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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Autoren: Kim Harrison
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deutlich bewusst, dass Wayde auf einem der verblichenen, orangefarbenen Plastikstühle unter dem Fenster saß und darauf wartete, dass ich mich mit dem Unausweichlichen abfand. Der Werwolf gehörte zu Takatas Sicherheitsleuten und verbarg unter seinem schwarzen T-Shirt und seiner Jeans mehr Muskeln als Tätowierungen, und der kleine, untersetzte Mittzwanziger hatte nun wirklich eine Menge Tätowierungen. Er war in der letzten Juliwoche auf meiner Türschwelle aufgetaucht und gegen meinen Wider stand in den Glockenturm eingezogen – ein »Geburtstagsgeschenk« von meiner Mom und meinem leiblichen Vater/Pop-Star-Dad. Anscheinend waren sie nicht mehr überzeugt, dass ich auf mich selbst aufpassen konnte – was mich ziemlich störte. Irgendwie. Wayde arbeitete jetzt schon seit fast vier Monaten für meine Mom, und die Wut war allmählich verraucht.
    Ich öffnete die Augen wieder, aber als ich feststellen musste, dass ich immer noch in diesem Albtraum gefangen war, gab ich auf. Mit gesenktem Kopf nahm ich meine Geburtsurkunde und stampfte zu den orangefarbenen Plastikstühlen. Und tatsächlich, Wayde starrte angestrengt an die Decke. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, blies Kaugummiblasen und wartete. Mit seinem gepflegten, rötlichen Kinnbart sah er aus wie ein Biker. Wayde hatte nicht gesagt, dass er den Ausflug für vergebliche Liebesmüh hielt, aber seine Meinung war nur zu offensichtlich. Der Mann wurde bezahlt, egal, ob er nun für mich den Chauffeur spielte oder im Glockenturm der Kirche herumsaß und sich mit den Pixies unterhielt.
    Als ich näher kam, lächelte Wayde aufreizend und sein Bizeps wölbte sich, als er seine Arme bewegte. »Kein Erfolg?«, fragte er mit seinem breiten Akzent aus dem mittleren Westen, als hätte er nicht das gesamte, peinliche Gespräch mitgehört.
    Ich kochte innerlich – dass diese Frau mich behandeln konnte, als wäre ich ein trotteliger Niemand! Ich war ein Dämon, verdammt! Ich konnte diesen Laden mit einem Fluch plattmachen, ihn abfackeln, ihr Warzen anhexen oder bei ihrem Hund das Innerste nach außen kehren. Wenn …
    Mein Blick glitt über meine geballten Fäuste zu dem Band aus verzaubertem Silber um mein Handgelenk, das im elektrischen Licht glitzerte wie ein hübsches Schmuckstück. Wenn … Wenn ich nicht jeden Kontakt zu meiner entfernten Sippe hätte abbrechen wollen. Wenn ich nicht in erster Linie ein guter Mensch wäre. Wenn ich mich wirklich wie ein Dämon hätte benehmen wollen. Ich hatte mein Leben der Aufgabe gewidmet, die Ungerechtigkeit in der Welt zu bekämpfen. Es war einfach nicht fair, dass ausgerechnet ich so verarscht wurde! Aber niemand legt sich mit einem Angestellten im öffentlichen Dienst an. Nicht einmal ein Dämon.
    »Kein Erfolg«, wiederholte ich seine Worte, während ich vergeblich versuchte, mich zu entspannen. Wayde atmete tief durch und stand auf. Er war klein für einen Mann, aber groß für einen Werwolf, genau wie ich 1,72, mit schmalen Hüften, breiten Schultern und kleinen Füßen. Als Wolf hatte ich ihn bis jetzt nicht gesehen, aber ich hätte darauf gewettet, dass er in seiner pelzigen Gestalt ziemlich groß war.
    »Macht es dir was aus, mich nach Hause zu fahren?«, fragte ich und gab ihm meine Schlüssel. Dreck, ich hatte sie gerade mal eine Stunde in der Hand gehalten – bis ich in der Schlange nach vorne gerückt war. Ich würde mein Auto nie legal fahren dürfen.
    Wayde spielte nachdenklich an dem Hasenpfotenschlüsselanhänger herum, während das Metall leise klimperte. Momentan hing wirklich nicht viel an dem Bund – nur die Schlüssel zu einem Auto, das ich nicht fahren durfte, und der Schlüssel zu Ivys Safeschatulle. »Es tut mir leid, Rachel«, sagte er, und ich sah unwillkürlich auf, weil seine Stimme so ernst klang. »Vielleicht kann dein Dad ja etwas organisieren.«
    Ich wusste, dass er Takata meinte, nicht den Mann, der mich tatsächlich aufgezogen hatte. Ich verzog das Gesicht, weil ich es leid war, andere Leute um Hilfe bitten zu müssen. Angespannt vergrub ich die Hände in den Taschen meiner knappen roten Lederjacke und drehte mich zur Tür. Sofort trat Wayde vor mich, um die Milchglastüren zu öffnen. Morgen würde ich das Auto auf Jenks zulassen. Vielleicht konnte Glenn mir dabei helfen, meinen Führerschein zurückzubekommen – im von Menschen geführten Federal Inderland Bureau mochte man mich.
    »Ms. Morgan?«, krächzte es aus der alten Lautsprecheranlage, und ich drehte mich um. In mir stieg
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