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Blutsbrüder

Blutsbrüder

Titel: Blutsbrüder
Autoren: Ravensburger
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sich die Jüngeren unbehaglich umsehen.
    Darius spürt, wie er innerlich kalt und ruhig wird. Unbemerkt von den anderen geht er einen Schritt auf das rot-weiße Absperrband zu. Dort, wo es an einer Stange befestigt ist, bleibt er stehen. Der kahlköpfige Dickmann setzt den Hund auf dem Boden ab und baut sich vor Alina auf, die keinerlei Reaktion zeigt.
    Er betrachtet auch sie ausgiebig und ohne Eile, prüft sie wie eine Ware, deren Qualität abzuwägen ist, und knurrt schließlich: »Stylish, dein Outfit, un d – geile Titten. Willst d u …?« Er steckt den rechten Mittelfinger langsam in seine linke Faust.
    Dabei verzieht sich sein Mund zu einem Grinsen, sodass Darius erkennen kann, wie viele Vorderzähne ihm fehlen und wie viel Gold in seiner Mundhöhle blitzt. Dann holt er hinter seinem Rücken den Rest eines zerschnittenen, leuchtend gelben Sommerkleides hervor, riecht daran, atmet tief ein, »oh, ja!«, spreizt seine Schenkel und reibt sich mit dem Stoff zwischen den Beinen. Auf seinem Gesicht zeichnet sich ein wohliger Ausdruck ab und er murmelt mehrfach: »Oh, ist das geil! Isch schwör e …«
    Alina und Darius warten. Alina wie erstarrt, Darius reglos und kühl bis ins Herz.
    Die übrigen Jungen und die Hunde verhalten sich ruhig. Einige der fünf wirken angewidert. Dennoch bestaunen sie stumm das Schauspiel, das ihnen ihr Chef bietet. Als er verzückt die Augen schließt, fährt Alina mit einer Hand in ihre Umhängetasche, zieht eine Tränengaskartusche hervor und will dem Dickmann, der mit dem gelben Stofffetzen heftiger sein Geschlecht reibt, das Gas in die Augen sprühen. Aber der Dicke ist schnell. Mit der freien feisten Hand packt er Alinas Faust, noch ehe sie den Auslöser der kleinen Kartusche drücken kann.
    »Ach ja«, sagt er beiläufig.
    Die Sonne lässt auf seiner Glatze winzige Schweißperlen entstehen, die sich zu einem Rinnsal vereinigen und ihm an der Nasenwurzel langsam herunterlaufen. Das Holz gesplitterter Balken riecht streng nach Harz und Beize, die Dachpappe der halb verfallenen Schuppen duftet in der Hitze intensiv nach Teer.
    »Du dumme kleine Schlampe«, nuschelt der schwitzende Chef und zieht Alina achtlos zu sich heran.
    Als Darius alle Vorsicht für Augenblicke fahren lässt, einige Schritte vorschnellt und zischt: »Lass sie in Ruhe«, wischt ihm der Kumpan des Dickmanns nachlässig durch das Gesicht und will ihm die andere Faust in den Unterleib rammen. Doch Darius kann ihm ausweichen, obwohl er so tut, als sacke er in sich zusammen.
    Er taumelt zurück und hält sich an der Halterung für das Absperrband fest.
    Während die Hunde unruhig werden, aber nicht kläffen, und sich alle wieder auf Alina und den Cousin konzentrieren, zieht Darius mit einer raschen Bewegung die angespitzte Eisenstange, die das Absperrband hält, aus dem Boden, duckt sich, gleitet nach vorn und schlägt mit der Stange ansatzlos nach dem ausgewachsenen Pitbull. Die rostige Spitze reißt eine Wunde an Schnauze, Kopf und Hals.
    Bevor die Gruppe sich fassen kann und ehe der Hund zu winseln beginnt, rammt er die Stange vor sich in eine Fuge zwischen zwei Steinen, packt das jüngere Tier, umklammert es an den kurzen Vorderbeinen, drückt es auf den kopfsteingepflasterten Hof, stellt einen Fuß auf den Körper des Hundes, presst das junge Tier an die Erde und setzt ihm die Spitze der Stange an die Kehle.
    Als sei er bis ins Mark getroffen, kniet der narbige Cousin neben dem verletzten Pitbull und fährt ihm mit den Fingern behutsam über den blutigen Riss. Sein Gesicht verzerrt sich zu einer Grimasse. »Isch mach disch Klinik!«
    Abwesend betrachtet er das Blut an seinen Fingern, streichelt den kläglich jaulenden Hund, streicht mit dem besudelten Zeigefinger wie in Trance an seiner Wange entlang, blickt Darius an und murmelt: »Du bist tot!«
    »Noch nicht.«
    Darius drückt den jungen Hund gegen das Kopfsteinpflaster und presst die Spitze der Stange kräftiger gegen die Kehle des wie erstarrten Tiers.
    »Ihr geht jetzt. Die beiden Hunde bleiben hier. Verpisst euch, ihr Wichser!«
    Als er die Worte ausspricht, spürt Darius, wie unsicher der Grund ist, auf dem er sich bewegt. Die Sonne steht hoch am Himmel und die Gruppe zögert. Der verletzte Pitbull drückt sich mit eingezogenem Schwanz an die Wade seines Herrchens.
    Während sich die fünf Begleiter zu einem Halbkreis auffächern, rückt Alina einige Schritte vom Kahlkopf, seinem Kumpan und dem verletzten Pitbull ab.
    Der Cousin und sein Kumpel wechseln
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