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Blutrot

Titel: Blutrot
Autoren: Jack Ketchum
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liegen.
    Der Hund verschwand auf der anderen Seite des Hügels und kehrte gleich darauf zurück, verschwand und kehrte zurück, wieder und wieder.
    Währenddessen glitt Sam ein ums andere Mal in einen Traum ab, in dem es warm und behaglich war.
    Aber Buster hatte ihn zur Straße zurückgeführt, beinahe jedenfalls. Sie lag direkt hinter dem Hügel. Sam hatte Glück im Unglück, denn zwei Jäger fuhren vorbei und sahen, wie der schöne Irish Setter, ein Jagdhund, aufgeregt hin- und herrannte und sie anbellte. Sie fragten sich, was ein so prachtvolles Tier ganz allein hier draußen tat, und hielten an. Der Hund stürmte den Hügel hinauf und heulte. Die Jäger folgten ihm und fanden Sam, der bewusstlos im Bach lag.
    Sein Bein musste unterhalb des Knies abgenommen werden; anschließend warf er alle Hundefutterbüchsen weg und gab Buster bis an sein Lebensende nur noch feinste Rinderlende zu fressen.
    Ludlow wusste also, dass Sam Verständnis für sein Anliegen haben würde. Aber dem gefiel von Anfang an nicht, was er zu hören bekam.

    »Okay«, sagte Sam, »einen versuchten Raubüberfall kannst du nicht beweisen, dabei stünde dein Wort gegen ihres. Womit wir es hier also zu tun haben, ist ein Fall von Tierquälerei mit Todesfolge, eventuell noch fahrlässiger Schusswaffengebrauch. Das sind in diesem Bundesstaat Stufe-D-Verstöße. Bagatellvergehen.«
    » Bagatellvergehen? Allmächtiger.«
    »Stimmt. Und es wird noch schlimmer. Ich sage es ja nicht gern, aber ich weiß nicht mal, ob es überhaupt zu einer Anklage kommen würde.«
    »Warum?«
    »Lass uns erst mal davon ausgehen, dass der Junge achtzehn oder älter ist. Falls er das nicht ist, kommt der Fall sowieso vor das Jugendgericht. Und das gibt dem Jungen höchstens einen Klaps auf den Hintern, was für dich reine Zeitverschwendung wäre. Aber angenommen, er ist achtzehn. Ein Verbrechen wie dieses würde an einen Richter im Bezirksgericht gehen. Unter Abschnitt 17, Paragraf 1031, Tierquälerei mit Todesfolge. Das dafür vorgeschriebene Bußgeld beträgt einhundert Dollar, obwohl ein Staatsanwalt theoretisch mehr fordern könnte. Ich sage theoretisch, weil die meisten Staatsanwälte mit hundert Dollar und einer kurzen Haftstrafe zufrieden wären. Die Höchststrafe, die man vor Gericht für Tierquälerei fordern kann, sind 364 Tage. Aber offen gesagt würde kein vernünftiger Staatsanwalt mehr als dreißig Tage verlangen. Fakt ist, er würde hoffen, dass er zehn Tage herausschlägt.«
    »Zehn Tage. Hundert Dollar.«
    Sam nickte. »Richtig. Du siehst, worauf ich hinauswill. Verdammt, Av, allein die Vorladung aufzusetzen kostet den Staat schon mehr als hundert Dollar. Ganz zu schweigen von den Kosten, um den Bengel dann auch wirklich vor den Kadi zu zerren.
    Es tut mir leid, Gott ist mein Zeuge. Aber Tatsache ist, dass es kaum Staatsanwälte gibt, die sich gern mit so etwas befassen. Es sei denn, sie haben es mit einem Wiederholungstäter zu tun oder einer größeren Zahl an getötetem oder verletztem Vieh. Ich rede hier von Besitz , Av. Vor dem Gesetz ist ein Tier ein Besitz . Nicht nur bei uns in Maine, sondern in fast jedem verdammten Bundesstaat.
    Wie viel könnte der alte Red also auf dem freien Markt wert sein? Was ist dieser Tage wohl der gängige Preis für einen guten, alten, treuen Hund?«
    Ludlow versuchte, seine in die Stuhllehne verkrallten Finger zu lockern. Er verspürte ein hohles Gefühl im Magen, als wollte dieser ihm sagen, dass er seit Tagen nichts gegessen hatte. Er hatte Lust, auf irgendetwas einzuschlagen. Etwas kaputt zu machen.
    Er wollte dem Jungen Schmerz zufügen. Irgendwie.
    »Der Sheriff könnte ihn festnehmen, oder? Wenigstens das könnte er doch tun. Um dem kleinen Scheißkerl Gottesfurcht beizubringen.«
    Sam schüttelte den Kopf. »Um den kleinen Scheißkerl festzunehmen, hätte der Sheriff sehen müssen, wie er schoss.«

    »Was?«
    »So lautet das Gesetz in Bezug auf Tiere. Dasselbe gilt für fahrlässigen Schusswaffengebrauch. Er hätte tatsächlich dabei sein müssen. Nein, bestenfalls kannst du darauf hoffen, dass sie den Jungen zu einer Anhörung vorladen. Und wie gesagt, selbst das kann ich dir nicht garantieren.«
    »Allmächtiger.«
    »Ich weiß. Es ist ungerecht. Durch und durch ungerecht. Aber so sind unsere Gesetze.«
    »Verdammt, Sam. Ich kann beweisen , dass er ihn erschossen hat. Ich habe die Patronenhülse.«
    »Ja und? Überlege doch mal, was du da verlangst, Av. Du möchtest, dass ein Staatsanwalt einen
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