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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale
Autoren: Markus Heitz
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an. »Das dürfen wir nicht riskieren. Du müsstest dein restliches Leben damit verbringen, die verschiedenen Fehler zu korrigieren, die aus deinem Eingreifen resultieren. Eine unmögliche Aufgabe.«
    Justine lachte bitter. »Ein Teufelskreis, buchstäblich.«
    Saskia erwiderte seinen Blick. Sie sah darin den alten Will, und das fand sie sehr beruhigend. Sein Körper mochte durch den Schwertsplitter verändert worden sein, doch sein Charakter schien nicht mehr unter der dämonischen Macht zu leiden. Justine hatte inzwischen einen Bericht über die Pest in Hamburg gefunden. Das Robert-Koch-Institut hatte auf der Basis von Streptomycin, Chloramphenicol sowie Kombinationen aus Tetracyclinen und Sulfonamiden ein neues Heilmittel entwickelt, mit dem die Infizierten behandelt wurden. Vorsorglich liefen die Impfungen in der Hansestadt weiter, damit ein weiteres Umsichgreifen verhindert wurde. »Es ging glimpflich aus«, sagte ein Stadtoberer sichtlich erleichtert, dabei wurde 362 Tote, 5383 Infizierte eingeblendet. »Hamburg hat auch diese Pest überstanden.«
    Justine hob die Hand. »Darauf würde ich trinken, wenn ich etwas hätte.«
    Will trat neben Saskia. »Kannst du das Fremde aus mir lösen?«, fragte er unsicher. Er schluckte nervös. »Ich weiß nicht, was es aus mir macht.« Sie schenkte ihm einen mitfühlenden Blick. »Kannst du nicht mit einer Vision in deine eigene Zukunft schauen?«
    »Ich glaube, meine Gabe ist verschwunden. Vermutlich, weil sie an den Splitter des Schwertes in meinem Rücken gebunden war.« Er fuhr sich gedankenverloren über die Adern an seiner rechten Hand. »Damit kann ich nicht leben, Saskia. Bitte, versuche es! Oder töte mich.« Sie berührte seine Wange. »Ich weiß nicht, ob das so einfach ist.«
    Er zeigte auf Justine. »Bei ihr hast du das Böse auch ...«
    »... eingesperrt und an den Rand ihres Selbst gedrängt«, vollendete sie. »Entfernen konnte ich es nicht. Es war immer noch da.«
    »Da hat sie recht«, meldete sich die Französin.
    »Besser als nichts.« Will sank vor ihr auf die Knie. »Bitte«, schluchzte er, »ich will so nicht leben. Es verändert sich nach wie vor in mir. Ich spüre es!«
    Sie legte ihm die Hand auf den kahlen Schädel, der sich heiß anfühlte, ohne dass sich Schweißtropfen bildeten. Eine glatte, versiegelte Haut, ohne Poren, ohne Haare und nicht menschlich. »Ich kann dir nicht versprechen, dass ich etwas erreiche«, flüsterte sie. »Sollten wir damit nicht warten, bis wir Levantin erledigt haben?« Justine verließ den Sessel und öffnete den Kühlschrank, in dem sie ein paar Bierflaschen fand. Jemand hatte ihn während ihrer Abwesenheit aufgestockt. »Er ist ja wohl immer noch in unserer Welt und wird wissen, dass du überlebt hast. Da sein Plan, das Artefakt zu benutzen, versagte ...« Die Andeutung reichte. Sie drehte den Verschluss auf und trank von dem Bier.
    »Ich wüsste zu gern, warum Er mich gerettet hat.«
    Justine lachte auf. »Ich schätze mal, dass es sein Ego nicht zuließ, gegen diesen Belua zu unterliegen. Und außerdem bist du seine einzige Hoffnung, um in die Heimat zu gelangen. Er musste zwei Jahrtausende auf dich warten, vergiss das nicht.« Sie setzte sich wieder in den Sessel. »Und darum wird er zurückkommen, Saskia. Vielleicht brauchen wir dann Wills Beistand in seiner ...« Ihr fehlten die passenden Worte. Aber Saskia lächelte. Ihr war eine Idee gekommen. »Ich schaffe es ohne euch. Es wird Zeit, dass ich herausfinde, was ich alles tun kann.«
     
22. November
Deutschland, Hamburg, Sandtorkai 
    Levantin ließ den Professor die Tür zur Gästewohnung der Union mit dem Zweitschlüssel öffnen, dann schob er ihn freundlich zur Seite und ging durch den Flur.
    Er sah Justine im Sessel sitzen, ein glatzköpfiger Will und Saskia hatten es sich auf der Couch bequem gemacht und ihre Hände ineinandergelegt. Gul hatte bis auf die fehlenden Haare sein altes Aussehen wieder, aber Levantin spürte, dass sich etwas in ihm befand, das groß und mächtig war - und lauerte.
    Zuerst dachte er, seine Sinne würden ihn täuschen, aber Saskia Lange, sein Geschöpf, sein Werkzeug, seine große Hoffnung strahlte die gleiche langweilige, primitive Aura ab wie der Professor. Sie war wieder zu einem gewöhnlichen Menschen geworden. Ein Schock! »Et voilä, Monsieur le maitre«, sagte die Französin herablassend. »Wir haben früher mit dir gerechnet.«
    »Nein«, sagte er entsetzt und blieb vor Saskia stehen. »Nein!«, schrie er dann und verlor
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