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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale
Autoren: Markus Heitz
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öffnete sich, und Saskia kam heraus, ihre Waffe in der Hand und eine Strumpfhose {als Maske über dem Kopf, um von den Schaulustigen nicht erkannt zu werden. Sie hielt geradewegs auf ihn zu, die Spitze der Waffe auf seinen Hals gerichtet. »Mir fehlt noch ein Punkt«, sagte sie eisig und griff an.
    Er wich aus, parierte ihre schnellen Attacken und erwiderte sie im Sitzen, so gut es ihm möglich war. Ihre Konzentration schien nachzulassen, während sein geschundener Körper sich bereits regenerierte. Endlich erwischte er sie vor der Brust und setzte den ersten Schnitt für ihre Erhöhung. Saskia schrie auf, schlug sein Rapier zur Seite - und durchbohrte seinen Hals! Er konnte nichts sagen, denn die Klinge hielt seinen Kehlkopf gefangen. Geistesgegenwärtig ließ er das zweite Zeichen folgen, doch sie schob ungerührt die eigene Klinge tiefer in ihn hinein, bis der Platz zwischen ihnen nicht mehr ausreichte, um seine Waffe zu benutzen. Levantin zog das dritte Symbol mit dem Nagel des rechten Fingers in ihre Haut, dann ließ er sich nach hinten fallen, um sich den Stahl herauszuziehen.
    Aber die Frau folgte seiner Bewegung und stand auf der Bank, den Oberkörper nach vorn gebeugt. Blut rann aus den Wunden und färbte ihr Hemd. »Das schaffst du nicht.« Sirenen näherten sich ihnen, das Piepsen der Fotohandys ging in ihrem Heulen unter. »Der Tod des Gegners ist kein erstrebenswertes Ziel«, sagte sie kalt, »mag jedoch geschehen.« Ruckartig zog sie das Rapier zurück und führte einen gewaltigen Hieb von rechts nach links, um ihm den Kopf von den Schultern zu trennen.
    Levantins Reaktion war noch gut genug, um den Angriff aufzuhalten. Wieder zuckte sein zweiter Arm vor, der Fingernagel fügte ihr das vierte Zeichen zu, und er setzte zum fünften an ihren zweiten Angriff mit der anderen Hand hatte er nicht vorhergesehen.
    Blitzschnell zerschnitt sie seinen Hals mit einem Dolch, und er spürte, wie die Energie aus ihm wich. Ihm wurde kalt, seine Gliedmaßen fühlten sich taub an ...
    Als er seine Kräfte aktivieren wollte, kam nur ein schwacher Widerhall von dem, was er sonst vermochte. Die Selbstheilung misslang, und die Kälte breitete sich weiter aus. Sie durchbohrte sein Herz mit dem Rapier und stützte sich auf den Griff. Ihr maskiertes Gesicht näherte sich ihm. »So fühlt sich das Sterben an, Levantin«, sagte sie. »Das, was du in den Jahren deiner Existenz tausendfach verteilt hast, kehrt zurück zu dir.« Sie zog die Waffe aus ihm heraus.
    Wie gelähmt sah Levantin zu, wie sie zu seinem Chrysler ging, der mit laufendem Motor wartete, einstieg und das Auto gleich danach mit Höchstgeschwindigkeit davonbrauste. Die Schmerzen, die durch ihn tobten, interessierten ihn nicht. Betäubt betrachtete er den Himmel über sich, an dem graue Regenwolken aufzogen.
    Levantin hatte sich noch niemals Gedanken über sein Sterben gemacht. Was geschah nun mit seiner Seele? Zog sie wenigstens zurück in die Heimat, oder löste sie sich aus ihm und war dazu verdammt, bis zum Ende aller Tage umherzuirren?
    Er bekam Angst.
    Mehr als Angst.
    Eine Steigerung, die ihm mehr Schmerzen bereitete als das sterbende Herz und die vielen Wunden in seinem Körper. Ein Schmerz, den er nicht verdrängen konnte.
    Es ging ihm auf, dass er dabei war, für immer zu vergehen. Seine Unsterblichkeit endete. Hier, unrühmlich, auf einem Betonplatz und umringt von nichtswürdigen Wesen, welche die Frechheit besaßen, sich an seinem Tod zu ergötzen.
    Er wollte sie anschreien und sie durch den Laut sterben lassen, ihnen die Köpfe abreißen, sie reihenweise niederschlagen und ihre Leiber mit der bloßen Hand spalten.
    Ein blutiges Husten war alles, was er hervorbrachte.
    Eines der Insekten schaute ihn an, dann machte es ein Foto und wich hastig zurück. Eine Erniedrigung sondergleichen. Der Herrscher über Königreiche, der Befehlshaber über Heerscharen - verreckte elendig, ohne zu verstehen, wie das sein konnte.
    Nein. Nein, er hatte sich wirklich niemals Gedanken über seinen Tod gemacht. Die Überraschung war Saskia Lange gründlich gelungen.
    Und dann hatte er plötzlich eine Eingebung, warum er starb.
    Warum er besiegt worden war.
    Warum er an einfachen Verletzungen starb.
    »Aus dem Weg, aus dem Weg!«, schrie jemand. Schritte eilten auf ihn zu, aber er sah zu den grauen Wolken hinauf.
    Von seiner eigenen Schöpfung überlistet.
    Ein beschmutzendes Gefühl, abgrundtiefe Erniedrigung und gipfelhohe Peinlichkeit gleichermaßen.
    Levantins Herz blieb
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