Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Fall rasch aufklären ließ, würde das TBI die gute Presse einheimsen. Und wenn nicht … Die Alternative ließ sie kalt. Ramsey hatte in ihrer Eigenschaft als forensische Beraterin schon oft genug als Blitzableiter herhalten müssen. Wenn sich die Ermittlungen in die Länge zogen oder das Verbrechen unaufgeklärt blieb, würde man der empörten Öffentlichkeit sie als Opferlamm präsentieren. Oder auch der zuständigen Staatsanwaltschaft, falls irgendjemand dort beschloss, Jeffries die Schuld zu geben.
    »Raiker hat ein mobiles Labor versprochen.«
    »Es wird morgen da sein. Aber bei bestimmten Beweismitteln müssen wir vielleicht trotzdem vorrangigen Zugriff auf die Einrichtungen des TBI beanspruchen.«
    »Wir werden versuchen, sämtliche erforderlichen Tests beschleunigt über das Regionallabor Knoxville abzuwickeln.« Jeffries zog die Brauen zu einer Schlangenlinie zusammen. »Aber helfen Sie uns, die Sache aufzuklären, Clark. Es gibt jetzt schon fiese Attacken gegen uns, und ich will keinen ausgewachsenen Scheißhaufen an den Kopf geworfen kriegen.«
    Ramsey grinste. Sie hatte Jeffries’ zwanglose Ausdrucksweise schon immer geschätzt. »Ich tue mein Bestes, Sir.«
    »Wüsste nicht, wann das nicht gut genug für mich gewesen wäre.« Damit war das Gespräch für ihn beendet, und er wandte sich an seine Leute. »Ich erwarte tägliche Kurzberichte. Und halten Sie mich über wesentliche Fortschritte auf dem Laufenden.« Ohne das Nicken der Männer abzuwarten, wandte er sich um und ging rasch auf eine Straße zu, die ein paar Hundert Meter weit entfernt lag und an der zwei Fahrzeuge parkten.
    »Ich vermute, du möchtest jetzt erst mal in die Stadt und dein Gepäck in dem Zimmer abstellen, das wir für dich besorgt haben«, sagte Mark.
    Ramsey schüttelte den Kopf. »Zuerst will ich den Tatort sehen.« Da ihr Diplomatie meist eher fernlag, fügte sie mit Verspätung hinzu: »Wenn du damit einverstanden bist.«
    Der Sheriff hob eine Schulter. »Ist mir recht. Und was ist mit Ihnen? Wollen Sie mitkommen?«
    Die beiden Kriminalbeamten sahen sich an, und Powell schüttelte den Kopf. »Wir fahren zurück«, sagte er, ehe er Ramsey musterte. »Wir haben unser Quartier im Motel am Ortsrand aufgeschlagen. Ein Zimmer dient als Büro. Wir haben dort auch für Sie ein Zimmer reserviert, als uns Jeffries gesagt hat, dass Sie kommen.«
    Mit unbewegter Miene gelang es ihm, seine Meinung darüber auszudrücken, dass sie ins Ermittlungsteam geholt worden war, was Ramsey nicht entging. Sie würde den beiden gegenüber sehr vorsichtig sein müssen, bis sie ein Gefühl dafür hatte, wie die Beamten ihre Anwesenheit hier aufnahmen.
    »Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich im Ort angekommen bin, dann können Sie mich gleich auf den neuesten Stand über Ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse bringen.«
    Als die Beamten in die gleiche Richtung davongingen wie Jeffries, wandte sie sich an Rollins.
    »Darf ich dir die abnehmen?« Er griff nach ihrer Tasche, doch sie wehrte ab.
    »Das ist nicht nötig, danke.« Sie gingen nebeneinander auf den braunen Jeep zu, auf dem in schwarzen Lettern auf grünem Grund Spring County Sheriff stand. »Erzähl mir was über den Fall.«
    »Die alte Ramsey, wie sie leibt und lebt.« Rollins verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Nichts als Smalltalk im Sinn. Plapper, plapper, plapper.« Seine Stimme wurde höher, während er zu einer fiktiven Plauderei ansetzte. »Danke, mir geht’s prima, Ramsey. Und dir? Wie läuft’s in deinem neuen Job? Meiner Frau? Ach, der geht’s auch gut. Muss sich erst noch an das Kleinstadtleben gewöhnen, aber die beiden Kinder halten sie ganz schön auf Trab. Was? Du möchtest Bilder sehen? Tja, ganz zufällig habe ich welche in meiner Brieftasche. Hab sie erst letzten Monat bei Wal-Mart machen lassen …«
    »Ich beherrsche das Spiel durchaus, wenn es sein muss«, erwiderte sie, was nur die halbe Wahrheit war. »Ich hätte nur nicht gedacht, dass es bei dir nötig ist.«
    Er blieb am Wagen stehen, eine Hand am Griff der Fahrertür und nun wieder mit ernster Miene. »Nein, ist es auch nicht. Wir kennen uns ja lange genug, um gleich zur Sache zu kommen. Aber du wirst feststellen, dass du hier in der Gegend bei manchen Leuten weiterkommst, wenn du dir die Mühe machst. Ich weiß, dass du nie viel Sinn für belangloses Blabla gehabt hast, aber hier herrscht einfach ein gemächlicheres Tempo.«
    Er ahnte nicht, wie vertraut sie mit den ungeschriebenen Sitten und Traditionen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher