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Blutlust

Blutlust

Titel: Blutlust
Autoren: Riccarda Blake
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»Weichet! Weichet, wenn euch euer Leben lieb ist. Ihr müsst sie fliehen, die Götter der Nacht!«
    Plötzlich starrte sie mich direkt an. Ihr Blick bohrte sich geradezu in meinen, und sie zeigte mit dem schmutzigen Finger in meine Richtung. »Doch ihr kommt geradewegs hierher, um euch auf ihren Altar zu legen.«
    Auf ihren Fingerzeig hin drehten sich auch andere Leute zu mir um. Diese Art von Aufmerksamkeit war mir unangenehm, also entschied ich mich dagegen, mir das noch länger anzuhören, und ging an ihr vorbei auf den Campus.
    Sie keifte mir nach: »Mich zu ignorieren wird dich nicht retten.«
    Meine ersten Schritte auf das Gelände der NYU hatte ich mir gänzlich anders vorgestellt, deshalb beschleunigte ich sie, um die Irre so schnell wie möglich hinter mir zu lassen.
    Toll! Jetzt war ich nicht nur nervös, sondern regte mich auch noch auf .
    Den ganzen Weg zum Sekretariat der medizinischen Fakultät fühlte ich mich beobachtet. Sogar verfolgt.
    Adrenalin spielt einem manchmal ja dumme Streiche, aber als jemand, der den Großteil seiner Kindheit und Jugend in der Freiheit der Natur verbracht hatte, hatte ich gelernt, meinen Instinkten zu vertrauen. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob es vielleicht die Begegnung mit der kreischenden Prophetin am Eingang war, die mich übersensibel gemacht hatte. Vielleicht sogar ein wenig paranoid.
    Wer sollte mich denn hier verfolgen? Hier kannte mich doch überhaupt niemand. Dennoch, und obwohl mir der urbane Lärm die Orientierung schwermachte, hatte ich den ganzen Weg über eine Gänsehaut zwischen den Schulterblättern – für mich ein sicheres Zeichen dafür, dass mich tatsächlich jemand beobachtete.
    Deshalb drehte ich mich immer wieder um, so unauffällig wie möglich. Dass ich dabei stets wieder die gleichen Gesichter sah, verwunderte mich nicht weiter. Studenten der gleichen Fachbereiche gehen nun einmal häufig dieselben Wege, und ich war mit Sicherheit nicht die einzige Anfängerin, die am ersten Tag ins Sekretariat musste.
    Doch hinter mir tauchten immer wieder drei Studentinnen auf. In etwa sechs bis acht Meter Entfernung. Jedes Mal, wenn ich mich herumdrehte, erwischte ich sie dabei, dass sie mich ansahen. Und genauso jedes Mal beeilten sie sich wegzuschauen, sobald ich sie entdeckt hatte, und so zu tun, als seien sie in ein Gespräch vertieft.
    Ich nahm sie aus den Augenwinkeln heraus unter die Lupe, während ich weiterging. Die eine war brünett, mit halblangen Haaren und schlichten, unauffälligen Kleidern. Ihr Blick war ernst, fast schon verhärmt – ungewöhnlich für eine so junge Frau. Die zweite hatte kurze dunkle Haare, eine sehr knabenhafte Figur und eine breite Hornbrille. Die dritte war eine dralle Blondine, ein echter Vamp. Sie war die schlechteste Schauspielerin der drei und schaute immer wieder zu mir, woraufhin die mit der Brille sie jedes Mal anstupste.
    Was wollen die von mir?
    Zwei Kerle schlossen sich ihnen an. Ein hochgewachsener Schlaksiger, der auf den ersten Blick aussah wie ein viel zu junger zerstreuter Professor, und ein kleiner Pummliger mit feisten Wangen und der tief in Falten gelegten Stirn eines Möchtegern-Superhelden. Die drei Mädchen machten sie auf mich aufmerksam. Jetzt gaben sie sich mit einem Mal keine Mühe mehr, ihr Interesse an mir zu verhehlen.
    Sah ich vielleicht irgendeinem Filmstar ähnlich, ohne dass mir das bewusst war?
    Die fünf waren mir unheimlich. Sie wirkten irgendwie merkwürdig, anders als die anderen Studenten; warum, konnte ich nicht genau sagen. Vielleicht hatte ich diesen Eindruck, weil sie alle die gleiche Halskette trugen. Eine Art Tierzahn. Mir fiel auf, dass nicht wenige andere Studenten ganz absichtlich einen weiten Bogen um sie machten.
    Freaks!
    Das war es, das sie anders erscheinen ließ. Es gibt sie auf der ganzen Welt, sogar in meinem winzigen Heimatörtchen hatte es welche gegeben, und man kann nie genau sagen, was es ist, das sie ausmacht, aber man erkennt sie immer. Die fünf waren Freaks. Und jetzt kamen sie auf mich zu!
    Sie wirkten nicht nur sonderbar, sondern geradezu bedrohlich, und ich hatte überhaupt keine Lust auf eine Konfrontation mit ihnen – was auch immer sie an mir zu interessieren schien.
    Ich drehte mich wieder um und ging schneller. Doch jedes Mal, wenn ich mich zu ihnen umschaute, waren sie ein Stückchen näher gekommen. Entkommen fiel anscheinend aus. Blieb doch nur die Konfrontation.
    Ich wirbelte herum, stemmte meine Fäuste in die Hüften und fragte mit
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