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Blutorks 3 - Blutorks 3

Blutorks 3 - Blutorks 3

Titel: Blutorks 3 - Blutorks 3
Autoren: Bernd Frenz
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hatten sich tief ins Fleisch gescheuert, als hätte er sich unter unsäglichen Schmerzen gewunden. Man sah noch die entsprechenden Abschürfungen an den Handgelenken, wo die Haut aufgerissen war und das blutige Fleisch freigab, obwohl man ihm die Fesseln dort zwischenzeitlich abgenommen hatte. Außerdem klebte Blut auf jeder Stelle seines Körpers – der Kopf war ihm also erst ganz zum Schluss abgeschnitten worden.
    Der lag auf einer Granitsteinplatte. Vuran erkannte das Gesicht mit dem kastanienbraunen Kinnbart sofort, obwohl es keine Augen und keine Lider mehr hatte.
    Andro.
    Hier hatte er also die letzten Tage verbracht. Der Knebel, der ihn am Schreien gehindert hatte, steckte immer noch zwischen seinen zersplitterten Zähnen.
    Das Blut, das in dem Steintrog unterhalb des Leichnams aufgefangen worden war, glänzte noch feucht. Andro konnte noch nicht lange tot sein. Nur wenige Schritte weiter lag ein Reptilienmann am Boden. Der Griff eines schmalen Wurfmesser ragte aus seinem Nacken hervor, eines von der Sorte, wie sie Sevak stets griffbereit in zwei gekreuzt über der Brust verlaufenden Gurten bei sich trug.
    Vuran brauchte nicht dem Umhang des Elfen zur Seite zu schlagen, um zu wissen, dass eine der Lederscheiden leer war.
    »Was ist hier passiert?«, wollte er wissen.
    »Ich habe die Nerven verloren.« Sevak hob die Schultern, als wollte er tatsächlich um Entschuldigung bitten. »Tut mir leid.«
    Vuran sagte kein Wort, so wie die beiden anderen Elfen, die mit im Raum standen. Ein Mann und eine Frau. Beide bewaffnet, beide äußerst bleich um die Nase. Aber das musste nichts bedeuten. Dieses Volk konnte seine Hautfarbe ändern, wie es ihm beliebte.
    »Toten kann man natürlich keine Fragen mehr stellen«, fuhr Sevak ungewohnt einsichtig fort. »Das weiß ich auch. Aber als ich die Schweinerei hier gesehen habe …« Er deutete auf den Leichnam, der zwischen ihnen hing.
    Vuran verstand, was der Elf damit sagen wollte. Er selbst hatte von Kindesbeinen an gejagt und deshalb schon unzählige Tiere gehäutet und ausgenommen, doch eine Beute zu verarbeiten, die man essen wollte, oder ein gleichwertiges Wesen über Tage hinweg sinnlos zu quälen, waren zwei vollkommen verschiedene Dinge.
    »Du glaubst, dieses Natterngesicht ist dafür verantwortlich?«, fragte er mit rauer Stimme, die ihm selbst seltsam fremd vorkam.
    Er wusste, wie die Antwort lautete, noch ehe Sevak sie aussprach, trotzdem wollte er sie einfach nicht wahrhaben. Wollte einfach nicht glauben, dass einer der Geschuppten zu so etwas fähig war, dazu noch einer, der die schwarze Tracht eines Priesters trug …
    Das weite Gewand mit der weiß gefiederten Schlange.
    »Als wir hier hereinplatzten, wollte er gerade alle Spuren verwischen«, antwortete Sevak wie befürchtet. »Sieh dir bloß sein Maul an. Und schau, was sie mit eurem Knappen gemacht haben, dann weißt du, dass keine Fragen nötig waren.«
    Vuran wusste, worauf der Elf hinauswollte.
    An der langen, aus dem lippenlosen Maul hervorgerutschten Schlangenzunge klebte noch Blut. Jeder, der schon einmal gegen Reptilien gekämpft hatte, wusste, dass sie mit ihren kräftigen Zungen einen Gegner enthaupten konnten. Und dann waren da noch die klaffenden Schnitte in Andros Rücken, die die Umrisse zweier Flügel ergaben, und die beiden Arme, die ihm Moment der einsetzenden Leichenstarre über seiner Brust gekreuzt worden waren. In der gleichen Haltung wie in der Flügelgeste, die die Schlangenpriester gern bei ihren Ritualen benutzten.
    »Ein Blutopfer?«, fragte Vuran, der vergeblich nach einem Sinn für dieses Massaker suchte.
    »Ja!«, meldete sich die Elfin zu Wort, die bisher still im Hintergrund gestanden hatte. »Und vermutlich nicht das erste.«
    Ihr Gesicht war ihm unbekannt, doch ihrer Kleidung nach war sie keine Kriegern aus Saveks Garde, sondern eine Priesterin des Leibes.
    »Euer Knappe ist nicht der erste Mensch, der unter geheimnisvollen Umständen verschwand. Nur der erste, der euch genügend interessierte, um sein spurloses Verschwinden zu bemerken.« Ein Hauch von Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit. »Wir gehen diesen Vorfällen schon seit längerem nach. Nicht nur hier in Rabensang, sondern überall in den verschiedenen Reichen.«
    Vuran spürte Ärger in sich aufsteigen.
    »Woher wusstet ihr, wo unser Knappe zu finden ist?«, wollte er wissen.
    Die Elfin bückte sich, statt ihm zu antworten. Geschickt griff sie nach der runden Lederkappe, die das kahle Reptilienhaupt bedeckte, und
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