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Blutkirsche

Blutkirsche

Titel: Blutkirsche
Autoren: Gudrun Weitbrecht
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für längere Zeit“, sagte Mike resigniert.
    „Aber erst nachdem Sie die Sache mit Ihrem Einbruch in Kohls Laube erledigt haben“, ermahnte Anne Fink. Sie sah sich noch einmal um. „Zu schade!“

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    |208| 23
    Am Dienstag schien sich die Wetterlage beruhigt zu haben, die Sonne schien. Anne betrat das Büro und öffnete das Fenster. Sie atmete tief durch. Marco stürmte herein. „Auf Ihrem Schreibtisch liegt das Ergebnis der Todesursache unserer Beetleiche.“
    „So schnell?“, fragte Anne erstaunt und blätterte die Unterlagen durch. „Wir waren doch erst gestern Morgen bei der Autopsie! Es ist tatsächlich Ricardo Fiori. Vergiftet!“
    „Ja, diesmal kam der Laborbefund ruckzuck.“
    Anne und Marco lachten. Hoffentlich hörte Berger sie nicht.
    „Falls Wilma Fiori ihren Mann umgebracht hat, können wir sie leider nicht mehr zur Rechenschaft ziehen.“
    Marco pflichtete Anne bei. „Sie haben recht! Was ist denn mit der anderen Sache, der Sie nachgehen wollten, Chefin?“
    „Da erzielten wir ebenfalls einen Durchbruch.“ Anne fuhr ihren Computer hoch. „Die DNS-Abgleiche sind positiv. Das Baby vom städtischen Häckselplatz ist das von Natalie und ihrem Stiefvater. Ich vermute mal, dass Harry Kohl es irgendwie geschafft hat, die Schwangerschaft seiner Tochter geheim zu halten. Diese Natalie war ja noch ein Kind und ist nicht besonders helle. Und als das Mädchen zu Hause niedergekommen ist, hat Kohl den Beweis seines Missbrauchs – das Neugeborene – in Zuffenhausen auf dem Kompostierplatz abgelegt, damit es stirbt. Wir haben wahrscheinlich das Motiv von Natalie gefunden, ihren Stiefvater töten zu wollen. Das ist bei diesem Fall das Besondere, manchmal ist eine Täterin auch Opfer.“
    „Kohl, dieses Dreckschwein“, grummelte Marco. „Nur zu gerne hätte ich den hinter Gittern gesehen, aber der hat auch so sein Fett wegbekommen.“
    „Du meinst, die Natur nimmt eine ausgleichende Gerechtigkeit vor?“, fragte Anne.
    „Vielleicht, hoffen wir mal!“ Marco seufzte. „Merkwürdig finde ich, dass die Nachbarn oder die Schule die Schwangerschaft nicht bemerkt haben.“
    |209| „Weißt du Marco, es gibt Frauen, die ein Kind erwarten und ganz erstaunt sind, dass da plötzlich eine Geburt anfängt. Verdrängung nennen die Fachleute das. Viele Kindsmörderinnen berichten von so einem Erlebnis. Es erscheint uns natürlich völlig unglaubwürdig, aber anscheinend gibt es das tatsächlich.
    Ich weiß auch nicht, warum eine Schwangerschaft und ein fehlendes Baby nicht auffallen. Sicher hat der eine oder die andere sich gedacht: Die ist aber dick geworden. Aber wer denkt denn so etwas bei einer noch nicht einmal Dreizehnjährigen? Selbst ich hätte da von vornherein keinen Verdacht. In der Schule habe ich nachgefragt, Natalie war schon länger krankgemeldet.“
    Marco nickte bestätigend und sagte: „Wissen Sie, was ich mich noch mehr erstaunt, dass die Mutter von Natalie nichts davon mitbekommen hat. Sie soll über Nacht verstorben sein, obwohl sie anscheinend vollkommen gesund war.
    „Ja, mich erstaunt das ebenso“, sagte Anne. „Da der Todestag von Frau Kohl nur kurz vor der Geburt des Babys von Natalie liegt, vermute ich mal, dass Harry Kohl beim Tod seiner Frau seine Finger im Spiel hatte. Schließlich kam er durch seinen Beruf an genügend Medikamente heran, konnte unbemerkt so seine Frau beseitigen und den Mord an ihr vertuschen. Aber um den Beweis zu erbringen, müssten wir Frau Kohl exhumieren lassen und ich habe da meine Zweifel, ob der Richter dem zustimmt.“ Anne sortierte ihre Papiere und legte die Akten in eine Asservatenkiste.
    „Chefin, das glaube ich auch nicht, es besteht kein öffentliches Interesse und wäre Verschwendung von Steuergeldern, da dem Gesetz mit einer Verhaftung und Verurteilung nicht Genüge getan werden kann“, erwiderte Marco. „Aber hätte nicht der Arzt, der die Leichenschau bei Frau Kohl gemacht hat, bemerken müssen, dass da was nicht stimmt?“
    „Ja, eigentlich schon. Aber wenn zum Beispiel an einem Sonn- oder Feiertag jemand stirbt, kann es sein, dass die Leichenschau nicht der Hausarzt, sondern ein Hals-Nasen-Ohrenarzt oder ein Psychiater vornimmt. Mediziner, die seit dem Studium keine Leiche mehr gesehen haben und gerufen werden, nur weil sie gerade für den Notdienst eingeteilt sind“, war Annes Erklärung.
    „Ich kenne Fälle, da werden selbst Schussverletzungen übersehen und der Totenschein auf einen natürlichen Tod ausgefüllt“, meinte
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