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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale
Autoren: Markus Heitz
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mehr, was mit dem Blutportal zu tun hatte.
    »Hier?« Justine staunte. »Ich hatte mit einem Bunker gerechnet.«
    »Nein. Das ist das beste Versteck.« Saskia wankte ins Bad. »Ich bin gleich wieder da.« Justine sah zu Will und schob ihm mit dem Fuß einen Stuhl hin. »Wie fühlst du dich?« Seine weißen Augen richteten sich auf sie. »Stark«, antwortete er bedächtig. »Übermenschlich. Überlegen. Und trotzdem ... hilflos.« Er betrachtete seine Hände. »Die Verwandlung ist noch nicht abgeschlossen. Ich habe keine Ahnung, was das Dämonische mit mir anstellen wird.« Er sank auf den Stuhl. »Ich spüre, dass es durch mich rinnt, meine Zellen verändert und sich ausbreitet.« Er legte eine Hand auf seine Brust. »Ich müsste tot sein. Mein Herz tut mindestens dreihundert Schläge, und meine Temperatur liegt sicher bei fünfzig Grad.« Will sah in den Spiegel, erschrak über sich selbst und fletschte die Zähne. Klirrend platzte der Spiegel wie von einem unsichtbaren Hammer zerschmettert.
    »Gib bloß acht, wohin du schaust«, mahnte Justine. »In dir stecken zu viele dämonische Kräfte.«
    »Ich wollte sie nie«, flüsterte er und schloss die Augen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Justine überwand ihre Abneigung. Sie legte ihm behutsam die Hände auf den kahlen, heißen Kopf.
    Saskia streifte derweil ihre verschwitzten und zerrissenen Kleider ab und setzte sich unter die Dusche, die sie aufdrehte und auf warm stellte. Das Wasser wusch das Blut von ihrem Gesicht, und das Rauschen wirkte beruhigend.
    Sie spülte sich den Mund aus, spuckte die Bittermandel auf den Boden und schneuzte sich so lange, bis der Essig und das Wachs nicht mehr in ihrer Nase saßen. Sie genoss die vielen feinen Strahlen mit geschlossenen Augen. Aufsteigende Bilder aus der Klinik verdrängte sie; sie wollte Frieden finden.
    Und dann, ganz plötzlich, meldete sich ein Gefühl, das schmerzte und sie gleichzeitig auflachen ließ, weil sie sich da durch lebendig wie lange nicht mehr fühlte: Saskia verspürte großen Hunger! Sie erhob sich, drehte die Dusche ab und wickelte sich in ein Handtuch, um zu den anderen zurückzukehren. Justine hatte sich umgezogen und trug Klamotten aus dem Fundus des Kleiderschranks; Will hatte sich ein Laken um die Hüfte gebunden. Er schaute durch die Gardine auf das Wasser des Hafens hinaus.
    Justine fläzte sich in den Sessel und zappte sich durch die Nachrichtenkanäle. »Geht es dir besser?«
    »Ich muss etwas essen.« Saskia nahm sich eine Packung Erdnüsse aus dem Schrank, riss sie auf und stopfte sich eine Handvoll in den Mund. Sie hatte nicht gewusst, dass ein solcher Snack so köstlich sein konnte. Eine Hand folgte auf die andere, dabei ließ sie das Telefon unentwegt die Nummer des Professors wählen. Erfolglos. »Scheiße«, sagte sie betroffen. »Levantin wird den armen Kerl für seinen Verrat bestrafen.«
    Justine fand einen Bericht über die Vorfälle in Damaskus: Das Staatsfernsehen meldete einen terroristischen Anschlag auf das Klinikum und machte Israel und Amerika dafür verantwortlich; westliche Berichterstatter dagegen sprachen von einem Unfall in einem Labor, in dem fragwürdige Experimente durchgeführt worden waren.
    Saskia ließ sich neben Justine auf das Sofa fallen und starrte gegen die Decke. »Was grübelst du?«, wollte Justine wissen.
    »Ich überlege, ob ich die Gabe nutzen soll, um wieder durch die Zeit zu reisen und mein Duell zu verhindern«, sagte sie leise. »Das Duell gegen Levantin. Dann wäre alles anders.« Justine schnalzte mit der Zunge. »Wie war das noch gleich mit der Veränderung der Geschichte? Ich würde dir liebend gern zustimmen, schon allein weil ich dadurch den Tod der Nonnen verhindern könnte. Aber was wäre der Preis?«
    »Vergiss nicht: Was ist, wenn Levantin in der von dir veränderten Gegenwart jemand anders findet, der ihm das Portal in seine Heimat öffnet, dabei aber eine Sphäre aufschließt, durch die Dämonen eindringen, gegen die niemand etwas unternehmen kann?«, gab Will zu bedenken und betrachtete die Wellen im Hafen. »Ich gebe zu, dass ich erst einen ähnlichen Gedanken wie du hatte, um das hier«, er hob seine Hand und zeigte ihnen die weißen Adern unter der schwarzen Haut, die zunehmend einen schuppigen Eindruck machte, »zu verhindern. Aber ich kann euch nicht garantieren, dass wir damit nicht alles schlimmer machen. Vielleicht würde meine Rettung erst recht das Ende der Welt einläuten.« Er schaute Saskia mit seinen hellen Augen
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