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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Autoren: Kim Harrison
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gefordert.
    Nina lehnte sich mit ausgestreckter Hand vor. Ich nahm sie, und sobald wir uns die Hände schüttelten, verschwand der untote Vamp und plötzlich saß mir gegenüber wieder Nina, die Angestellte der KFZ-Stelle.
    Nina riss die Augen auf, keuchte und zog ihre Hand zurück. Der Geruch von Schweiß stieg auf und sie sank in ihrem Stuhl zusammen. Ihr Kopf rollte zur Seite und ihre Beine schoben sich ungeschickt unter den Schreibtisch. »Wow«, keuchte sie in Richtung Decke, während ihre Lungen darum kämpften, wieder genug Sauerstoff aufzunehmen, den ihr untoter Gast wahrscheinlich einfach vergessen hatte. Ihr Gesicht war blass und ihre Finger zitterten, aber ihre Augen leuchteten so hell als wäre sie an eine Steckdose angeschlossen. »Was für ein Rausch!«
    Ich schaute zu Wayde, der einfach nur verwirrt aussah. Dann setzte sich Nina plötzlich aufrecht hin, als wäre ihr gerade erst bewusst geworden, dass wir noch da waren. »Ähm, ich danke Ihnen, Ms. Morgan«, sagte sie und stand energiegeladen auf. »Ich veranlasse sofort die Erneuerung Ihres Führerscheins und gebe Ihnen die Adresse des Friedhofs. Ich würde Sie ja selbst hinbringen, aber ich muss vorher noch etwas für ihn erledigen. Wir treffen uns dann dort. Ich muss weg.« Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Atem kam stoßweise und ich sah, dass sie zitterte.
    Begleitet von leisem Papierrascheln eilte sie auf die Tür zu, mit dieser unheimlichen Vampirschnelligkeit, die Ivy so sorgfältig vor mir versteckte. Ich zuckte zusammen und starrte Wayde an, während Ninas überschwängliche Stimme durch die Büros hallte. »Mein Gott! Ich konnte wirklich alles hören!«
    Ich atmete tief durch und entspannte meine zu Fäusten geballten Hände. Ein paar böse Hexen aufspüren, das konnte ich. Wie »Nina« schon gesagt hatte, würde es nur ein wenig Ermittlungsarbeit brauchen – in der ich wirklich schrecklich war –, und ein paar Erdzauber, die ich immer noch wirken konnte. »Ich sollte Ivy anrufen«, sagte ich leise.
    Wayde sah nicht glücklich aus, als er mir meine Tasche gab. Ich holte mein Handy hervor und runzelte die Stirn, als ich die Nummer des verpassten Anrufs erkannte. Trent? Was will der denn?
    »Das ist wahrscheinlich eine gute Idee, Ms. Morgan«, sagte Wayde und lehnte sich vor, um aus der Tür zu spähen, aber ich hatte inzwischen ziemliche Zweifel.
    Eine gute Idee? Genau. Alles andere als das.

2

    Freitags herrschte zu dieser Tageszeit in der Innenstadt von Cincinnati starker Verkehr. Ich schnaubte verärgert, als ich schon wieder an einer roten Ampel anhalten musste, mein Handy am Ohr. Die Frau hatte mich in die Warteschleife geschoben, um nach einem freien Termin zu suchen, und ich war kurz davor, einfach aufzulegen.
    Allein von den Hollows über die Brücke zu kommen war schon nervig gewesen. Auf dem kleinen blauen Klebezettel, den Nina mir vor zwei Stunden gegeben hatte, standen nur ein Straßenname und eine Nummer. Ich konnte mich an keinen Friedhof auf der Washington Street erinnern, und ich fragte mich, ob sie die alten Begräbnisfelder in der Nähe des Theaters meinte. Gott, hoffentlich nicht. Tote machten mich verrückt.
    Wayde saß neben mir, die Beine so gespreizt, dass er den gesamten Beifahrersitz einnahm. Er bemühte sich, nicht beunruhigt zu wirken, während ich mein kleines Auto durch den Verkehr lenkte – ich hatte schon mindestens fünf Minuten gutgemacht. Das war meine allererste Chance, den Mini Cooper selbst auszuprobieren. Mein neues Auto besaß wirklich einen fantastischen Wendekreis.
    »Miss?«, sagte die junge Stimme am anderen Ende der Leitung, und die Ampel schaltete auf Grün.
    »Ja!«, sagte ich und war dankbar, dass ich eine Automatik fuhr, während ich mich über die Kreuzung schob und gleichzeitig versuchte, die Lüftung besser auszurichten. »Ich schaffe es heute nicht. Und am Wochenende wahrscheinlich auch nicht.«
    Die Frau seufzte. Im Hintergrund konnte ich Alternative Rock hören. Vielleicht Takatas neuester Song? »Ich kann Sie streichen, aber Emojin wird nicht begeistert sein.«
    »Ich habe diese Woche einen Auftrag«, erklärte ich laut, während ich einen schnellen Blick nach hinten warf und dann nach rechts zog, um einen alten Kerl in einem blauen Buick zu umschiffen. Sicher, der Auftrag brachte mir kein Geld, aber Führerschein und Autozulassung machten mich mehr als glücklich. Kleine Schritte. Ich konnte es schaffen.
    Wayde umklammerte den Handgriff, um nicht herumge schleudert zu werden.
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