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Blutrot

Titel: Blutrot
Autoren: Jack Ketchum
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Miller’s Bend gefahren?«
    »Was hätten wir da gesollt?«
    »Na, schön. Hast du ein T-Shirt mit dem Aufdruck PROPERTY OF MABEL’S …«
    »STOLEN FROM«, verbesserte ihn Ludlow.
    »… STOLEN FROM MABEL’S WHOREHOUSE? Besitzt du so ein T-Shirt?«
    Danny grinste. »Wenn ich so eins hätte, würde ich es wohl tragen.«
    Ludlow musste sich eingestehen, dass der Junge gut war. Dieser widerliche kleine Scheißkerl. Und weil er so gut war, wirkte jetzt sogar sein Bruder viel überzeugender.
    »Aber du besitzt kein solches T-Shirt.«

    »Nein.«
    McCormack starrte die beiden einen Moment lang an, dann schwenkte er auf dem Sessel zu Ludlow herum und seufzte.
    »Ich muss Ihnen sagen, Av, ich fand Ihre Geschichte von Anfang an ein bisschen weit hergeholt. Ich habe hier zwei anständige Jungen, die sich niemals zu so einer Sache hinreißen ließen, wie Sie sie mir geschildert haben. Es tut mir leid um Ihren Hund, wirklich. Aber ich fürchte, Sie sind hier an die falschen Jungen geraten. Das wär’s dann wohl.«
    »Die falschen Jungen ? Nach den beiden anderen habe ich gar nicht gefragt. Ich habe Sie ausdrücklich nach Daniel gefragt, Mr. McCormack. Mir scheint, Sie waren hier derjenige, der auf Harold gekommen ist, nachdem ich Ihnen die beiden anderen beschrieben habe. Auch wenn er tatsächlich einer der beiden war. Denn Danny hat ihn mit seinem Namen angesprochen.«
    Er sah Harold an. »War es nicht so, Junge?«
    »Ich …«
    »Übrigens möchte ich dir dafür danken, dass du deinen Bruder über meine Köder belogen hast. Sie hätten euch gut und gerne ein paar hundert Dollar eingebracht. Das hast du gewusst. Es war nett von dir, es deinem Bruder zu verschweigen. Und jetzt kannst du deinem Vater auch von meinem Hund erzählen.«
    »Ich weiß nichts über Ihren Hund, Mister.«

    Selbst wenn er es nicht besser gewusst hätte, wäre Ludlow der Junge nicht sehr überzeugend erschienen. Wenn man log, musste man an die Lüge glauben, wenn man sie vortrug. Der Sprung zwischen Wahrheit und Unwahrheit erfordert eine gewisse Geschicklichkeit, die Harold diesmal nicht besaß. Die Lüge über die Angelköder war ihm besser gelungen.
    Da er seinen Sohn kannte, musste auch der Vater die Lüge bemerkt haben. Aber McCormack sagte nichts.
    »Die Wahrheit lässt sich viel leichter verdauen, Junge«, sagte Ludlow leise.
    »Ich hab nicht …«
    Er beschloss, ihm weiter zuzusetzen.
    »Ich habe euch lachen gehört, während ihr über den Hügel zurückgegangen seid. Die ganze Zeit über habe ich euch gehört. Weißt du das?«
    Der Junge war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Ich denke, das reicht jetzt, Ludlow«, sagte McCormack.
    Ludlow sah ihn an. Zum ersten Mal erkannte er die wirkliche Härte des Mannes. Er hörte es an der kalten, ausdruckslosen Ruhe in seiner Stimme. Der Mann handelte mit Grund und Boden. Ludlow hätte wetten können, dass McCormack bei seinen Geschäften dieselbe Kaltschnäuzigkeit an den Tag legte.

    Aber was war auch anderes zu erwarten? Dannys Gefühllosigkeit musste schließlich irgendwo herkommen.
    »Wenn sie sagen, sie sind es nicht gewesen, dann ist es auch so«, sagte McCormack. »Ich fürchte, Sie irren sich.«
    Dann stand er auf.
    Ludlow verstand, dass er entlassen war.
    Im Krieg hatte er gelernt, seine Gefühle herunterzuschlucken. Das tat er auch jetzt.
    Es war niemals einfach.
    Er erhob sich aus dem Sessel. Danny lächelte ihn an, als hätte er Ludlow durchleuchtet und nichts entdeckt, was ihm hätte Sorgen bereiten müssen. Er öffnete ihm die Tür, so wie er es vermutlich für jeden müden alten Mann getan hätte. Dann gingen beide Brüder zu ihrem Vater hinüber. Einen Moment lang stand Ludlow da und wartete auf ein Flackern in McCormacks Blick. Aber dort regte sich nichts, also wandte er sich schließlich ab.
    »Nun, ich habe Sie gebeten«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, ich habe Sie gebeten.«
    »Mich worum gebeten?«
    »In dieser Sache das Richtige zu tun.«
    »Es hätte das Richtige sein können, vielleicht. Falls Sie die richtigen Jungs erwischt hätten.«
    »Es sind schon die richtigen, Mr. McCormack. Sie sind derjenige, der die falschen Jungs hat. Sie hatten
sie all die Jahre und haben sie noch heute. Und ich glaube, das wissen Sie auch. Ich denke, jetzt liegt einiges an Arbeit vor mir. Vielen Dank für Ihre Zeit.«
    Er blieb in der Tür stehen.
    »Sie haben mein Land schon eine ganze Weile im Auge, nicht wahr? Es hat Ihr Interesse geweckt. Deshalb kannten Sie meinen Spitznamen.
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