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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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Handelsguth kommen. Wir sollten zusammenhalten, jedenfalls jene von uns, die schon eine Weile da sind.«
    »Ich interessiere mich nicht für Politik.« Scheu interessierte sich genau genommen für nichts – was durchaus Ärger mit sich bringen konnte.
    »Das tun die wenigsten von uns«, sagte Clay, »aber manchmal interessiert sich die Politik für uns. Die Unionisten werden kommen, und sie bringen Gesetze mit.«
    »Gesetze sind doch vielleicht keine so schlechte Sache«, heuchelte Scheu.
    »Vielleicht nicht. Aber sie ziehen Steuern nach sich, so sicher wie ein Esel einen Karren.«
    »Kann nicht behaupten, dass ich mich für Steuern begeistern werde.«
    »Ist nichts weiter als eine etwas feinsinnigere Art der Leichenplünderung, oder nicht? Da lasse ich mich lieber ehrlich von einem mit Maske und Dolch berauben, als dass mir so ein blutarmer Drecksack mit Feder und Papier zu Leibe rückt.«
    »Keine Ahnung, was ich davon halten soll«, murmelte Scheu. Die Leute, die sie ausgeraubt hatte, hatten allesamt nicht so ausgesehen, als seien sie über diese Erfahrung besonders glücklich, manche hatten sogar einen ziemlich gegenteiligen Eindruck gemacht. Sie ließ die Münzen wieder in den Beutel gleiten und zog die Schnur zu.
    »Na, was hat die Zählung ergeben?«, fragte Clay. »Fehlt was?«
    »Diesmal nicht. Aber verlass dich drauf, dass ich trotzdem weiter wachsam bleiben werde.«
    Der Kaufmann grinste. »Ich habe nichts anderes erwartet.«
    Sie suchte einige Sachen zusammen, die sie brauchten – Salz, Essig, ein wenig Zucker, da der nur gelegentlich zu bekommen war, einen Keil getrocknetes Rindfleisch sowie einen halben Sack Nägel, zu dem Clay natürlich den vorhersehbaren Witz machte, dass sie selbst doch schon genug Stacheln hatte. Sie konterte mit dem ebenso vorhersehbaren Witz, dass sie dann ja leicht seine Nüsse an sein Bein nageln könnte, woraufhin Lamm ebenfalls vorhersehbar erklärte, Clays Nüsse seien so klein, dass man da gar keinen Nagel hindurchbekäme. Sie alle lachten ein wenig über die Schlagfertigkeit der anderen.
    Beinahe hätte sie sich dazu hinreißen lassen, ein neues Hemd für Pit zu kaufen, obwohl sie sich das eigentlich nicht leisten konnten, aber dann kaufte sie lieber Nadel und Faden, um ihm eins aus Lamms altem zu nähen. Wahrscheinlich bekam sie aus einem abgelegten Stück von Lamm fünf für Pit, so dürr war der Junge. Die Nadeln waren von einer neuen Art, und Clay sagte, dass sie in Adua von einer Maschine gefertigt wurden, Hunderte mit einem einzigen Druck, und sie lächelte, als sie daran dachte, was Gully dazu sagen würde, wie er sein weißes Haupt schütteln und brummen würde, Nadeln aus einer Maschine, was denen wohl als Nächstes einfällt, während Ro sie in ihren flinken Fingern hin und her drehte und herauszufinden versuchte, wie das wohl funktionierte.
    Sie hielt ganz kurz vor den Schnapsflaschen inne, deren Glas bernsteinfarben in der Dunkelheit glänzte, zwang sich dann aber, darauf zu verzichten, feilschte härter denn je mit Clay über die Preise, und dann waren sie fertig.
    »Dass du dich ja nie wieder in diesen Laden hereinwagst, du verrückte Schlampe!«, schrie ihr der Händler nach, als sie neben Lamm auf den Wagen kletterte. »Du hast mich beinahe ruiniert!«
    »Nach der nächsten Ernte?«
    Er hob eine fleischige Hand, als er sich wieder seinen Kunden zuwandte. »Joh, bis dann.«
    Sie beugte sich hinunter, um die Wagenbremse zu lösen, und hätte dabei fast in den Bart des Nordmanns gefasst, den Lamm zuvor beinahe umgestoßen hatte. Er stand direkt neben dem Karren und runzelte die Stirn, als versuchte er, eine unscharfe Erinnerung wieder klar zu bekommen, die Daumen in einen Schwertgurt gehängt, das große, schlichte Heft nahe bei der Hand. Eine ungeschlachte Gestalt mit einer Narbe neben dem Auge, deren gezackte Linie sich in seinem struppigen Bart verlor. Scheu sah weiterhin freundlich drein, während sie verstohlen ihr Messer zog und die Klinge so drehte, dass sie hinter ihrem Arm versteckt lag. Es war immer besser, ein wenig Stahl in Griffweite zu haben, auch wenn es vielleicht gar keinen Ärger gab, als wenn man in Schwierigkeiten geriet und dann ohne Klinge dastand.
    Der Nordmann sagte etwas in seiner Sprache. Lamm sank noch ein wenig mehr auf seinem Sitz zusammen und sah sich nicht einmal nach ihm um. Wieder sprach der Nordmann. Lamm brummte eine kurze Entgegnung, dann schnalzte er mit den Zügeln, und der Karren setzte sich in Bewegung. Scheu wurde von
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