so was für ihn machen. Weißt du, wir haben viele Verwandte.«
    »Multikulti?«
    »Das ist die Gang von meinem Cousin, ein Teil seiner Gang. Die machen, was er ihnen sagt. Und ob die schwarz sind oder weiß: Ihr glaubt immer, ihr wisst alle s – und ihr habt keine Ahnung!«
    Emre redet so gleichmütig, als spreche er von einem Essen oder einem ähnlich belanglosen Ereignis. Dann kommt er etwas näher, ohne das Winseln des angeleinten Hundes zu beachten.
    »Ich kenne dich seit Langem, Darius. Ich kenne sogar deinen Vater, weil ich im Nebenhaus einen Onkel habe. Ich bewundere dich, Darius, schon seit der Grundschule. Ich würde nich t … niemand von uns würde so was gegen seinen Vater machen. Du siehst, ich weiß alles. Die meisten von uns würden dich dafür verachten, aber ich bewundere dich. Hakan hat Glück, ich kenne niemanden, der so stark ist wie du. Aber das hier ist nicht deine Sache. Das ist eine Sache zwischen Hakan und mir. Dich geht es nichts an. Und die hier « – er deutet auf den Platz, den die Gruppe gerade verlassen ha t – »geht es auch nichts an. Aber die mischen sich ein, so wie du dich eingemischt hast. Sie werden ihn fertigmachen und sie werden dich fertigmachen und vielleicht auch Alina. Hakan soll kommen und ich werde kommen. Allein. Danach ist die Sache zwischen ihm und mir aus der Welt.«
    Während Emre geredet hat, hat Darius geschwiegen. Jetzt fragt er: »Woher wusstest d u …?«
    »Ich bin ihnen gefolgt. Ich kann ihnen aber nicht immer, nicht jeden Tag und jede Nacht folgen, wenn sie losgehen.«
    »Was hättest du gemacht?«
    »Ich hätte was gemacht. Glaub mir.«
    Wieder winselt der verletzte Hund. Weder Darius noch Emre beachten das Tier.
    Während Emre ihn ansieht und
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