Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
dass Merilee das zusammen mit Jon ausgeheckt hat, kann sie was erleben.« Becky säbelte entschlossen an den Schilfrohren herum. »Du und ich müssen unsere Storys aufeinander abstimmen. Wir wollen ja nicht, dass sie überall herumerzählen, wir hätten …«
    Ihr Schrei gellte über den Teich und wieder zurück und hallte in seinen Ohren wider, ehe er von den umstehenden Bäumen erneut zurückgeworfen wurde. Sie stolperte hastig rückwärts und stieß dabei stakkatoartige kleine Wimmerlaute aus. Als sie sich in seine Arme stürzte, fiel ihm die Taschenlampe aus der schlaffen Hand. Entsetzt starrte er auf das, was Becky soeben entdeckt hatte.
    Die Taschenlampe rollte am Boden herum, wobei ihr Lichtstrahl hektisch hin und her sprang, bis sie zur Ruhe kam und die Stelle beleuchtete, wo Becky am Teichufer Schilf geschnitten hatte.
    Das Licht fiel auf den menschlichen Fuß, der von dem hohen Schilfgras verdeckt gewesen war.
    Und der an einer Leiche hing, die in dem kühlen, dunklen Wasser lag.

1. Kapitel
    Der Helikopter landete mit einem leichten Satz auf der Lichtung, bevor er sich ganz auf der Erde niederließ. Ramsey Clark brüllte dem Piloten ihr Dankeschön zu, stieß die Tür auf und sprang leichtfüßig hinaus. Die Reisetasche über die Schulter gehängt, lief sie geduckt unter den Rotoren hindurch und vernahm sogleich das Wop-wop-wop hinter sich, das anzeigte, dass der Pilot bereits wieder abgehoben hatte.
    Sie lief auf das Grüppchen aus vier Personen zu, das in der Nähe wartete. Die drei Männer in Anzügen hielten sich jeder eine Hand über die Krawatte, damit sie im Luftzug der Rotoren nicht hin und her tanzte.
    »Director Jeffries.« Ihre Hand verschwand im prankenhaften Griff des älteren Mannes, der sie drückte, bis sie beinahe vor Schmerz aufgeschrien hätte. Der Direktor des Tennessee Bureau of Investigation hatte sich in den Jahren, seit sie dessen Reihen verlassen hatte, nicht nennenswert verändert. Höchstens sein zerklüftetes Gesicht war noch ein bisschen röter geworden und sein weißer Haarschopf etwas kürzer. Doch mit seinen gut eins achtzig stand er nach wie vor militärisch aufrecht da und hatte kein Gramm zugelegt.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Clark. Ich habe gehört, Sie haben sich bei Raiker Forensics einen guten Namen gemacht.«
    Da der Direktor nicht zu Schmeicheleien neigte und er dies außerdem nur von Adam Raiker selbst gehört haben konnte, gestattete sich Ramsey eine kleine Prise Genugtuung. »Danke, Sir. Ich glaube, ich habe eine Menge gelernt.«
    Jeffries wandte sich an die beiden Männer links und rechts von ihm. »Die TBI-Beamten Glenn Matthews und Warden Powell. Sie werden Ihrem Team zugewiesen. Falls Sie mehr Leute brauchen, sagen Sie mir Bescheid, dann rede ich mit dem Chef.«
    Ramsey nickte erfreut. Jeffries hatte keinen Vorgesetzten beim TBI, also hatten sie freie Hand. Raiker hatte ihr schon gesagt, dass sie damit rechnen könne.
    Der Direktor wandte sich an den Mann in der Sheriffuniform zu ihrer Rechten. »Sheriff Rollins kennen Sie, glaube ich, schon.«
    Stirnrunzelnd wollte sie bereits verneinen. Ramsey kannte niemanden in Buffalo Springs, Tennessee. Doch als der Sheriff den Hut abnahm, dämmerte es ihr. »Mark Rollins?« Sie schüttelte ihrem früheren Kollegen mit einem Gefühl von Déjà-vu die Hand. »Ich wusste nicht, dass du beim TBI aufgehört hast.«
    »Schon vor zwei Jahren. Mir war selbst nicht bewusst, dass ich gern wieder nach Hause zurückkehren würde, bis die Sheriffstelle frei geworden ist.« Rollins’ unauffälliges Gesicht hatte sich verdüstert. »Ich muss sagen, heute bereue ich es zum ersten Mal.«
    »Ich nehme an, Sie haben sich die Fallakte angesehen.«
    Ramsey wandte sich wieder Jeffries zu, der sie angesprochen hatte. Als sie nickte, sprach er weiter.
    »Rollins hat alle Hände voll zu tun, um die Hysterie vor Ort einzudämmen, und in den Augen des Gouverneurs und seiner Leute haben wir binnen einer Woche noch nicht genug Fortschritte gemacht. Sämtliche überregionalen Medien schicken ihre Reporter hierher, und die Berichte vergällen ihm seine Pläne für den Ausbau des Tourismus.« Die Stimme des Direktors troff vor Sarkasmus.
    »Verstehe.« Allerdings verstand sie das. Dass sie als Sonderberaterin des TBI dazugeholt worden war, beschwichtigte einen von politischen Erwägungen angetriebenen Gouverneur und lockerte die penetranten Kontrollen ein wenig, die das Department während der gesamten Ermittlungen verfolgen würden. Wenn sich der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher