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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gruppe trennen können. Und aus denen rauskriegen, was sie vorhaben.«
    »Ist doch wohl völlig klar, was die vorhaben!« Sie deutete auf Gullys Grab. »Und was passiert mit Ro und Pit, während wir ihnen folgen , verdammte Scheiße?« Jetzt schrie sie ihn an, und ihre Stimme zerschnitt die Stille. Ein paar hoffnungsvolle Krähen flogen aus dem Baumwipfel auf.
    Lamms Mundwinkel zuckten, aber er sah sie nicht an. »Wir folgen ihnen.« Als hätten sie das schon beschlossen. »Vielleicht können wir darüber reden. Oder sie zurückkaufen.«
    »Sie kaufen? Die brennen unseren Hof nieder, hängen unseren Freund auf, stehlen unsere Kinder, und du willst ihnen dafür auch noch Geld bezahlen ? Du bist so ein verdammter Feigling!«
    Er sah sie immer noch nicht an. »Manchmal muss man eben ein Feigling sein.« Seine Stimme war rau. Knirschte in seiner Kehle. »Kein Blutvergießen wird diesen Hof wieder aufbauen, und Gully wird davon auch nicht mehr lebendig. Das ist geschehen. Wir können nur noch versuchen, die Kleinen auf irgendeine Weise zurückzuholen. Unversehrt.« Das Zucken ging jetzt von seinem Mundwinkel über die vernarbte Wange bis zu seinem Auge. »Und dann sehen wir weiter.«
    Als sich der Karren in der untergehenden Sonne ruckartig in Bewegung setzte, sah sie sich ein letztes Mal um. Ihr Zuhause. Ihre Hoffnungen. Wie ein einziger Tag alles verändern kann. Nichts war geblieben außer ein paar verbrannten Balken, die in den sich rötenden Himmel ragten. Man braucht keine großen Träume. Sie fühlte sich so niedergeschlagen wie noch nie zuvor in ihrem Leben, dabei hatte sie schon einige schlimme, dunkle, niederschmetternde Dinge erlebt. Plötzlich hatte sie kaum noch die Kraft, ihren Kopf hoch zu halten.
    »Wieso mussten sie denn alles abbrennen?«, flüsterte sie.
    »Manche Männer zünden einfach gerne was an«, sagte Lamm.
    Sie sah zu ihm hinüber, wie sich die Umrisse seiner zerklüfteten Züge unter dem ramponierten Hut abzeichneten und die fast erloschene Sonne sich schimmernd in einem Auge fing, und sie dachte, wie seltsam es war, dass er so ruhig blieb. Ein Mann, der nicht den Mut hatte, um mehr Geld zu feilschen, dachte völlig gefasst über Tod und Entführung nach. Und betrachtete das Ende all dessen, wofür sie je gearbeitet hatten, ganz realistisch.
    »Wie kannst du so ruhig dasitzen?«, wisperte sie. »So, als … als ob du gewusst hättest, dass das passieren würde.«
    Er sah sie immer noch nicht an. »So was passiert doch ständig.«

DER EINFACHE WEG
    I ch habe viele Enttäuschungen erlebt.« Nicomo Cosca, Generalhauptmann der Kompanie der Gütigen Hand, stützte sich bei diesen Worten steif auf einen Ellenbogen, als er sich zurücklehnte. »Ich denke, dass jeder große Mann sich ihnen stellen muss. Dass er sich von Träumen verabschiedet, die durch Verrat zerstört wurden, um neue zu finden, die er verwirklichen kann.« Grimmigen Blickes sah er nach Mulkova hinüber, der brennenden Stadt, von der sich Rauchsäulen in den blauen Himmel erhoben. »Ich habe mich von sehr vielen Träumen verabschiedet.«
    »Das hat sicherlich enorm viel Mut erfordert«, sagte Sworbreck, dessen Augengläser kurz aufblitzten, als er von seinen Notizen aufblickte.
    »In der Tat! Ich kann nicht mehr zählen, wie oft einer meiner Feinde in vorschnellem Optimismus voreilig meinen Tod verkündete. Vierzig Jahre Prüfungen, Kämpfe, Herausforderungen, Verrat. Wenn man lange genug lebt … dann sieht man, wie alles zerstört wird.« Cosca schüttelte die Erinnerungen ab. »Aber zumindest war es nicht langweilig! Und was haben wir für Abenteuer dabei erlebt, nicht wahr, Tempel?«
    Tempel verzog das Gesicht. Zu seinen persönlichen Erfahrungen der letzten fünf Jahre zählten gelegentliche Angst, häufige Langeweile, in regelmäßigen Abständen auftretender Durchfall und die Erkenntnis, dass man zwar der Pest nicht aus dem Weg gehen konnte, auch wenn man das noch so sehr versuchte, aber zumindest dem Kämpfen, wobei man Kämpfe mindestens ebenso sehr hasste wie die Pest. Aber er wurde nicht dafür bezahlt, die Wahrheit zu sagen. Im Gegenteil.
    »Wahre Heldentaten«, sagte er.
    »Tempel ist mein Rechtskundiger. Er bereitet die Verträge vor und achtet darauf, dass sie erfüllt werden. Einer der schlauesten Drecksäcke, die mir je begegnet sind. Wie viele Sprachen sprechen Sie, Tempel?«
    »Richtig flüssig lediglich sechs.«
    »Er ist der wichtigste Mann in der ganzen verdammten Kompanie! Abgesehen von mir natürlich.« Eine
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