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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale
Autoren: Markus Heitz
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Selbstschutz auf - und ließ die Gabe aus sich hinausströmen, ohne daran zu denken, was mit ihr geschehen würde. Attacke Riposte.
    »Achtung«, hörte sie ein schwaches Rufen.
    Ein Umriss sprang auf sie zu, doch Saskia wich nicht zurück. Der Umriss gab ein fürchterliches Geräusch von sich, das ein Gemisch aus Mädchenweinen, dem Grunzen eines Schweins und einem tiefen Orgelton war. Es zischte, als der Avatar seine Finger um ihren Hals schloss, und der Gestank von brennendem, fauligem Fleisch kämpfte sich durch den allgegenwärtigen Bittermandelgeruch. Saskia sah noch mehr Silhouetten auf sich zukommen. Gleichzeitig fühlte sie, dass sie das Portal so gut wie geschlossen hatte.
    Die Artefakte bildeten eine dauerhafte Gefahr für die Menschheit.
    Intuitiv fasste sie einen Entschluss, hob das Schwert mit all den anderen Artefakten daran, die abrupt in der gleichen Farbe strahlten wie der Riss, wuchtete es mit viel Anstrengung in die Höhe.
    Die Avatare wichen zurück, boten sich ihr geradezu an, schienen sie anzuflehen, sie zu erschlagen und sich dadurch vor ihnen zu retten - doch Saskia schleuderte das Schwert in den Spalt. Obwohl sofort wieder Hände nach ihr griffen und sie schlugen, ihre Kehle packten und sie an den Haaren zu Boden reißen wollten, konzentrierte sie sich allein auf das Schließen des Portals.
    Der Dämon Belua brüllte aus weiter Ferne - und verstummte.
    Schlagartig wurde die Welt um Saskia farbig und plastisch, sie verlor das Gleichgewicht, fiel nach hinten, schlug hart auf...
    ... und schaute sich zu ihrer Überraschung selbst ins Gesicht! Auf ihr lag eine nackte Saskia, die sie unablässig würgte.
    Justine erschien in ihrer Bestiengestalt über ihr, packte die Frau und riss sie herunter, brach ihr mit einem harten Schlag der Klauenhand das Genick und schleuderte sie davon. »Diese Avatare können jede Gestalt annehmen«, grollte sie. »Ich habe mich schon zweimal selbst töten müssen.« Sie hielt Saskia die blutige Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Du hast es geschafft«, sagte sie und verwandelte sich dabei in ihre Frauengestalt zurück. Es knackte und knirschte, als sich die Knochen umwandelten. Sie verzog mehrmals das Gesicht, aber sie beherrschte sich ausgezeichnet.
    »Das Portal ist geschlossen.«
    Saskia erhob sich und schaute sich im Flur um. Sie blinzelte, weil sie sich erst an das helle, kalte Licht der Neonröhren gewöhnen musste. Ihre Knie gaben nach, Justine fing sie auf und stützte sie.
    Sie zählte zwanzig gesichtslose Leichen, die in den unterschiedlichsten Posen umherlagen. Levantin war ebenso wenig darunter wie der Professor.
    Auf dem Boden lag der silberne Griffschutz des Schwertes. Etwas weiter weg stemmte sich Will auf die Beine. Seine Gestalt hatte sich nicht verändert, er sah schrecklich und monströs aus. Eine groteske Figur aus einem Horrorfilm.
    »Was ist mit Levantin und dem Professor?« Saskia gab Justine zu verstehen, dass sie sie loslassen konnte, und lehnte sich an die Wand.
    »Je n'en sais rien.« Die Französin nahm sich einen weißen Kittel aus dem Stationszimmer und schlüpfte hinein. »Du hast das Schwert durch das Portal geworfen - warum? Jetzt kann Belua es sich wieder zusammensetzen.«
    Saskia nickte schwach. »Von mir aus. Aber es existiert für ihn keinerlei Verbindung mehr in unsere Welt. Soll er in seiner Dimension herumlaufen, wie er möchte.«
    Justine steckte die Hände in die Kitteltaschen, dann grinste sie. »Tres elever, Madame! Woher wusstest du, dass es ...«
    »Ich wusste nicht, ob es funktionieren würde. Ich habe es gehofft und irgendwie ... gespürt.« Sie atmete tief durch. Sauerstoff war etwas Herrliches.
    »Dann hoffen wir, dass deine Taktik funktioniert.« Justine ließ Will nicht aus den Augen, der wie betäubt auf seine schrecklich verwandelten Hände starrte und dann begann, in ihre Richtung zu wanken. »Was machen wir mit ihm?«
    Saskia fühlte sich unendlich schwach; gleichzeitig wusste sie, dass sie es schaffen würde. Sie nahm Justine bei der Hand und ging Will entgegen. »Das Gleiche wie mit dir: von hier wegbringen.«
    Sie öffnete unmittelbar vor Will ein Portal, so dass sein nächster Schritt unweigerlich hineinführte, danach traten sie und Justine hindurch ...
    ... und standen in der Hamburger Wohnung am Sandtorkai, in der sie sich vor einigen Tagen das erste Mal vor ihren zahlreichen Verfolgern versteckt hatten.
    Inzwischen gab es keine Consciten mehr, keine Dämonenanhänger, auch keinen Sir - nichts
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